Im ersten Prozesstag rund um die Tierquälereien in der Viehsammelstelle der Firma Mecke in Werne stockte den Zuschauern bei der Schilderung der Grausamkeiten oft der Atem. So auch bei einer besonders abstoßenden Praktik: den gequälten und abgemagerten Tieren wurden Unmengen von Blut abgezapft. Grund: Damit ließen sich profitable Geschäfte machen.
Rückblick: Von Mai bis Juli 2021 hatte die Soko Tierschutz nach einem Tipp versteckte Kameras in der Viehsammelstelle der Firma Mecke an der Lünener Straße in Werne angebracht. Die Kameras dokumentierten verschiedenste und wiederkehrende Tierquälereien. Sie zeichneten aber auch eine zunächst seltsam erscheinende Praxis auf. Die Männer vor Ort zapften den Tieren Blut ab. Viel Blut. Blut, das offenbar nicht für die Weiterverwertung im Schlachtbetrieb gedacht war. Wofür dann?
Soko verfolgte Lieferwagen
„Auf den Video-Aufnahmen bei Mecke ist uns dann ein Lieferwagen einer Firma aus dem Hessischen für sogenannte Nährstofftechnik aufgefallen. Den Wagen haben wir schließlich verfolgt“, sagt Friedrich Mülln, Chef der Soko Tierschutz im Gespräch mit der Redaktion. Es stellte sich heraus, dass diese Firma Blutprodukte, etwa Plasma oder Serum, aus Tierblut verkaufte.
Auf der Homepage der Firma sei damals mit einem eigenen Hof geworben worden, wo die Spendertiere - Rinder, Schweine, Schafe, etc. - gehalten würden. Friedrich Mülln: „Laut unseren Recherchen gab es diesen Hof gar nicht.“ Stattdessen gab es offenbar Leute wie Marko Mecke, die ihre Tiere für das Abzapfen des Blutes zur Verfügung stellten.

Grausam und quälend für Tiere
Auch dabei ging es grausam und quälend für die Tiere zu. Das belegt alleine schon die Wortwahl, mit der die Männer zu Werke gingen. „Die kannst du auch leer machen“ hat der angeklagte ehemalige Mecke-Mitarbeiter zu dem Bluthändler gesagt. Den ohnehin schon geschwächten und unter Durst leidenden Tieren wurde viel mehr Blut abgenommen als medizinisch vertretbar.
Richterin Beatrix Pöppinghaus fragte den Angeklagten gezielt nach dieser Praxis. Nach übereinstimmender Experten-Meinung dürfte man gesunden Rindern maximal 3,75 Liter Blut entnehmen. Aber auch nur, wenn man den Verlust nachher durch die Gabe von isotonischer Nährstofflösung ausgleiche. „Aber die Tiere haben noch nicht einmal Wasser bekommen. Geschweige denn eine solche Nährstofflösung“, so Pöppinghaus.
Bluthändler ging auf Tauchstation
In der anschließenden Vernehmung verwies der Angeklagte auf seinen Ex-Chef, „der das so haben wollte“. Er verteidigte sich damit, dass er nach der Rechtmäßigkeit gefragt habe: „Aber mir wurde gesagt, es sei alles in Ordnung, die Behörden wüssten Bescheid.“ Eigentlich wollte er mit dem Blut abzapfen nichts zu tun haben, „aber der Chef wollte mich da anlernen“. Die Richterin fragte den 40-jährigen Angeklagten: „Warum haben Sie sich dafür hergegeben?“ Der zuckte nur mit den Schultern.
Als der Bluthändler merkte, dass er ins Visier der Soko Tierschutz geraten ist, „ging er auf Tauchstation“, sagt Friedrich Mülln. Er habe letztlich seine Firma verkauft, die unter geändertem Namen in NRW weiter existiert und nach wie vor Blutprodukte anbietet. Ein halber Liter Rinderserum kostet laut Internetseite 86,50 Euro.
Bis zu zwölf Liter Blut auf einen Schlag soll der Angeklagte den gequälten Tieren laut Anklageschrift abgezapft haben.
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