Der traditionelle Martinsumzug der Kita St. Johannes fällt in diesem Jahr kurz aus. © dpa
Martinsumzug
Martinsumzüge fallen wegen neuer Auflagen erstmals kürzer aus
Umzüge, die über öffentliche Straßen führen, unterliegen neuen Richtlinien. Das führt dazu, dass die Martinsumzüge der katholischen Kitas kürzer ausfallen. Zum Unverständnis vieler Eltern.
von Andrea Wellerdiek
Werne
, 26.09.2018 / Lesedauer: 4 minDie Nachbarn, die ihre Fenster geschmückt haben, winken den Kindern zu, erfreuen sich an den leuchtenden Kinderaugen und Laternen. Die Mädchen und Jungen ziehen durch die Siedlung und singen, die Eltern gehen mit Fackeln neben ihnen her. Es ist immer eine besondere Atmosphäre, die beim Martinsumzug der Kita St. Johannes herrscht. Doch in diesem Jahr wird alles anders sein. Der Grund: Seit Anfang des Jahres gelten neue Auflagen für Straßenumzüge. Und die zwingen die Verantwortlichen der Kitas zum Umdenken.
Ordner müssen Vereine selbst stellen
„Natürlich werden wir St. Martin weiter gebührend feiern. Es wird an allen vier Kitas auch ein Martinsspiel geben. Allerdings wird es immer nur einen kleinen Umzug gehen, der auf kirchlichen Grundstücken stattfindet“, erklärt Stefanie Heider, Verbundleitung für die Kitas in Trägerschaft der Kirchengemeinde St. Christophorus. Auf diese Weise umgehen die Verantwortlichen die neuen rechtlichen Auflagen, die nur gelten, wenn ein Umzug auf öffentlichen Straßen stattfindet.
Den Umzug zu sichern, ist nunmehr Aufgabe des Veranstalters. Denn die Kreispolizeibehörde, die die neuen Auflagen an die Behörden weitergegeben hat, zieht sich aus dem Begleitschutz zurück. Aus personellen Gründen, erklärte Thomas Röwekamp, Pressesprecher der Polizei. Deshalb müssen die Vereine nun selbst Ordner abstellen. „Ab 50 Personen aufwärts müssen Ordner mitgehen“, erklärt Michael Laschitza von der Stadt Werne.
Stadt leiht Rundumleuchten aus
Vorne und hinten muss jeweils ein Fahrzeug mitfahren. Die Fahrzeuge müssen mit einer Rundumleuchte ausgestattet sein. Vier dieser Leuchten hat die Stadt zur Verfügung. Nach Bedarf können die Vereinsverantwortlichen die Lampen ausleihen. Bislang sei dies in vier Fällen vorgekommen, so Laschitza. Bisher seien ausschließlich Schützenvereine auf ihn zugekommen. Ob Vereine aufgrund der neuen Regelung Umzüge abgesagt haben, kann Laschitza nicht sagen. Nur so viel: „Alle bei uns gestellten Anfragen für Straßenumzüge sind auch genehmigt worden“, sagt er.
Um über die neuen Regelungen zu informieren, hatten die Verantwortlichen der Stadt die Vertreter aus Schützenvereinen und der Kirchengemeinden Anfang des Jahres eingeladen. Auch die Verantwortlichen um Stefanie Heider aus der Verbundleitung der Kitas wussten seitdem von den neuen Richtlinien. Eigene Ordner zu stellen sei nicht das eigentliche Problem, die Bürde der Verantwortung wiegt hingegen schwer. „Wir haben mit richtig vielen Kindern zu tun. Da ist es schwierig, das umzusetzen. Es ist auch eine Frage der Versicherung. Es ist ein sehr erhöhtes Risiko, auf das man sich einlassen muss. Ich möchte die Verantwortung nicht übernehmen“, erklärt Heider.
Kein Umzug mehr durch die Siedlung
Manchmal würde man aber auch organisatorisch an Grenzen stoßen. „Eine Auflage besagt, dass der Veranstalter mindestens mobil erreichbar sein muss. Wie soll das gehen, wenn alle Umzüge fast zeitgleich am 9. November stattfinden? Ich bin ja nur eine Person“, sagt Heider.
Nun also finden alle vier Umzüge auf Grundstücken der Kirche statt. „Vielleicht lässt sich so alles auch kindgerechter umsetzen. Die Kinder haben nicht den Wunsch, drei bis vier Kilometer durch die Stadt zu laufen“, sagt Heider. Vielleicht aber durch die Siedlung im Holtkamp. Dort gehen traditionell die Kinder der Kita St. Johannes an St. Martin mit den Erzieherinnen und der Familie durch die Straßen.
Die Nachbarn schmücken ihre Vorgärten, nehmen teil am Umzug. Am Wendehammer in der Straße Thünen findet immer das Martinsspiel statt. All das wird nun auf dem Kirchplatz St. Johannes, neben der Kita, eben auf dem eigenen Grundstück, stattfinden.
Bei den Eltern herrscht Unverständnis
Bei den Eltern der Kita-Kinder stößt das auf Unverständnis. „Wir finden es sehr schade. Das kann keiner verstehen. Da ist noch Aufklärungsarbeit nötig“, sagt Maria Ulrichs aus dem Elternrat der Kita St. Johannes. Sie selbst hat noch zwei ihrer drei Kinder in der Kindertagesstätte. Sie gingen mit den anderen Mädchen und Jungen in den Vorjahren gemeinsam mit den Erzieherinnen vor dem Martinsumzug durch die Siedlung an der Kirche St. Johannes, um für den Umzug zu werben.
„Der Austausch mit den Nachbarn wird leider fehlen“, erzählt Ulrichs. Viele von ihnen hatten sich stets an dem Umzug beteiligt, hatten Vorgärten und Fenster geschmückt. Ob sie zum Abschluss zum Kirchplatz kommen werden, muss sich zeigen. „Ich hoffe einfach, dass es weiterhin ein Besuchermagnet ist“, sagt Maria Ulrichs. Allein etwa 80 bis 150 Kinder nehmen an dem Umzug jährlich teil.
Dieses Mal wird er erstmals nur rund um die Kirche gehen – weil die neuen Sicherheitsvorkehrungen auf öffentlichen Straßen nur schwer umsetzbar sind. „Unsicher hat man sich bei dem Umzug aber noch nie gefühlt“, sagt Maria Ulrichs.
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