Im Werner Volksmund wird der schmale Verbindungsweg zwischen Marktplatz und Bonenstraße heute in der Regel als „Kroes-Passage“ bezeichnet - in Anlehnung an das Modehaus, das sich bis vor wenigen Jahren in dem Gebäude befand und aufgrund eines Wasserschadens umziehen musste. Nach umfangreichen Sanierungs- und Umbaumaßnahmen soll bald die Buchhandlung Bücher Beckmann hier einziehen. Aktuell versperrt allerdings noch ein Bauzaun den Durchgang, der nach Abschluss der Arbeiten wieder für Passanten freigegeben werden soll.
Wenn es nach den Grünen geht, wird die Passage dann auch einen anderen - ganz offiziellen - Namen tragen: „Synagogengasse“. Einen entsprechenden Antrag hat die Ratsfraktion für die kommende Sitzung des Ausschusses für Kultur, Partnerschaften, Stadtmarketing und Brauchtumspflege am 8. November vorbereitet.
Die Grünen fordern jedoch nicht nur eine offizielle Benennung samt entsprechender Beschilderung der Passage, sondern gehen in ihrem Antrag noch einen Schritt weiter: Die Fraktion will die Verwaltung darüber hinaus damit beauftragen „künftig an geeigneter Stelle Straßen nach ehemaligen jüdischen Werner Bürgerinnen und Bürgern oder Familien zu benennen“.
Keine Spuren im Straßenverzeichnis der Stadt
Mit diesem Vorgehen wolle man einen längst überfälligen Beitrag zur jüdischen Erinnerungskultur in Werne leisten, heißt es in der Antragsbegründung. Zumal im Straßenverzeichnis der Stadt keinerlei Hinweise auf die Spuren jüdischen Lebens zu finden seien.
Besagte Hinweise gibt es bislang lediglich in anderer Form. So erinnern etwa die Stolpersteine an die jüdischen Bürger, die einst in der Lippestadt lebten - und von denen viele in der Zeit des Nationalsozialismus in Konzentrationslager deportiert und ermordet wurden.
Ein neuer offizieller Name für die Passage zwischen Markt und Bonenstraße wäre der dritte Hinweis an dieser Stelle des Stadtgebiets. Denn dort befinden sich bereits zwei Gedenktafeln, die an den ehemaligen Standort der 1940 abgerissenen Synagoge sowie der jüdischen Schule erinnern.

Der Vorschlag, Straßen nach ehemaligen jüdischen Werner Bürgern zu benennen, ist keineswegs neu. Tatsächlich gab es solche Bestrebungen bereits in den 1980er Jahren. Auch 2006 und 2010 stand das Thema auf der Tagesordnung der politischen Gremien, wie aus den Sitzungsprotokollen hervorgeht. Mehr als ein sinngemäßes „Wir beschäftigen uns bei Gelegenheit mal damit“ kam jedoch nicht dabei herum.
Grüne Jugend, Jungsozialisten und Antifa reichten sogar mal eine Liste mit fast 300 Unterschriften ein, damit der Name Salomon auf einem der Straßenschilder auftaucht. Auch das ist bis heute nicht passiert. Geht es nach dem Willen der Grünen-Ratsfraktion könnte sich das möglicherweise bald ändern.

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