
© (A) Sylvia vom Hofe
„Manche haben panisch gebucht“: Großes Aufatmen nach Impfstart für Gruppe 3 in Werne
Corona-Impfung in Werne
Lehrer weiterführender Schulen, Lebensmittel-Beschäftigte und Drogerieangestellte können sich seit Donnerstagmorgen gegen das Coronavirus impfen lassen. Eines eint diese Gruppe: ein großes Aufatmen.
„Ich glaube, das war heute ein großes Aufatmen im Lehrerkollegium“, sagte der Schulleiter des St.-Christophorus-Gymnasiums (GSC) Thorsten Schröer am Donnerstagabend am Telefon. Nach Monaten der Ungewissheit, wann sich nach den Lehrkräften und Angestellten an den Grundschulen auch das Personal der weiterführenden Schulen impfen lassen können wird, wurden am Donnerstagmorgen (7. Mai) Teile der Prioritätsgruppe 3 freigeschaltet. Darunter neben den weiterführenden Schulen Mitarbeiter im Lebensmitteleinzelhandel, in Drogeriemärkten, Justizbeschäftigte, Gerichtsvollzieher und Steuerfahnder.
Im Falle des GSC hätten viele Kollegen schnell einen Impftermin bekommen, sagte Schröer. „Die Meisten können schon am Wochenende oder Anfang der Woche geimpft werden.“ Sowohl von Kollegen aus dem Kreis Unna wie aus Münster habe er gehört, dass sie bis einschließlich Dienstag Impftermine haben ergattern können. Eine beruhigende Nachricht sei das, auch für die Kinder, die voraussichtlich am 17. März wieder in die Schule kommen.
„Wir haben jetzt auch lange genug dafür gekämpft“
Anders als bei der landesweit katastrophalen Impfterminvergabe von 450.000 Extra-Dosen von Astrazeneca für die Über-60-Jährigen Anfang April scheint es derzeit keine großen Probleme bei der Registrierung bei der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) und der Terminbuchung zu geben. „Das war total tiefenentspannt. Man musste sich einmalig registrieren wie bei einem Newsletter“, sage Schröer. Auf der Impftermin-Seite dann habe er sogar zwischen mehreren Terminen wählen können. Aus drei Terminen konnte Schröer dann auch für die Zweitimpfung wählen.
„Ich habe von Leuten gehört, die panisch einen Termin gebucht haben und dann, weil sie einen anderen Termin vergessen hatten, umbuchen oder absagen mussten. Das scheint professionalisiert worden zu sein“, so der Schulleiter. Denn auch das habe problemlos geklappt. „Wir haben jetzt auch lange genug dafür gekämpft.“
Als „sensationell“ bezeichnete Clemens Overmann vom gleichnamigen Lebensmittelgeschäft auf der Steinstraße die Nachricht, dass nun auch Mitarbeiter des Lebensmitteleinzelhandels sich impfen lassen können. „Wir machen uns schon auf die Socken.“ Er selber sei zwar schon geimpft, da er zu den glücklichen Auserwählten der Impflotterie der Stadt Werne gehörte, so Overmann. Aber nun geht es auch für seine Mitarbeiter voran. „Ich habe dem Gesundheitsamt schon vor 2 Monaten geschrieben, weil wir starken Kundenkontakt haben, auch zu Schulen. Wir haben in der Woche 3000 Kunden, ich kann mir vorstellen, dass es welche gibt, die weniger Kontakt haben, um es mal vorsichtig auszudrücken. Wir wollen uns aber auch nicht vordrängeln.“
Kai Schäper: „Wir saßen schon auf heißen Kohlen“
Für seinen Mitarbeiter Kai Schäper ist die Freigabe der Prio-Gruppe 3 nun der Startschuss für seine Impfung und die seiner Kolleginnen und Kollegen: „Das ist ja erstmal eine riesen Erleichterung. Wir saßen vorher schon auf heißen Kohlen. Die Kollegen waren schneller als ich, ich habe meinen Termin in drei Wochen.“ Ihn freue besonders die Aussicht darauf, dass man zumindest ein bisschen Freiheit zurückerlange.
„Wir haben ja die ganze Zeit Kundenkontakt, wir sind ja hart am Mann, das muss man ja schon sagen. Das war eine große Verunsicherung am Anfang. Man fällt ja auch in so eine Ohnmacht und weiß nicht, was los ist. Da ist die Impfung ein kleiner Lichtblick.“ Auch bei ihm habe die Online-Buchung seines Termins problemlos geklappt. Viele seiner Kollegen hingegen ließen sich auch beim Hausarzt impfen.
Gebürtige Münsterländerin, seit April 2018 Redakteurin bei den Ruhr Nachrichten, von 2016 bis 2018 Volontärin bei Lensing Media. Studierte Sprachwissenschaften, Politik und Journalistik an der TU Dortmund und Entwicklungspolitik an der Philipps-Universität Marburg. Zuletzt arbeitete sie beim Online-Magazin Digital Development Debates.
