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Einzelhändlerin Silke Wilmes zu strengen Corona-Regeln: „Es muss sich endlich etwas ändern“
Corona in Werne
Mögliche Lockerungen für Gastronomie und Einzelhandel, darum soll es beim nächsten Bund-Länder-Treffen gehen. In Werne blickt man mit gemischten Gefühlen auf mögliche Veränderungen.
Am Mittwoch (16. Februar) ist es wieder einmal so weit: Bund und Länder tagen bei der Ministerpräsidentenkonferenz. Es sollen mögliche Lockerungen im Umgang mit der Corona-Pandemie beschlossen werden. Das geht aus einer aktuellen Beschlussvorlage hervor, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (kurz RND) vorliegt.
Neue Regeln soll es beispielsweise für Gastronomie, Einzelhandel aber auch für private Treffen und Großveranstaltungen geben. Laut der Vorlage könnte dann die derzeitige 2Gplus-Regel in Restaurants, Cafés und Kneipen ab dem 4. März gelockert werden. Stattdessen würde erneut die schon bekannte 3G-Regel greifen.
Diese Veränderungen betreffen natürlich auch Gastronominnen und Gastronomen aus der Lippestadt. Andreas Nozar, Inhaber des Stilvoll im Rathaus, bewertet diese Entwicklung grundsätzlich positiv: „Das macht die Kontrollen einfacher“, sagt er.
Dennoch sei es anstrengend, sich ständig mit neuen Beschlüssen konfrontiert zu sehen. Das habe verschiedene Gründe: „Einerseits muss ich mein Team immer wieder einweisen und wenn sich dauernd etwas verändert, kommt man da gar nicht hinterher.“
„Gäste haben mit steigendem Alkoholpegel weniger Verständnis“
Außerdem stehe er in der Verantwortung, dass die Regeln auch tatsächlich eingehalten werden. „Leider haben manche Gäste mit steigendem Alkoholpegel kein Verständnis dafür und werden auch mal ausfällig.“
Trotz allem merke er langsam, dass das Geschäft wieder an Fahrt aufnehme. „Die Leute haben keine Lust mehr, nur Zuhause zu sitzen. Die möchten mal wieder was erleben“, so Andreas Nozar. Glücklicherweise stünde langsam der Frühling mit hoffentlich gutem Wetter vor der Tür, denn auch das belebe das Geschäft.
Björn Lepke ist einer der beiden Betreiber vom Strobels im Solebad. Er stimmt in vielen Punkten seinem Kollegen Andreas Nozar zu: „Das Portfolio potenzieller Gäste wird mit der Lockerung von 2Gplus auf 3G vergrößert und rein wirtschaftlich gesehen ist das natürlich gut für uns.“ Denn tatsächlich habe er beobachtet, dass sich die Besucherzahlen in seinem Restaurant unter der 2Gplus-Vorschrift reduziert haben.
Zuversichtlicher Blick ins Frühjahr
Gleichzeitig schwinge bei dem Ausblick auf nahende Lockerungen auch Verunsicherung mit: „Mein subjektiver Eindruck ist, dass eine aktuelles negatives Testergebnis immer am meisten Sicherheit gibt.“ Dass es langsam aber sicher weniger Vorschriften geben solle, sei dennoch ein Mut machendes Signal.
Und egal um welche Vorschriften es gehe, so der Gastronom, er werde sich nach wie vor daran halten. Nervig sei es dennoch: „Das ständige Kontrollieren hinterlässt ein merkwürdiges Gefühl. Ich habe dann den Eindruck, ich arbeite beim Ordnungsamt, nicht im Restaurant.“
Auch Björn Lepke blickt mit Zuversicht auf das nahende Frühjahr: „Wenn die Leute erst wieder draußen sitzen können, wird es noch mehr positive Veränderungen geben.“

Björn Lepke blickt mit Zuversicht auf das kommende Frühjahr. © Jörg Heckenkamp (Archiv)
Anne Kroes, Inhaberin vom Hotel Ickhorn am Werner Marktplatz, sieht hingegen die aktuell geltende 2Gplus-Regelung sehr entspannt. „Die Kontrollen sind für uns mittlerweile Routine“, sagt sie. Für sie mache eine Rückkehr zu 3G deshalb keinen nennenswerten Unterschied. „Es wird höchstens mal etwas stressig, wenn wir gerade starken Ansturm im Restaurant haben. Dann kann es für die Gäste mal ein wenig länger dauern.“
Nur noch Maskenpflicht im Einzelhandel?
Veränderungen im Umgang mit Corona-Vorschriften könnten auch auf den Einzelhandel zukommen. Hier gilt derzeit 2G. Doch bald schon ist vielleicht nur noch das Tragen einer medizinischen Maske oder einer FFP2-Maske von Nöten.
Hubertus Waterhues ist Buchhändler und Vorstandsmitglied der Aktionsgemeinschaft „Wir für Werne“. Seiner Meinung nach ist das Tragen einer FFP2-Maske, neben einem vollständigen Impfschutz, das entscheidende Mittel in der Pandemie-Bekämpfung. „Wichtig ist natürlich, dass die Maske dann auch korrekt getragen wird.“
Zwar könne er verstehen, dass der eine oder die andere den Mund-Nasen-Schutz als störend empfinde, aber, so betont er, diese Maßnahme sei für jeden leistbar.
Der Buchhandel gilt zwar mittlerweile als Laden des täglichen Bedarfs, doch weiß der Inhaber von Bücher Beckmann: „Wenn die Hütte brennt, muss man dagegen natürlich was machen. Auf Dauer darf es aber nicht die Aufgabe von Privatwirtschaftlern sein, die Kunden zu kontrollieren.“

Buchhändler Hubertus Waterhues erachtet, neben einem vollständigen Impfschutz, das korrekte Tragen einer FFP2-Maske als besonders sicher. © Janka Hardenacke
Der Kreativladen Knüllerkiste aus Werne ist akut von der 2G-Regel betroffen und diese hat, so beschreibt es Inhaberin Silke Wilmes, große Auswirkungen auf das Geschäft. „Das ist für viele meiner Kunden eine große Hemmschwelle“, sagt die Einzelhändlerin. Sie hoffe deshalb stark, dass schon bald nur noch die Maskenpflicht gelte, denn das spüle, so hofft sie, wieder mehr Käufer in ihr Geschäft.
Und auch, wenn die meisten Kunden mit Verständnis auf Maßnahmen und Kontrollen reagierten, sieht sie eindeutig die Notwendigkeit der Lockerungen: „Es muss sich endlich etwas ändern!“
Im Sauerland aufgewachsen, in Frankfurt am Main und in Münster studiert und dabei immer „irgendwas mit Medien“ gemacht. Schließlich den Weg ins Ruhrgebiet gefunden: zuerst als Volontärin bei Lensing Media, seit April 2023 Redakteurin bei der Recklinghäuser Zeitung. Hört gerne zu und schreibt noch lieber auf.