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Lippebrücke: Wie man 2000 Tonnen Stahl und Beton über 15 Meter verschiebt
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Die Konstruktion für die neue Lippebrücke ist schon länger fertig. Nun muss der tonnenschwere Baukörper aus Stahl und Beton an den richtigen Platz: Dabei legt er eine Strecke von 15 Metern zurück.
Thorben Roeloffs, Daniel Lueb und ihre Leute haben in der Nacht zu Freitag 500 Elefanten verschoben und damit etwas für Fischotter getan. Nun gut, die Elefanten sind eher symbolisch gemeint: Sie wiegen ungefähr 2000 Tonnen, hat Projektleiter Roeloffs von Straßen NRW ausgerechnet. Und das entspricht in etwa dem Gewicht neuen Lippebrücke, die Lueb und seine Kollegen von der Firma Eiffage zwischen Bergkamen und Werne gebaut haben.
Der 60 Meter lange Brückenkörper ist schon länger fertig, es sind auch schon Autos darüber gerollt. Aber nun muss er noch an den richtige Stelle gerückt werden. Dorthin, wo bis vor einiger Zeit noch die alte Brücke lag, die 1942 gebaut und inzwischen abgerissen wurde.
Die Brücke wird um 20 Zentimeter angehoben
Das bedeutet für die Leute von Straßen NRW und Eiffage: Eine Stahlverbundbrücke aus einer Kombination von mehreren Stahlträgern und einer Fahrbahnplatte aus Stahlbeton über eine Strecke von 15 Metern zu verschieben. Und sie vorher noch um 20 Zentimeter anzuheben, damit sie auch auf die Widerlager passt.

Beim Verschub wird die Brücke mehr gezogen als geschoben. © Stefan Milk
Das Heben funktioniert mit Hydraulikzylindern, die an den Brückenlagern angebracht sind und mit Hydrauliköl arbeiten. Um die Brücke seitwärts zu bewegen, kommt der so genannte Verschubschlitten zum Einsatz. Wobei der Name ein wenig täuscht, wie Roeloffs erklärt: Das Gerät befindet sich auf der Westseite der Werner Straße, dort wo die neue Brücke hin soll.
Und es zieht mehr, als dass es schiebt. Entscheidend ist allerdings, dass sich der Brückenkörper bewegt. Bisher lag er direkt neben der Fußgänger- und Radfahrerbrücke über die Lippe und diente als Behelfsquerung, so lange die Bauarbeiter die Reste des alten Bauwerks entfernten und die neuen Widerlager herstellten.
Der Brückenverschub dauert vier Stunden
Die Brücke auf die zu verschieben, dauert es gar nicht so furchtbar lange. „Theoretisch ginge das in einer Stunde“, meint Roloffs. Realistischerweise rechnet er aber mit vier. Danach muss die Brücke noch an die Straße angeschlossen werden. Die Vollsperrung soll deshalb erst am Mittwoch aufgehoben werden.

Beim Verschub wird die Brücke mehr gezogen als geschoben. © Stefan Milk
Dann dürfen auch wieder Lkw über die Brücke fahren. Die Autofahrer müssen sich noch auf Behinderungen einstellen, die Bauarbeiten dauern bis zum Jahresende.
Und was ist mit den Fischottern? Schwimmen nicht unter Brücken her. Deshalb baut Straßen NRW den Tieren einen eigenen Weg am Ufer unterhalb der Brücke. Bei Kosten von 8 Millionen Euro dürfte dieser Beitrag zum Naturschutz finanziell nicht ins Gewicht fallen.
1967 in Ostwestfalen geboren und dort aufgewachsen. Nach Abstechern nach Schwaben, in den Harz und nach Sachsen im Ruhrgebiet gelandet. Erst Redakteur in Kamen, jetzt in Bergkamen. Fühlt sich in beiden Städten wohl.
