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Bekannter Werner Schachspieler und Lehrer stirbt im Alter von 75 Jahren
Todesfall
Er unterrichtete nicht nur über Jahrzehnte im Klassenzimmer sondern auch am Schachbrett: Der einstige AFG-Lehrer und Schachspieler Dr. Alfred Schreiber ist im Alter von 75 Jahren gestorben.
Wenn die Mitglieder des Schachclubs Werne von ihrem im Januar verstorbenen Vorsitzenden Dr. Alfred Schreiber berichten, dann fallen Begriffe wie „Mann der ersten Stunde“ und „Vordenker“. Diese Worte mischen sich in die tiefe Betroffenheit, die hier nach wie vor im Verein herrscht. Mit Schreiber habe man einen lieben Menschen verloren, der immer ein offenes Ohr für seine Mitmenschen hatte - und eben auch eine tragende Säule des Vereins war. Jemanden, der den Schachsport in der Lippestadt vorangebracht hat.
Denn als der gebürtige Essener in den 1970er Jahren in die Lippestadt kam, steckte der frisch gegründete Schachclub noch in den Kinderschuhen. Ähnlich wie das 1966 gegründete Anne-Frank-Gymnasium (AFG), an dem Schreiber bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2011 neben Mathematik und Katholischer Religionslehre auch Informatik unterrichtete.
Deutscher Schulschach-Meister mit dem AFG
Schreiber prägte die erfolgreichsten Jahre des Vereins mit - auch weil er Hobby und Beruf miteinander zu verbinden wusste. „Die Schulschach-AG lag ihm besonders am Herzen“, sagen die heutigen Vereinsmitglieder. In den Glanzzeiten gehörten besagter AG des Anne-Frank-Gymnasiums mehr als 40 Schülerinnen und Schüler an. Und die waren durchaus erfolgreich.
Sie dominierten in den 1990er Jahren viele Landessportwettkämpfe in Nordrhein-Westfalen und nahmen an zahlreichen Schulschachmeisterschaften teil. Die „Krönung“ war der Gewinn der Deutschen Schulschachmeisterschaft der Mädchen im Jahr 1996.

Den Nachwuchs hatte Alfred Schreiber (r.) immer im Blick. © Elisabeth Plamper (Archiv)
Wie sehr sich Teamspieler Schreiber für seinen Verein engagierte, zeigt die Anekdote eines heutigen Mitglieds. „Als ich in den 1980er Jahren bei der Bundeswehr war, hat Alfred meinen Kompaniechef angeschrieben und ihn davon überzeugt, dass ich für ein Mannschaftsspiel zurückkommen muss. Das hat dann auch geklappt“, erinnert sich Michael Schnelting.
Sein Mitstreiter Carsten Meya hat direkt ein Beispiel für Schreibers visionäre Seite parat: „Er hat sich eine Turnierform ausgedacht mit einem ganz komplizierten Punktesystem. Das hat eigentlich nur er selbst verstanden. Da kam der Mathematiker in ihm raus.“
Studium im Alter an der Uni Münster
Schreibers Interessen gingen dennoch weit über das Schachbrett hinaus. „Er hat sich sehr für Astronomie interessiert - und für Ahnenforschung. Meine Familiengeschichte hat Alfred bis ins 17. Jahrhundert rekonstruiert“, sagt Schnelting. Seinen Wissensdurst hatte der promovierte Theologe Schreiber ebenfalls nie verloren. Nachdem er das AFG verlassen hatte, tauschte er das Klassenzimmer gegen den Hörsaal ein und begann ein „Studium im Alter“ an der Uni Münster.
Dr. Alfred Schreiber hinterlässt seine Frau, zwei Kinder und eine Enkelin.

Ein Bild aus alten Zeiten: Zu Spitzenzeiten stellte der Werner Schachclub sechs bis sieben Mannschaften. © Privat
Geboren 1984 in Dortmund, studierte Soziologie und Germanistik in Bochum und ist seit 2018 Redakteur bei Lensing Media.
