Kritik nach lautem Rosenmontagsumzug IWK nimmt Stellung, Kinderarzt ordnet ein

Kritik nach Karnevalsumzug: IWK nimmt Stellung, Kinderarzt ordnet ein
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Rund 15.000 Menschen haben es sich am vergangenen Rosenmontag (3. März) in Werne nicht nehmen lassen, den Höhepunkt der Karnevalssession in der Innenstadt zu feiern. Lautstark tönte dabei der Umzug durch die Steinstraße. Und zahlreiche Besucher wohnten dem Spektakel bei. Ganz ohne Kritik verlief die Veranstaltung allerdings nicht. Unter anderem auf Facebook teile ein Nutzer seine Erfahrung von einem viel zu lauten Umzug.

„Was uns in den letzten Jahren schon aufgefallen ist, ist dass die diversen Partywagen extrem laut sind. Und zwar so laut, dass Kinder sich die Ohren zu halten und wir mehrere Kinder und Familien gesehen haben, die sich von den Wagen abgewendet haben. Krönender Abschluss ist für uns immer die kleine Aftershow Party auf dem Parkplatz des Schwimmbades. Das ist natürlich irgendwie alles inoffiziell, aber auch dort drehen die Wagen auch noch mal extrem auf“, schreibt der Nutzer in der Gruppe Aktuelles aus Werne. Während viele dem Nutzer ein Like auf seinen Beitrag gaben, äußerten andere Unverständnis über seine Kritik.

Karnevalsumzug in Werne 2025
Rund 40 Wagen sind in diesem Jahr Teil des Umzuges gewesen. © (A) Jura Weitzel

Auch im Gespräch mit uns berichteten Besucher von lautstarken Wagen, von denen sie, sobald der Zug einmal kurz zum Stehen kam, die „volle Dröhnung“ abbekamen. Wir haben daraufhin einmal mit der Interessengemeinschaft Werner Karneval gesprochen. „Auch an uns ist Kritik herangetragen worden von Leuten und Bekannten, die sich am Straßenrand befunden haben“, erklärt Robin Böcker vom Organisationsteam für den Umzug.

„Bei ein bis zwei Wagen war es tatsächlich sehr laut“, erklärt Böcker. Das Organisationsteam aus vier bis fünf Personen sei vor und während des Umzuges unterwegs gewesen, um den Ablauf zu kontrollieren. Dabei sei auch das Thema Lautstärke kontrolliert worden. So etwa haben man die Wagen, die schon mit einer „gewissen“ Lautstärke vor Beginn auf den Hagen gerollt seien, darauf angesprochen. Allerdings sei es schwierig, die Lautstärke mit der vorhandenen Teamkraft über den ganzen Verlauf des Umzugs zu kontrollieren.

„Kritik nehmen wir ernst“

Vorschriften für die Lautstärke bei solchen Umzügen gebe es nicht, so Böcker. Dennoch könne eine der Überlegungen für die kommenden Umzüge sein, dass die Wagenbesatzungen dazu angehalten werden, die Boxen auf den Wagen nach innen zu drehen. So sei es bei Umzügen in anderen Städten schon Vorschrift der Veranstalter. „Da kann man sich mal drüber unterhalten für die nächsten Jahre“, so Böcker. Kritik nehme der Verein immer ernst.

„Aber man muss auch Verständnis haben, dass wir das auch ehrenamtlich tun. Wenn die Beschwerden zu groß werden, muss man überlegen, ob man das noch so stattfinden lassen kann oder nicht.“ Denn würde man jeden einzelnen der 40 Wagen mit jeweils rund 20 Personen kontrollieren - auch um zu überprüfen, wie nüchtern die Besatzungen jeweils noch sind - „dann würden wir nicht mehr losfahren“.

Wann ist laut zu laut?

Doch wie laut ist denn eigentlich zu laut - insbesondere für Kinder? Wir haben dazu beim Werner Kindermediziner Dr. Michael Gilbert nachgefragt. Eine einfache Antwort darauf, ab wann es zu laut sei, gebe es nicht, „da auch Kinder ein sehr unterschiedliches Empfinden für Geräusche haben. Wie bei vielen Situationen kommt es darauf an, auf sein Kind zu achten. Und wenn es erkennbar zu laut ist, so dass das Kind leidet, ist es doch das Selbstverständlichste, dass man die Situation verlässt. Ein Rosenmontagszug ist ja keine Situation, der man ausgeliefert ist.“

Und weiter: „Neben der Gefahr durch plötzliche und sehr laute Geräusche (sog. Knalltraumen) ist für die Frage der Gefährdung durch laute Geräusche vor allem die Dauer und die Häufigkeit wichtig.“ Erfreulicherweise sehe man bei Fußballübertragungen und auch bei Festivals wie Wacken immer häufiger Kinder mit Ohrenschützern, genauso aber auch viele ohne.

Laut Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW können eine Trillerpfeife oder ein platzender Ballon eine Lautstärke von bis zu 150 Dezibel erreichen. Eine Quietscheente schafft es auf bis zu 130 Dezibel. Laut Verbraucherschutzzentrale liegt die Schmerzgrenze sowohl für Erwachsene als auch für Kinder bei 120 Dezibel.