Der Werner Ornithologe Klaus Nowack (r.) erläutert bei einem Ortstermin auf dem ehemaligen Zechengelände, was man durch den Bau der Surfworld zerstören würde. © Felix Püschner

Surfworld

Krisengespräch am Zechengelände: „Hierfür geht niemand auf die Straße“

Die Surfworld soll Werne attraktiver machen. Aber sie zerstört auch Natur. Das scheint nicht jedem klar, wenn er auf die Brachfläche schaut. Von dem Ausmaß zeigt sich auch die Politik überrascht.

Werne

, 19.06.2021 / Lesedauer: 3 min

Es hat ein bisschen was von Krisengipfel - das Treffen, zu dem Ornithologe Klaus Nowack an einem sonnigen Tag auf das Gelände der ehemaligen Zeche Werne geladen hat. Die Fraktion der Grünen ist da. Genauso wie Vertreter der People for Future. Nowack, der vor einigen Wochen im Gespräch mit unserer Redaktion bereits auf die Problematik des hier geplanten Surfworld-Projekts hingewiesen hatte, blickt mit ernster Miene in die Runde. Dann zeigt er auf die Brachfläche hinter sich. „Hierfür geht niemand auf die Straße“, sagt der Ornithologe - in Anspielung auf die spektakulären Proteste gegen das Industrie- und Gewerbegebiet an der Nordlippestraße.

Nowack hat zu dem Treffen auf dem einstigen Zechengelände diejenigen Leute eingeladen, von denen er sich Unterstützung erhofft. Diejenigen, die in seinen Augen in besonderem Maße für den Naturschutz in Werne stehen. Und die vielleicht irgendwie verhindern können, dass durch den Bau der Spaß- und Forschungsanlage der schlimmste Fall eintritt: Die völlige Zerstörung von Lebensraum und das Verschwinden vieler - teils rechtlich geschützter - Tiere und Pflanzen.

Der Flussregenpfeifer unternimmt immer wieder mal Brutversuche auf dem ehemaligen Zechengelände in Werne. © Klaus Nowack

15 Pflanzenarten, die auf der „Brachfläche“ wachsen, stehen auf der sogenannten Roten Liste gefährdeter Arten. In einem Gutachten, das im Zuge der Planungen für die Surfworld erstellt wurde, taucht mit Blick auf die Vogelarten lediglich der Feldschwirl auf. Tatsächlich gibt es hier aber rund 30 verschiedene Vogelarten, die sich immer mal wieder auf dem Zechengelände blicken lassen und es als Rast- oder sogar Brutplatz nutzen, sagt der Experte.

Nowacks Zuhörer sind sichtlich überrascht, als der Ornithologe ihnen davon erzählt. Erst herrscht Schweigen. Dann ergreift Benedikt Striepens das Wort: „Das klingt alles sehr problematisch. Von 30 verschiedenen Arten war bisher nie die Rede“, sagt der Grünen-Fraktionsvorsitzende, der nach eigener Aussage zu denjenigen gehört, die das Surfworld-Projekt für „überdimensioniert“ halten. Der Investor werbe zwar bekanntlich mit dem Klimaschutzaspekt, „aber da sind schon einige von uns skeptisch. Wir müssen genau darauf achten, dass diese Dinge dann auch wirklich umgesetzt werden“.

Striepens: Viele Entscheidung sind noch gar nicht getroffen

Das Verfahren stehe allerdings noch am Anfang, viele Entscheidungen seien noch gar nicht getroffen: „Da werden wir als Partei dann Forderungen stellen“, verspricht Striepens. Zudem wolle man die Verwaltung noch einmal dazu auffordern, Stellung zum Artenschutzaspekt zu beziehen.

Klaus Nowack hatte die Verwaltung bereits im September 2020 auf die Problematik hingewiesen und ein „konstruktives Gespräch mit dem Bürgermeister geführt“, wie er sagt. Echte Konsequenzen hatte das aber allem Anschein nach nicht. Man habe Nowacks Aufzeichnungen zur Kenntnis genommen und werde sie berücksichtigen, hieß es.

Auch der Austernfischer ist in Werne längst heimisch. © Klaus Nowack

Zur Kenntnis genommen haben die Fakten auch Barbara Wette und Martina Haase von den People for Future. Wobei sich der Überraschungseffekt bei ihnen in Grenzen hält: „Dass auf der Fläche hier Leben existiert, davon konnte man ausgehen. Dazu muss man kein Fachmann sein“, sagt Haase. Dass es sich um teils bedrohte Arten handle, sei jedoch erschreckend. „Da muss die Politik jetzt eine besondere Verantwortung übernehmen“, fordert Haase.

Gut zwei Wochen nach dem Ortstermin steht das Thema Surfworld dann auf der Tagesordnung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Planung und Wirtschaftsförderung. Genau genommen handelt es sich um einen Sachstandsbericht zur „Entwicklung auf dem ehemaligen Zechengelände / Surfpark“. Das Ergebnis: Nichts. Keine Stellungnahme, keine Hinweise, noch nicht einmal Fragen. Zumindest im öffentlichen Teil der Sitzung. Hier hebt niemand die Hand. Und keiner geht auf die Straße.

Klaus Nowack ist besorgt um die Artenvielfalt in Werne. © Felix Püschner

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