Szene einer Personenüberprüfung an Rosenmontag in der Tiefgarage am Roggenmarkt. Ein nicht unerheblicher Teil der Bürger in Werne fühlt sich in der Innenstadt nicht richtig sicher.

© Jörg Heckenkamp (A)

Kriminalstatistik vs. subjektives Empfinden: Wie sicher ist Werne wirklich?

rnSicherheit in Werne

Viele Werner fühlen sich in ihrer Innenstadt nicht sicher. Das hat eine nicht repräsentative Umfrage unserer Redaktion ergeben. Aber spiegelt sich das auch in der Kriminalstatistik der Polizei wider?

Werne

, 14.10.2020, 05:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Ganz so rosig, wie es oftmals heißt, scheint die Situation in Werne dann doch nicht immer zu sein. Beim Thema Sicherheit etwa haben viele Bürger ein mulmiges Gefühl im Bauch. Das hat eine nicht repräsentative Umfrage unserer Redaktion ergeben. Demnach fühlen sich unter anderem mehr als 20 Prozent der gut 350 Teilnehmer nicht wirklich sicher in der Werner Innenstadt.

Wohlgemerkt: Es handelt sich dabei um das „subjektive“ Empfinden. Wer sich unsicher fühlt, der wird nichts zwangsläufig Opfer einer Straftat oder ist einem hohen Risiko ausgesetzt, ein solches zu werden.

Aber wie weit liegen subjektives Empfinden und objektive Werte in Werne eigentlich auseinander? Einen ersten Anhaltspunkt kann ein Blick in die Kriminalstatistik geben. Die Kreispolizeibehörde Unna veröffentlicht diese Zahlen einmal im Jahr. Aufgeführt sind verschiedene Delikte - wobei es sich natürlich lediglich um diejenigen Taten handelt, die zur Anzeige gebracht wurden. Die oft zitierte „Dunkelziffer“ kann folglich in den einzelnen Kategorien durchaus höher liegen.

Straßen- und Gewaltkriminalität ist in Werne zuletzt gestiegen

Für das Jahr 2019 sind in der Statistik für Werne insgesamt 1418 Straftaten aufgeführt. Das sind genau 20 weniger als im Vorjahr - und deutlich weniger als in den Jahren 2017 (1684 Fälle) und 2016 (1934 Fälle). Die Zahl der aufgeklärten Fälle lag im vergangenen Jahr bei 638 gegenüber 670 im Jahr 2018 sowie 710 im Jahr 2017 und 836 im Jahr 2016.

Die höchsten Werte weisen für das Jahr 2019 die Deliktgruppen Diebstahl (589 Fälle) und Straßenkriminalität (477) auf. Unter anderem gab es zudem 184 Fälle von Sachbeschädigung sowie 74 Fälle von Gewaltkriminalität und 61 Rauschgiftdelikte. Während bei den Kategorien Diebstahl und Sachbeschädigung ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen ist, sind die Fallzahlen in den anderen drei Deliktgruppen gestiegen.

Und was bedeutet das nun für das subjektive Sicherheitsempfinden?

Wie haben Christian Stein von der Pressestelle der Kreispolizei in Unna gefragt:

Wie personalstark ist die Werner Wache besetzt?

Angaben zu Personalstärken (Einsätze, Wachen) machen wir aus polizeitaktischen Gründen generell nicht. Ich kann aber versichern, dass die Wache Werne personell sehr gut aufgestellt und als eine von vier Wachen in unserem Zuständigkeitsbereich rund um die Uhr erreichbar und im Einsatz ist.

Einschätzung zur Statistik und Entwicklung? Was ist auffällig?

Wie wir bereits bei der Vorstellung der Kriminalstatistik Anfang des Jahres betont haben, ist die Gesamtkriminalität in Werne im Jahr 2019 um 1,4 Prozent zurückgegangen. Und dieser Trend setzt sich auch in diesem Jahr fort - ohne konkrete Zahlen zu nennen, denn die werden wir bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2020 Anfang des neuen Jahres präsentieren.

Die Kriminalitätslage, bezogen auf die Kommune Werne, hat sich im laufenden Jahr fast in allen Bereichen weiter verbessert - das betrifft unter anderem die Gewaltkriminalität, die Straßenkriminalität, die Diebstahlskriminalität, Sachbeschädigungen und Rauschgiftdelikte.

Was ist das Problem am subjektiven Sicherheitsgefühl?

In Zeiten, in denen die Bevölkerung durch soziale Medien und eine Flut an verschiedenen Informationsquellen mit gleich mehreren Nachrichten zu einem Sachverhalt quasi überhäuft wird, ist es für die Bürgerinnen und Bürger schwer geworden, richtig von falsch zu unterscheiden. Und diese Tatsache hat leider Einfluss auf das Sicherheitsempfinden der Menschen.

Fakt ist: Seit Jahren ist die rückläufige Entwicklung der Kriminalitätsstatistik aus polizeilicher Sicht nicht mehr so erfreulich gewesen wie heute. Fakt ist aber auch: Diese Gegebenheit wird durch falsch gestreute Informationen getrübt. Also: Subjektiv betrachtet ist das Sicherheitsempfinden in der Bevölkerung womöglich kein gutes, was sich mit objektiven Zahlen allerdings nicht erklären lässt.

Bei welchen Deliktgruppen gibt es schätzungsweise besonders hohe Dunkelziffern?

Wie hoch die Dunkelziffer ist, hängt unter anderem von der Art und Schwere des Deliktes, Täter- und Opfermerkmalen, Anzeigenverhalten der Bürger und Polizeikontrollen ab. In die polizeiliche Kriminalstatistik gehen nur die Straftaten ein, die der Polizei bekannt werden. Die Anzahl der Straftaten von Diebstahls- und Raubdelikten sowie Sexualdelikten hängen beispielsweise vom Bürger ab. Viele Straftaten werden aus unterschiedlichsten Gründen nicht zur Anzeige gebracht und bleiben verborgen, sodass sie nicht in die Statistik einfließen. Rauschgiftdelikte werden zum Beispiel eher nicht vom Bürger gemeldet, sondern durch Polizeikontrollen aufgedeckt. Diese Fallzahlen gehen dann in die Kriminalstatistik ein.

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