Naturerlebnis besonderer Art im Kreis Unna Gleich 63 Jäger schießen nur ein Reh

Naturerlebnis der besonderen Art: Aktionstag „Gemeinsam Jagd erleben“
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„Wir wollten den Menschen zeigen, dass wir Jäger offen sind und uns freuen, ins Gespräch zu kommen“, sagt Yvonne Schulz-Garbe von der Kreisjägerschaft zu Beginn der Veranstaltung. Das kam offensichtlich an, denn auf dem Hof, der als Start und Zielpunkt für die Exkursionen zu den Hochsitzen im gesamten Kreis Unna diente, fanden sich die Teilnehmer frühzeitig ein.

Nach der Anmeldung war die „Rollende Waldschule“ der Kreisjägerschaft ein erster Anlaufpunkt, der von den 60 Besuchern ausgiebig in Augenschein genommen wurde. Die Exponate aus der heimischen Tierwelt wurden bestaunt und schnell fanden angeregte Gespräche zwischen den Naturpädagogen und den Besuchern statt. Eine der Pädagogen ist Verena Michelt. Die gelernte Heilerziehungspflegerin, Jägerin und Falknerin ist Obfrau der rollenden Waldschule.

Natur erleben bei Kitas und Stadtfesten

„Wir freuen uns über das Interesse und hoffen darauf, noch mehr Anfragen zu bekommen“, so Michelt. Ob in Kitas, Schulen oder bei Stadtfesten – die naturpädagogischen Angebote seien stets gefragt und die Jäger freuten sich über jede Anfrage. Ein echtes Debüt war diese Veranstaltung auch für Besucherin Laxmi John, die aus der Zeitung von der Aktion erfahren hatte.

„Ich erinnere mich gerne an die Ausflüge mit meinen Eltern in den Wildwald Voßwinkel und beschloss spontan, mich anzumelden“, so John. Andere Besucher waren schon einmal da und zeigten sich so beeindruckt, dass sie auch ohne selbst Jäger werden zu wollen, gerne wieder teilnahmen. Schließlich nahmen die Jagdhornbläser Aufstellung, begrüßten die Besucher und Schulz-Garbe ordnete jedem Besucher einen Jäger zu.

Gleich 60 Besucher und 63 Jäger erlebten den Aktionstag „Gemeinsam Jagd erleben“.
Gleich 60 Besucher und 63 Jäger erlebten den Aktionstag „Gemeinsam Jagd erleben“. © Peter Körtling

Alle begrüßten einander und gemeinsam machte man sich auf in die 27 Reviere, die im gesamten Kreis Unna liegen. Einer der Jäger war Hildebrand von Hundt, der inzwischen seit 40 Jahren Jäger ist. Auf dem Weg zu dem in Lünen liegenden Ansitz berichtet er von seinem jagdlichen Werdegang: Als Student der Holzwirtschaft hatte er seinen Jagdschein gemacht. „Bei den Forstwirten und den Holzwirtschaftlern gehört das dazu“, erklärt er.

Seine Eltern hätten nicht gejagt, familiär gab es nur einen Onkel, der Jäger war. Doch ihn habe dieses Naturerlebnis, wie es ein Jäger hat, niemals losgelassen. Auch die Vermittlung des Wissens um die Natur ist ihm ein Anliegen: „Das hat angefangen, als meine Kinder in der Grundschule waren“, sagt der Jäger. Er wurde gebeten, Exkursionen in die Natur durchzuführen und inzwischen ist er ebenfalls für die rollende Waldschule in Lünen im Einsatz.

Faszination auch bei Laien

Inzwischen sei auch sein Sohn begeisterter Jäger: „Als meine Kinder klein waren, hieß es manchmal schon: ,Papa, lass es gut sein‘“, sagt von Hundt schmunzelnd. Doch das Wissen um Bäume, Sträucher, Gräser und Feldfrüchte, die Tiere und den Kreislauf der Natur lebe sein Sohn ebenfalls voll aus: Der Sohn lebt in Bayern und sei im Winter schon mal zwei Stunden schwer beladen auf Schneeschuhen unterwegs, um Futter zu verteilen.

Die Faszination wird schnell spürbar: In den gut zwei Stunden im Ansitz wandelt sich auch beim Laien die Betrachtung der vor einem liegenden Fläche. Zuerst sieht man nur einen abgeernteten Acker. Die konzentrierte Beobachtung führt dann dazu, dass man eine Bewegung am Feldrand bemerkt. Bei Betrachtung durch ein Fernglas entpuppt sich ein Feldhase als Ursache. Dann kommt im anhaltenden Regen richtig Leben auf: Fünf Fasanen-Hähne und zwei Hennen, ein Fischreiher und andere Tiere tauchen auf.

Ein Fasan auf dem Acker.
Zahlreiche Vögel, wie dieser Fasan, pickten Würmer, die der Regen heraus lockte. © Peter Körtling

Dass so viele Vögel dort seien, erklärt von Hundt mit dem Wetter. „Der Regen lässt die Würmer rauskommen, das nutzen die Vögel natürlich“, sagt er. Als Jäger erklärt von Hundt, wie sehr er das Beobachten der Tiere genieße. Begeistert erklärt er das Brut- und Revierverhalten der Fasane, schätzt den Fischreiher als jung und gesund ein, berichtet von den Problemen der Bodenbrüter, wie den Rebhühnern, und wie sich die Bestände der Füchse und Kaninchen erholt haben.

Der 64-jährige ist in der Natur offensichtlich zutiefst erfüllt und geerdet. Als um 21.45 Uhr alle wieder auf dem Hof eintreffen, wirken die Jäger und Besucher gleichermaßen zufrieden. Jeder Gast konnte von spannenden Momenten berichten und alle haben sich, selbst bei kritischen Rückfragen, gut betreut gefühlt. „Ich fand es total spannend, auch wenn wir aufgrund des anhaltenden Regens den offenen Ansitz nicht nutzen konnten“, so John.

Am Lagerfeuer auf dem Hof klingt der Tag aus.
Beim gemeinsamen Ausklang wurde sich angeregt unterhalten. © Peter Körtling

So hätten sie vom Auto aus das Wild mit einem Nachtsichtgerät beobachtet. Trotz der 63 beteiligten Jäger wurde nur ein Reh wurde erlegt. Aber auch diesem Tier wurde nach alter Jägertradition die Ehre erwiesen, was von den Besuchern interessiert verfolgt wurde. Bei Getränken und Wild-Würstchen klang der Abend an den Flammschalen und bei angeregten Gesprächen aus.