Genau 50 Jahre ist es nun schon her, seit das St.-Christophorus-Krankenhaus, heutige Adresse „Am See 1“, offiziell eingeweiht wurde. Es hatte aber bereits vier Vorgänger-Bauten in Werne gegeben, die die Kranken versorgten, was allgemein kaum bekannt sein dürfte. So gab es ab 1400 das Heilig-Geist-Hospital an der jetzigen Magdalenenstraße, Mitte des 19. Jahrhunderts die erste Krankenhausanstalt im heutigen Sinne im alten Domhof, danach das neu gebaute Krankenhaus am ehemaligen Schüttenwall und ab 1911 das großzügige Gebäude an der Burgstraße, wo heute das St.-Katharina-Altenheim steht, ehe schließlich im Mai 1974 das heutige Krankenhaus am Stadtwald eröffnet wurde.
Heute kann man sich kaum noch vorstellen, wie die Menschen im Mittelalter mit den schrecklichen Epidemien, wie Pest, Cholera oder Lepra umgegangen sind. Die einzigen Maßnahmen bei diesen ansteckenden Seuchen waren oft Abschottung und Ausgrenzung gegenüber den Kranken. So durfte man eine mittelalterliche Stadt, wenn der schwarze Tod, wie die Beulen- oder auch Lungenpest genannt wurde, grassierte, weder betreten noch verlassen.
Für die Aussätzigen bzw. für die Leprakranken oder auch Leprösen, wie sie im Mittelalter genannt wurden, errichtete man oft eine Anstalt weit außerhalb der Stadtmauern, mit Kapelle, Friedhof sowie Garten, um jeglichen Kontakt mit der gesunden Stadtbevölkerung zu vermeiden.
Bürger spendeten für Krankenhaus-Bau
In Werne wurde wahrscheinlich schon Anfang des 15. Jahrhunderts das Heilig-Geist-Hospital an der Ecke der heutigen Magdalenenstraße/Kleine Burgstraße errichtet, wofür wohlhabende Werner Bürger Spenden gaben, um dort Arme, Alte und Kranke auf Stadtkosten zu versorgen. Eine kleine Kapelle sorgte für das Seelenheil – dort predigten auch die ersten Kapuziner in Werne, bevor sie in ihr eigenes Kloster an der Südmauer umzogen.

Diese mittelalterliche Fürsorge gab es in fast allen Städten im Deutschen Reich bis teilweise ins 19. Jahrhundert hinein. In der Hansestadt Lübeck gibt es eines der größten und ältesten Heilig-Geist-Hospitäler, das auch besichtigt werden kann – es wird teilweise noch heute für die Kranken- und Altenpflege genutzt. Dagegen war das Werner Gebäude sehr klein und es befanden sich oft nur wenige Kranke oder Alte darin, denn in den meisten Fällen wurden diese in den eigenen Familien gepflegt.
Die Leprösen waren außerhalb der Stadt an der heutigen Lünener Straße untergebracht, die letzte Leprakranke noch zu Ende des 18. Jahrhunderts. Die jetzige Rochuskapelle, geweiht dem Heiligen Rochus, dem Schutzpatron gegen Pest und Lepra, wurde an der Stelle der alten Kapelle Ende des 19. Jahrhunderts errichtet.
Erstes Christophorus-Hospital im Domhof
Als Werne dann nach 1815 preußisch wurde, ordnete der preußische Staat das städtische Armen- und Krankenwesen neu. 1848/49 veranlasste der Land- und Stadtgerichtsdirektor Honthumb zusammen mit dem Weihbischof Franz Arnold Melchers aus Münster, dessen Geburtsstadt Werne war, eine Krankenpflegestätte unter Leitung der „Barmherzigen Schwestern“ in Werne zu errichten.
Kurz darauf erwarb Dechant Overhage als Vorsitzender des Gründungsausschusses für den Neubau eines katholischen Krankenhauses das Haus der Witwe Uedinck mit Hof, Garten und Nebengebäude, im Volksmund auch Domhof genannt, wo sich heute ein Parkplatz befindet. Dort wurde in dem Jahrhunderte alten Fachwerkbau das erste Krankenhaus mit Namen St.-Christophorus-Hospital errichtet.

Ab 1858 nahmen zwei Krankenschwestern aus der Genossenschaft des Heiligen Franziskus ihre pflegerische Tätigkeit auf – die ärztliche Betreuung lag in den Händen der beiden Werner Mediziner Dr. Thöle und Dr. Franz Hövener. Nach mehreren Stiftungen und Schenkungen wohlhabender Werner Bürger wurde 1880 mit dem Bau eines neuen Krankenhauses auf dem Gelände des Schüttenwalls ganz in der Nähe des Kapuzinerklosters begonnen.
Dieses neue zweistöckige und mehrflügelige Krankenhaus bezog man im Jahre 1885. Doch schon wenige Jahre später erwies es sich als zu klein, da 1899 die Zeche Werne abgeteuft wurde und zahlreiche Bergleute mit ihren Familien in die Stadt zogen. Innerhalb von zehn Jahren verdoppelte sich die Einwohnerzahl von Werne auf fast 9000 Bürger. Aus diesem Grunde baute man ab 1908 ein neues vierstöckiges Krankenhausgebäude an der Burgstraße, das im Jahre 1911 bezogen werden konnte.

Das alte Krankenhaus am Schüttenwall wandelte man dann zum Waisenhaus bzw. Kinderheim St. Josef und erst in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde es abgerissen - heute steht dort die Kindertagesstätte mit dem gleichen Namen St. Josef. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in dem Krankenhaus an der Burgstraße auch die Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe eröffnet und so verfügte das neue Krankenhaus nun über drei Fachabteilungen - viele Werner Bürger sind dort zur Welt gekommen.
Doch im Jahre 1962 besichtigte eine Kommission der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen dieses Krankenhaus und erklärt anschließend, dass eine notwendige Erweiterung an dieser Stelle nicht zweckmäßig wäre. So wurde es in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts abgerissen. Seither steht dort das Altenheim St. Katharina. Seit 2021 ist es wieder möglich, über den neuen Kreisverkehr an der B54 ohne Umwege zu dieser Pflegeeinrichtung zu gelangen.
1970 wurde mit einem modernen Krankenhaus-Neubau außerhalb des Stadtkerns an der früheren Goethestraße, heute Straße „Am See“, nahe dem Stadtwald begonnen, der am 17. Mai 1974, vor genau 50 Jahren, offiziell eingeweiht wurde und immer noch den Namen von St. Christophorus trägt wie das erste Krankenhausgebäude im sogenannten Domhof Mitte des 19. Jahrhunderts.
