Im St.-Christophorus-Krankenhaus in Werne werden jährlich gut 10.000 Patienten stationär behandelt. Doch auch das Krankenhauswesen in Werne fing einst ganz klein an. Die Geschichte gibt’s in unserer Video-Kolumne.

von Heidelore Fertig-Möller

Werne

, 01.08.2020, 15:15 Uhr / Lesedauer: 3 min

Wenn man heute von den Sorgen und Nöten bei der Bewältigung der Corona-Pandemie bezüglich der Krankenhausbetten, der Intensivstationen und der Beatmungsgeräte erfährt, ist damit die mittelalterliche Krankenpflege beziehungsweise -fürsorge, die es auch mit höchst ansteckenden Seuchen wie Pest und Lepra zu tun hatte, nicht zu vergleichen.

Die einzigen Maßnahmen bei diesen schrecklichen Epidemien waren oft Abschottung und Ausgrenzung gegenüber den Kranken. So durfte man eine mittelalterliche Stadt, wenn der „schwarze Tod“, wie die Beulen- oder auch Lungenpest genannt wurde, grassierte, weder betreten noch verlassen.

Für die Aussätzigen beziehungsweise für die Leprakranken oder auch Leprösen, wie sie im Mittelalter genannt wurden, errichtete man oft eine Anstalt weit außerhalb der Stadtmauern, mit Kapelle, Friedhof, Garten und Ähnlichem, um jeglichen Kontakt mit der gesunden Stadtbevölkerung zu vermeiden.

Video
Heidewitzka - Folge 33: Die Werner Krankenhäuser

In Werne wurde wahrscheinlich schon im 15. Jahrhundert das Heilig-Geist-Hospital an der Ecke der heutigen Magdalenenstraße / Kleine Burgstraße errichtet, wofür wohlhabende Werner Bürger Spenden gaben, um dort Arme, Alte und Kranke auf Stadtkosten zu versorgen. Eine kleine Kapelle sorgte für das Seelenheil – dort predigten auch die ersten Kapuziner in Werne, bevor sie in ihr eigenes Kloster an der Südmauer umzogen.

Diese mittelalterliche Fürsorge gab es in fast allen Städte im Deutschen Reich bis teilweise ins 19. Jahrhundert hinein. In der Hansestadt Lübeck gibt es eines der größten und ältesten Heilig-Geist-Hospitäler, das auch besichtigt werden kann – es wird teilweise noch heute für die Kranken- und Altenpflege genutzt. Dagegen war das Werner Gebäude sehr klein und es befanden sich oft nur wenige Kranke oder Alte darin, denn in den meisten Fällen wurden diese in den eigenen Familien gepflegt.

Leprakranke waren an der Lünener Straße untergebracht

Die Leprösen waren außerhalb der Stadt an der heutigen Lünener Straße untergebracht, die letzte Leprakranke noch zu Ende des 18. Jahrhunderts. Die jetzige Rochuskapelle, geweiht dem Heiligen Rochus, dem Schutzpatron gegen Pest und Lepra, wurde an der Stelle der alten Kapelle Ende des 19. Jahrhunderts errichtet.

Als Werne dann nach 1815 preußisch wurde, ordnete der preußische Staat das städtische Armen- und Krankenwesen neu. 1848/49 veranlasste der Land- und Stadtgerichtsdirektor Honthumb zusammen mit dem Weihbischof Franz Arnold Melchers aus Münster, dessen Geburtsstadt Werne war, eine Krankenpflegestätte unter Leitung der „Barmherzigen Schwestern“ in Werne zu errichten.

Kurz darauf erwarb Dechant Overhage als Vorsitzender des Gründungsausschusses für den Neubau eines katholischen Krankenhauses das Haus der Witwe Uedinck mit Hof, Garten und Nebengebäude, im Volksmund auch „Domhof“ genannt, wo sich heute ein Parkplatz befindet.

Der "Domhof" an der Südmauer war das erste echte "Krankenhaus" in Werne.

Der "Domhof" an der Südmauer war das erste echte "Krankenhaus" in Werne. © Archiv Förderverein Stadtmuseum

Dort wurde in dem Jahrhunderte alten Fachwerkbau das erste Krankenhaus mit Namen St. Christophorus-Hospital errichtet. Ab 1858 nahmen zwei Krankenschwestern aus der Genossenschaft des Heiligen Franziskus ihre pflegerische Tätigkeit auf – die ärztliche Betreuung lag in den Händen der beiden Werner Mediziner Dr. Thöle und Dr. Franz Hövener.

Nach mehreren Stiftungen und Schenkungen wohlhabender Werner Bürger wurde 1880 mit dem Bau eines neuen Krankenhauses auf dem Gelände des Schüttenwalls ganz in der Nähe des Kapuzinerklosters begonnen.

Neues Werner Krankenhaus wurde schnell zu klein

Dieses neue zweistöckige und mehrflügelige Krankenhaus bezog man im Jahre 1885. Doch schon wenige Jahre später erwies es sich als zu klein, da 1899 die Zeche Werne abgeteuft wurde und zahlreiche Bergleute mit ihren Familien in die Stadt zogen. Innerhalb von zehn Jahren verdoppelte sich die Einwohnerzahl von Werne auf fast 9.000 Bürger.

Aus diesem Grunde baute man ab 1908 ein neues vierstöckiges Krankenhausgebäude an der Burgstraße, das im Jahre 1911 bezogen werden konnte. Das alte Krankenhaus am Schüttenwall wandelte man dann um zum Waisenhaus beziehungsweise Kinderheim St. Josef. Erst in den 1980er Jahren des wurde es abgerissen - heute steht dort die Kindertagesstätte mit dem gleichen Namen St. Josef.

Das Krankenhaus am Schüttenwall wurde später zum Kindergarten St. Joseph.

Das Krankenhaus am Schüttenwall wurde später zum Kindergarten St. Joseph. © Archiv Förderverein Stadtmuseum

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in dem Krankenhaus an der Burgstraße auch die Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe eröffnet und so verfügte das neue Krankenhaus nun über drei Fachabteilungen - viele Werner Bürger sind dort zur Welt gekommen. Doch im Jahre 1962 hatte eine Kommission der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen dieses Krankenhaus besichtigt und erklärt, dass eine notwendige Erweiterung an dieser Stelle nicht zweckmäßig wäre.

So wurde es in den 1970er Jahren abgerissen und dort steht seither das Altenheim St. Katharina. Seit kurzer Zeit ist es nun wieder möglich, über den neuen Kreisverkehr an der B 54 ohne Umwege zu dieser Pflegeeinrichtung zu gelangen. 1970 wurde mit einem modernen Krankenhaus-Neubau außerhalb des Stadtkerns an der Goethestraße am heutigen Stadtwald begonnen, der am 17. Mai 1974 offiziell eingeweiht wurde und immer noch den Namen von St. Christophorus trägt - wie das erste Krankenhausgebäude im Domhof zu Mitte des 19. Jahrhunderts.

Das Krankenhaus St. Christophorus steht heute in unmittelbarer Nähe zum Werner Stadtwald.

Das Krankenhaus St. Christophorus steht heute in unmittelbarer Nähe zum Werner Stadtwald. © Sylvia vom Hofe

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