Was wäre Musik ohne Humor? Und was wäre beides ohne ein Publikum, das begeistert mitgeht? Auf beides gab es am Samstagabend nur eine Antwort: das Herbstkonzert des Bläsercorps Werne e.V. zusammen mit den 6-Pipes im vollkommen ausverkauften Kolpingsaal in Werne. Zwei Jahre mussten die Akteure auf der Bühne darauf warten, dass sie wieder auftreten dürfen. Und ebensolange wartete das Publikum auf ihren Auftritt.
Dirigent Peter Linnemann würzte die musikalischen Darbietungen seines Blasorchesters schon mit humorvollen Anmoderationen. Die 6-Pipes legten erfolgreich nach, ganz im Sinne der immer noch bekannteren A-Capella-Gruppen wie Basta, Wise Guys oder May be Bop. Das Bläsercorps besteht seit etwas mehr als 60 Jahren, die 6-Pipes seit rund 15 Jahren und beide Formationen sind Eigengewächse der Region.
Police Academy und Klaviersonate
Mit den schwungvollen Melodien des „Police Academy Marchs“ und der Heublumen-Polka, beides aus der Feder von Kurt Gäble, entführte das Blasorchester das Publikum in die Welt der Musik. „Die Heublumen-Polka kann Nebenwirkungen haben wie Atemwegserkrankungen. Ich hoffe, sie bleiben gesund“, wandte sich Linnemann an das Publikum, versprühte harmlose Duftstoffe und legte mit seinem Blasorchester los.
Um an das verpasste Gedenkjahr von Ludwig van Beethoven zu erinnern, der im Jahr 2020 vor 250 Jahren geboren wurde, hatte er mit seinen Musikern ein ganz anderes Stück einstudiert. Es war die „Grande Pathétique“, eine Klaviersonate op.13, von Beethoven, die sie mit einem gewaltigen Schlussakkord zum Besten gaben.

Im weiteren Programm dominierten Kompositionen von Kurt Gäble. „Nessaja“ aus Peter Maffays Tabaluga hatte Gäble arrangiert. Zwischendurch gab es ein Ständchen zum Geburtstag eines Mitglieds des Bläsercorps, bevor sich die 6-Pipes gesanglich einmischten beim „Wellerman-Song“. Linnemann lieferte dazu auch eine humorvolle Erklärung: „Die Pandemie hatte auch gute Seiten. Der Postbote Nathan Evans sang bei TikTok den Wellerman-Song. Seitdem macht er nur noch solche Sachen.“
Die 6-Pipes, die mittlerweile mit sieben stimmgewaltigen Männern auf der Bühne standen, könnten durchaus in die Fußstapfen der Gruppe „Basta“ treten, die sich am Ende des Jahres auflösen werden. Die Texte haben sie von ihnen übernommen. Die Interpretation zogen sie durch Kostümierungen und durch eine ganz andere Choreografie ins Komödiantische, aber nicht ins Lächerliche. Es war einfach nur schön, dem „Bratislava-Lover“ oder dem „Being Reinhard Mey“ in der Interpretation der 6-Pipes zuzuhören.

Auch stimmungsvollere Lieder waren darunter, auf denen die Lampen und Feuerzeuge im Publikum aufleuchteten. Dazu passte auch die Entschuldigung, die Gregor Focke und seine Mitsänger von 6-Pipes vorausschickten: „Die Lieder sind nicht von uns, aber wir singen sie, als wären sie von uns.“
Humorvoll und genauso beschwingt ging es auch im zweiten Musikblock des Orchesters weiter, als Linnemann zu einem Medley der Hits der Gruppe „Queen“ als Freddie Mercury auftrat mit gelber Lackjacke, schwarzer Perücke und schwarzem Schnurrbart, der nicht kleben wollte. Sieben Hits der Beatles und am Ende „Sweet Carolina“, das die 6-Pipes und mit großer Intensität auch das Publikum mitsangen. Alle haben diesen Ausflug in die Leichtigkeit des Seins durch Musik und Parodie genossen. Ohne Zugaben und rauschenden Applaus kam an diesem Abend keiner von der Bühne und das verdientermaßen.

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