
Kontaktloses Bezahlen ohne Pin steht in Werne noch am Anfang
Kontaktlos Bezahlen
Karte auf das Lesegerät legen und fertig: Kontaktloses Bezahlen wird beliebter. Große Ketten sind gut gerüstet, doch im Mittelstand hakt es oft - in Werne ist das Ergebnis überraschend.
Kein Bargeld parat und trotzdem um die Ecke mal eben etwas einkaufen? Noch vor Jahren hätte das Werner beim Einkauf in der City vor große Probleme gestellt. Doch ein Gang durch die Innenstadt zeigt, dass der Spruch „Nur Bares ist Wahres“ nicht mehr so ganz der Wahrheit entspricht. Kontaktloses Bezahlen mit der EC-Karte nimmt deutschlandweit zu - und die Geschäfte in der Werner Innenstadt haben sich darauf eingestellt.
Die großen Ketten Rewe und Rossmann haben seit knapp einem dreiviertel Jahr neue Lesegeräte, auf die Kunden ihre EC-Karte nur noch ablegen müssen, um damit zu bezahlen. Bis zu einer Summe von 25 Euro funktioniert das sogar ohne Pin. „Viele Kunden wissen das und legen die Karte einfach drauf“, sagt Sonja Scholz, die im Rewe Symalla am Konrad-Adenauer-Platz arbeitet. „Das ist bequem für die Kunden und für uns“, so Scholz.

Einfach die EC-Karte auf das Lesegerät legen und schon ist die Rechnung bezahlt. © Mario Bartlewski
Auch im Rossmann am Konrad-Adenauer-Platz ist das kontaktlose Zahlen selbstverständlich. „Oft wird das aber bei uns nicht genutzt“, sagt Filialleiterin Ayse Acikgöz. Und das, obwohl der Zeitvorteil gegenüber dem Unterschreiben auf dem Beleg groß sei. Ähnliche Erfahrungen hat auch das Damenmoden-Geschäft La Casa an der Steinstraße gemacht. Die Technik ist vorhanden, doch so richtig ist der Funke bei den Kunden noch nicht übergesprungen.
„Ich habe erst zwei Kunden mitbekommen, die ihre EC-Karte auf das Lesegerät gelegt haben, um zu bezahlen“, sagt Gisela Annertzok von La Casa. Dabei sind schon viele EC-Karten bereit für die kontaktlose Zahlung. Zu erkennen ist das an dem Wellensymbol. Knapp ein Drittel aller EC-Karten ist deutschlandweit bereits dafür geeignet, so das Ergebnis der Deutschen Kreditwirtschaft. In Werne könnte der Schnitt sogar noch höher liegen. Bei der Volksbank Kamen-Werne seien bereits alle EC-Karten mit dem modernen Standard ausgerüstet, sagt Philipp Gärtner, Pressesprecher der Volksbank Kamen-Werne.
Die Sparkasse an der Lippe hat rund 105.000 Karten ausgegeben, wobei etwa die Hälfte über die „Kontaktlos-Funktion“ verfügt. Die andere Hälfte soll sukzessive in den kommenden 18 Monaten ausgetauscht werden.
Werner sind noch skeptisch und wollen sich vor Betrügern schützen
Dass Kunden bei der neuen Technologie noch skeptisch sind, hat Wolfgang Klinge von Lederwaren Küper festgestellt. Kontaktloses Bezahlen gibt es in seinem Geschäft nicht, danach habe aber auch noch keiner seiner Kunden gefragt. Interesse bestehe vielmehr an Portemonnaies, die so beschichtet sind, dass sie das Auslesen der Karte verhindern und Betrügern keine Chance geben sollen. Gleich mehrere Produkte hat Klinge dafür zu Auswahl: von richtigen Geldbörsen bis kleinen Hüllen, in die mehrere Karten passen.
Sorgen, so Gärtner, müssten Kunden sich aber keine machen. Will man die Karte auslesen und dadurch Geld auf ein anderes Konto überweisen, dürfe der Abstand nur wenige Millimeter betragen. „Das wäre schon ganz schön auffällig, wenn das ein Betrüger mitten in der Stadt macht“, sagt Gärtner. Zudem verteile die Volksbank zu jeder neuen EC-Karte eine Schutzhülle, die noch mehr Sicherheit bieten soll.
Kuhbar bietet kontaktlose Bezahlung in Dortmund, aber nicht in Werne
Auch die Kuhbar-Eisdiele, die in Dortmund bereits auf die Technik zur kontaktlosen Bezahlung setzt, verzichtet in Werne darauf. Warum, das konnte die Mitarbeiterin in der Filiale nicht beantworten. Generell ist hier keine Kartenzahlung möglich. Und das, obwohl andere Geschäfte in der Stadt bereits den Großteil ihres Umsatzes mit Kartenzahlung machen. Knapp 90 Prozent der Kunden zahlen laut Gisela Annertzok bei La Casa mit der Karte.
Doch zurück zum kontaktlosen Bezahlen: Die Konditorei Café Telgmann forciert seit einem halben Jahr die kontaktlose Bezahlung an allen drei Standorten ganz offensiv. Schilder stehen in der Filiale und weisen darauf hin. Und es wirkt: Knapp zehn Prozent des Umsatzes macht die Konditorei mit bargeldloser Zahlung - die Hälfte davon sogar durch kontaktloses Zahlen. Das liegt weit über dem bundesweiten Durchschnitt von einem Prozent. „Ich wäre ja blöd, wenn ich auf solch eine Technik verzichte und unsere Kunden erst noch einmal zur Bank schicke“, sagt Inhaber Friedrich Telgmann.

„Kontaktlos zahlen. Davorhalten. Fertig.“ So bringt die Konditorei Café Telgmann ihren Kunden das kontaktlose Bezahlen näher. © Mario Bartlewski
Doch für die Konditorei ergeben sich durch bargeldlose Zahlungen weitere Vorteile: Die finanzielle Abwicklung ist leichter und vorallem erspart sich Telgmann den Kleingeldverkehr. Für eine Rolle mit 50 Ein-Cent-Münzen nehmen Banken zum Teil Gebühren - bis zu 50 Cent. „Das ist ein ordentlicher Kostenfaktor“, so Telgmann.
Manchmal versüßt die Bezahlung den Mitarbeitern sogar den Tag, wenn nämlich Kunden nicht nur mit ihrer Karte kontaktlos bezahlen, sondern mit einer App auf ihrer Smartwatch - wie beispielsweise im Rossmann. „Jetzt kennen wir die beiden Kunden, aber ganz zu Beginn haben wir echt große Augen gemacht“, sagt Ayse Acikgöz.
- Zu erkennen ist die EC-Karte zum kontaktlosen Bezahlen am Wellensymbol.
- Beträge unter 25 Euro können mit der neuen Technologie ohne Pin und Unterschrift bezahlt werden.
- Zum Bezahlen müssen Kunden die Karte nur über das Lesegerät halten.
- Zwischen 100 und 150 Euro können pro Tag ohne Pin in 25-Euro-Häppchen bezahlt werden.
- Danach wird aus Sicherheitsgründen nach dem Pin gefragt.
- Die Summe variiert zwischen den einzelnen Kreditinstituten.
Lebt und arbeitet gerne digital - egal, ob mit Texten, Fotos oder Videos. Hat in Essen Literatur und Medienpraxis studiert, arbeitet seit 2014 bei den Ruhr Nachrichten und ist seit 2018 als Redakteur in Werne tätig.
