
© Andrea Wellerdiek
Ikone „Vater der Armen“ gesegnet - Pater äußert sich zum Missbrauchsskandal
Kapuzinerkloster Werne
Ikone des Seligen Anicet Koplin in der Klosterkirche gesegnet: Der „Vater der Armen“ lebte als Seelsorger in Werne. Beim Segnungsgottesdienst gab es auch einen Kommentar zum aktuellen Missbrauchsskandal.
Die Ikone des „Vaters der Armen“, den der Papst 1999 selig gesprochen hat, hat nun einen festen Platz in der Kirche des Kapuzinerklosters in Werne bekommen. An Anicet Koplin, der in der katholischen Kirche als Seliger sowie Märtyrer des Nationalsozialismus verehrt wird, erinnerte nun ein Segnungsgottesdienst am Mittwochabend (2. Februar).
Acht Jahre lang war er im Kapuzinerkloster in Werne tätig. Von 1903 und 1911 machte sich Anicet Koplin als Seelsorger für Bergarbeiterfamilien aus Polen in Werne und im Ruhrgebiet verdient. Der Kapuzinerpater, der am 30. Juli 1875 mit dem Namen Adalbert in Westpreußen geboren wurde, machte sich Zeit seines Lebens für die Armen stark.
„Vater der Armen“ mit überraschenden Talenten
„Er war ein typisch franziskanischer Seliger. Er hatte Humor und hat fast Robin-Hood-mäßig Geld für die Armen gesammelt“, erinnerte Pater Christophorus Goedereis, Provinzial der Deutschen Kapuzinerprovinz, im Gottesdienst an Anicet Koplin. Er sei kein abgehobener, frommer Heiliger gewesen, sondern äußerst bodenständig. Mit überraschenden Talenten. „Er war ein begabter Prediger, Dichter und Gewichtheber“, erklärte Pater Goedereis mit einem Schmunzeln.

Die Ikone: Das Abbild des seligen Anicet Koplin wurde vom Ikonenmaler Pater Franz Beer gefertigt. © Andrea Wellerdiek
Nach dem ersten Weltkrieg wurde der Selige nach Warschau geschickt, wo er bis zuletzt an seinem Engagement für die Schwachen - Arme, Arbeitslose, Obdachlose - festhielt. Er kämpfte trotz der Verfolgung durch die Nationalsozialisten weiter. Bis im Juni 1941 fast alle Brüder des Warschauer Kapuzinerklosters ins Konzentrationslager nach Auschwitz deportiert wurden. Dort wurde Anicet Koplin im Herbst 1941 umgebracht.
In seiner Predigt erinnerte Pater Christophorus Goedereis daran, dass der Glaube für viele Menschen gerade in schwierigen Zeiten von großer Bedeutung ist. Er spannte damit den Bogen zu heute. „Der christliche Glaube bewährt sich in der Krise. Und damit ist nicht nur die Corona-Krise gemeint. Er hat immer wieder mit Umbruch zu tun. Es geht um Widerstände und Verleumdungen von außen, gegen die man sich bewähren muss.“
Aber auch die katholische Kirche selbst befindet sich aufgrund der jüngst veröffentlichen Missbrauchsstudie in der Krise. Auch Christophorus Goedereis äußerte sich zu dem Gutachten über sexuelle Gewalt im katholischen Erzbistum München und Freising.

Pater Christophorus Goedereis äußerte sich in dem Segnungsgottesdienst auch zu der Münchner Missbrauchsstudie. © Andrea Wellerdiek
„Ich werde von morgens bis abends angesprochen auf das Münchner Gutachten. Man spürt die wachsende Kritik am Glauben und an der Religion.“ Im Gespräch mit dem Werner Pfarrdechant Jürgen Schäfer vor dem Segnungsgottesdienst sei deutlich geworden, dass sie denselben Wunsch verfolgten: „Wir hoffen, dass wir uns bald endlich mal wieder auf das Wesentliche konzentrieren können“, sagt Pater Goedereis.