
Andreas Drohmann vom Wohnprojekt und seine Mitstreiter setzen nicht auf Gas. Aber ist ihre Lösung optimal? © Püschner / Pixabay
Klimaschutzsiedlung in Werne: Gibt es hier die ultimative Energielösung?
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Aufgrund der Energiekrise machen sich viele Leute auf die Suche nach Alternativen zum Gas. Aber gibt es überhaupt die ultimative Lösung? Und vielleicht sogar in der neuen Klimaschutzsiedlung?
Müssen wir im Winter in den eigenen vier Wänden frieren? Diese Frage beschäftigt die Menschen in Deutschland aktuell wahrscheinlich so sehr wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Der Krieg in der Ukraine hat die Lebenshaltungskosten in die Höhe katapultiert. Viele wollen weg von der Gasheizung. Wärmepumpen und Holzpellets gelten als Alternative. Sind das wirklich die ultimativen Lösungen?
Falls ja, könnte man meinen, dass die Bewohner von Wernes nagelneuer Klimaschutzsiedlung rundum sorglos in die Zukunft blicken. Denn abgesehen davon, dass noch ein paar kleinere und größere Restarbeiten anstehen, ist die Siedlung top aufgestellt. Nicht ohne Grund gilt das Projekt in Sachen Energieeffizienz und Ökologie als echter Vorreiter. Der Name ist eben Programm.
Klimaschutzsiedlung in Werne versorgt sich selbst
Zudem ist die Siedlung weitgehend autark. Mit einer PV-Anlage wird selbst Strom erzeugt. Eine Holzpellet-Anlage sorgt für Heizung und Warmwasser. Von Putins Gas ist man also schon mal nicht abhängig. Dennoch ist die aktuelle Lage auch für die Bewohner der Klimaschutzsiedlung nicht unproblematisch.
„Unser Schornsteinfeger hat uns kürzlich noch gesagt, wir hätten bei unserer Entscheidung alles richtig gemacht“, sagt Andreas Drohmann, Geschäftsführer des Wohnprojekts „Gemeinsam wohnen an den Linden“. Trotzdem mache sich die Energiekrise auch hier bemerkbar. Denn: „Die Brennholzhändler sind teilweise schon ausverkauft. Alle Menschen, die Kaminöfen haben, hamstern jetzt Holz“.

So sieht es in Wernes neuer Klimaschutzsiedlung aus. © Felix Püschner (Archiv)
Auch in der Klimaschutzsiedlung wird freilich ein Vorrat angelegt. Das wäre aber auch ohne den Ukraine-Krieg so geschehen. Zweimal im Jahr - so der Plan - komme ein großer Silowagen vorbei und liefere den holzbasierten Brennstoff, erklärt Drohmann. Die ersten zehn Tonnen seien bereits eingetroffen. Das Lager ist voll. Das Problem: „Wir haben keine Erfahrungswerte, was den Verbrauch betrifft. Wie viel Nachschub wir im Winter brauchen werden, hängt davon ab, wie diszipliniert wir als Bewohner sind. Panik bekommen wir deswegen aber nicht.“
Abgesehen davon, dass es gerade nicht unbedingt einfach ist, an Pellets zu kommen, macht sich auch ein anderer Effekt bemerkbar: Der Preis ist in den vergangenen Monaten drastisch gestiegen. Das Deutsche Pellet-Institut macht dafür neben der steigenden Nachfrage unter anderem die steigenden Produktions- und Transportkosten verantwortlich. Demnach hat sich der Durchschnittspreis für Holzpellets seit Januar 2021 beinahe verdoppelt - von gut 240 Euro auf rund 430 Euro (Stand Juni 2022).
Wenngleich das freilich nichts daran ändert, dass man durch die Verwendung von Holzbrennstoff im Vergleich zu Öl- und Gasheizungen umgerechnet auf die Kilowattstunde Geld sparen kann. Ähnlich wie bei der Verwendung von Wärmepumpen. Von einer kurzfristigen Umrüstung raten Experten dennoch ab - auch weil die Geräte teils noch gar nicht lieferbar sind. Andreas Drohmann sieht das ähnlich: Schnellschüsse bringen nichts. Und Panik schon mal gar nicht.
Geboren 1984 in Dortmund, studierte Soziologie und Germanistik in Bochum und ist seit 2018 Redakteur bei Lensing Media.
