Auch wenn es wieder vermehrt Infektionen gibt: Die Corona-Pandemie hat viel von ihrem Schrecken verloren, das alltägliche Leben hat wieder Einzug gehalten. Doch die Pandemie hinterließ auch Spuren. Gerade die Kinobranche leidet zum Beispiel unter der Konkurrenz der Streamingdienste, die durch Corona sehr viel Aufwind bekommen haben.
Deshalb haben sich einige unabhängige Kinos in Deutschland zusammengeschlossen und mit der „Cineville“-Karte eine Art Kino-Abo für 20 Euro pro Monat geschaffen. Noch ist das Ganze in der Testphase, doch eine Ausweitung auf weitere Kinos ist nicht ausgeschlossen. Eine Option für das Capitol Cinema Center in Werne? Hier schaut man sich natürlich an, wie sich das Projekt entwickelt. Ob es das Kino-Abo am Ende auch in der Lippestadt geben wird, dazu kann Betreiberin Jutta Wagner noch nichts sagen. Allgemein blickt sie aber nicht nur pessimistisch auf das aktuelle Geschäft.
„Die Kinobranche kennt dieses Auf und Ab, das sind wir fast gewöhnt“, sagt Jutta Wagner. Viel hänge vom Wetter sowie vom Filmangebot ab. Und: „Es gab immer Zeiten, in denen anderes wichtig war. Als die ersten guten Fernseher herauskamen, als das Video entwickelt wurde, oder Raubkopien auf dem Vormarsch waren.“ Und dennoch habe sich die Kinobranche immer wieder aufgerappelt.

Und wie sieht es nun nach der Pandemie im Kino in Werne aus? „Durch die Pandemie haben sich jetzt auch die Letzten noch irgendeinen Streamingdienst abonniert, das merkt man schon“, so Jutta Wagner. Das sei schon eine schwere Konkurrenz. „Viele bleiben lieber zu Hause und bewegen sich weniger vom Sofa weg.“
Dennoch komme man damit klar. „Wenn gute Filme kommen, die die Leute ansprechen, läuft es auch wieder.“ Allgemein seien die Menschen in Werne „gute Kinogänger“, lobt die Kinobetreiberin. „Werne, aber auch die Umgebung, ist schon kinoaffin.“
Weniger Exklusivität
Ein großes Problem seien allerdings die immer kürzeren Auswertungsfenster, das heißt die Zeiträume, in denen die Kinos die Filme leihen und auch exklusiv ausstrahlen können. Manchmal starten Filme sogar gleichzeitig im Streaming und im Kino. Dadurch gehe ein Stück Exklusivität für die Kinos verloren. Dennoch: „Es ist ein anderes Erlebnis im Kino. Und das wissen die Besucher und schätzen das sehr. Nach der Pandemie habe ich hier nur strahlende Gesichter gesehen.“
Diese Freude am Kinobesuch habe sich gehalten. „Einfach mal runter vom Sofa, Probleme und Krisen für eine kurze Zeit abschotten“, weiß Jutta Wagner um die Motivation ihrer Gäste. Oder auch zum Austausch. „Nach dem Film ‚Nur noch ein einziges Mal‘ sehe ich zum Beispiel viele Gruppen zusammenstehen, die sich darüber austauschen, ob nun das Buch besser war als der Film.“ Die Leute genießen die kleine Auszeit vom Alltag.
Es seien keine leichten Zeiten, aber man blicke nicht pessimistisch in die Zukunft. Denn auch die Kultfilmreihe bringe immer wieder auch neue Besucher ins Kino. „Viele haben Spaß daran, alte Filme im Kino zu schauen und bringen auch gerne ihre Kinder mit.“ Ein kleines Familienevent – fernab von Sofa und Handy.