Die Fälle von Kindeswohlgefährdung in Werne haben seit Beginn dieses Jahres zugenommen (hier ein Symbolbild).

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Kindeswohlgefährdung in Werne nimmt zu: Deutlich mehr Hinweise in der Krise

rnJugendarbeit in Werne

Die Zahl der Meldungen über eine Kindeswohlgefährdung in Werne haben in der Corona-Krise, aber vor allem seit Weihnachten, deutlich zugenommen. Nun gilt es, dem angemessen entgegenzuwirken.

von Andrea Wellerdiek

Werne

, 11.03.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Notbetreuung, Homeschooling, Kontaktbeschränkungen und weniger Angebote für Jugendliche und Kinder: Die Corona-Krise spiegelt sich auch in der Situation vieler Werner Familien wider. Einige Eltern kämen in der Pandemie an ihre Belastungsgrenze, wie Maik Rolefs, Jugendamtsleiter der Stadt Werne, im jüngsten Jugendhilfeausschuss erklärte.

Im Bereich Allgemeine Soziale Dienste (ASD) würden die Mitarbeiter beobachten, dass etwa das Homeschooling besser als noch im vergangenen Frühjahr liefe, es aber teilweise immer noch schwer zu begleiten wäre. Integrationskräfte, die in die Familien gehen, würden etwas „Druck vom Kessel nehmen“, so Rolefs weiter.

Steigende Zahl von Kindeswohlgefährdung in Werne

Dennoch verzeichnet die Stadt Werne eine Zunahme in der Kindeswohlgefährdung. Einen prozentualen Anstieg könne er nicht nennen, erklärte Rolefs auf Nachfrage von Rolf Weißner (CDU). „Wir sprechen nicht von einer Verdoppelung, sondern von einer wesentlichen Zunahme seit Weihnachten.“

Nun müssten weitere Angebote und Möglichkeiten geschaffen werden, diese Entwicklung zu stoppen. „Wir müssen schauen: Was braucht es, um der Gefährdung angemessen entgegentreten zu können“, sagt Rolefs. So müsste man zusätzliche Angebote, vor allem Präsenzangebote, schaffen, aber auch neue Alternativen zu bereits bestehenden Programmen, die derzeit aufgrund der Corona-Krise ausfallen müssen.

Das Familiennetz etwa bildet dabei weiterhin eine wichtige Anlaufstelle. „Die Hinweise aus der Schule fehlen aber sicherlich“, vermutete der Ausschussvorsitzende Benedikt Striepens (Grüne). Dem konnte Maik Rolefs zustimmen. „Es gibt aber aus dem familiären Bereich Hinweise. Es gibt viele Selbstmelder.“ Aus den Kitas würden ebenso Meldungen über mögliche Kindeswohlgefährdungen kommen. Berichte aus den Sportvereinen sind aufgrund des Lockdowns hingegen naturgemäß zurückgegangen.

Aufgrund der fehlenden Angebote - etwa im Sport oder in der offenen Jugendarbeit - seien in einigen Familien Drucksituationen entstanden, die eskaliert sind. „Vor der Pandemie wurden gewisse Dinge auf mehrere Schultern verteilt. Jetzt hat alles sehr konzentriert zu Hause stattgefunden“, erklärt Rolefs. Die steigende Zahl der Kindeswohlgefährdungen geht gleichzeitig einher mit einer Zunahme der Unterbringungen von Kindern in Schutzstellen seit Beginn dieses Jahres, so der Jugendamtsleiter weiter. Sicherlich hätten die Verantwortlichen des Jugendamtes auch ohne die Corona-Krise einige gefährdete Kinder aus ihren Familien nehmen müssen. Dass die Zahl aber nun deutlich angestiegen ist, sei klar das Ergebnis eines längeren Lockdowns.

Auswirkungen der Krise noch lange spürbar

Generell werden die Auswirkungen der Pandemie die Verantwortlichen der Jugendarbeit in Werne länger begleiten, glaubt Rolefs. Den Jugendlichen in der Krise niederschwellige Angebote zu machen, ist weiter das Ziel der Verantwortlichen. „Wir möchten mit den Kindern und Jugendlichen eine vernünftige Beziehung aufbauen. Im Moment ist alles weit weg von dem Normalen.“

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Wenn die Mädchen und Jungen in Werne wieder Angebote erhielten, werde dies für eine Entspannung sorgen können, meint Maik Rolefs. Der Jugendamtsleiter zeigte im Ausschuss auf, welche alternativen Angebote es bereits gibt. So habe das Werner Jugendzentrum einen digitalen Treff aufgebaut, ebenso gibt es weiterhin Unterstützung für die Jugendlichen bei den Hausaufgaben oder bei Bewerbungen. Auch die Arbeit der Streetworker geht auch in der Pandemie-Zeit weiter. Zudem haben die Jugendzentren der Jugendhilfe Werne für Anfang April ein Autokino geplant.

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