Energetische Sanierung von Altbauten Darauf kommt es bei Keller, Fenstern und Fassade an

Keller, Fenster, Fassade, Dach: Experte gibt Rat für Sanierungen
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In einer Zeit, in der es ungewiss ist, wie sich die Energiepreise entwickeln werden, und in der auch der Klimaschutzgedanke immer wichtiger wird, denken viele Hausbesitzer über Wärmedämmung nach. Der gelernte Architekt Martin Grampp, beschäftigt sich schon seit knapp 30 Jahren mit der Idee des energieeffizienten Bauens. Seit 15 Jahren ist die energetische Sanierung von Altbauten sein Steckenpferd. Er bezeichnet sich selbst als „vom Umweltgedanken getrieben“.

Von seinem Büro aus gibt er Energieberatungen und tourt durch das gesamte Ruhrgebiet und darüber hinaus, um Vorträge zum Thema zu halten. Vor Kurzem gab es auch über die VHS Lüdinghausen in Kooperation mit der Verbraucherzentrale NRW und der Stabsstelle Klimaschutz ein Online-Seminar mit Namen „Wie dämme ich mein Haus umweltfreundlich?“ des 57-Jährigen.

Grampp sagt: „Es ist viel sinnvoller, Altbauten energetisch zu sanieren, als immer neu zu bauen. In Altbauten steckt ja schon viel Energie drin. Da kann man gucken, was man aus dem Altbestand machen kann. Wenn man neu baut, muss man zum Beispiel neue Straßen erschließen und weitere Böden versiegeln.“

Martin Grampp
Martin Grampp ist gelernter Architekt, führt aber seit vielen Jahren Beratungen für energetische Sanierungen und diese auch selbst durch. © Grampp

Wenn Hausbesitzer also Altbauten oder Altbestände energetisch sanieren, das heißt neu dämmen wollen, gibt es mehrere Komponenten zu beachten. „Bei so einem Haus gibt es vier Gebäudeteile, die sich dämmen lassen“, zählt der Experte auf: Das Dach, die Fenster, die Kellerdecke und die Fassade. „Da rate ich zunächst immer dazu, zu überlegen, in welchem Zustand das Gebäude ist und ob es sich nicht ohnehin lohnen würde, zum Beispiel das Dach neu zu machen.“

Dann sei es sinnvoll, das neue Dach - oder alternativ die neuen Fenster etc. - gleich zu dämmen. Gerade bei Gebäuden, die vor 1982 gebaut wurden, lohne sich das. Denn vorher gab es keine allgemeine Gebäudeschutzverordnung, also keine gesetzliche Auflage für energieeffizientes Bauen. „Oft ist es auch wirtschaftlich, alte Fenster zu erneuern“, sagt Grampp. „Am besten steht die Kellerdeckendämmung im Preis-Leistungsverhältnis. Dadurch ist die immer sinnvoll.“

Eher für Rentner oder junge Familien?

Eine weitere Komponente, die Martin Grampp in seinen Beratungen immer erfragt, ist die Zeitperspektive der Hausbesitzer und deren Prioritäten. Einer jungen Familie, die vorhat, ihr Eigenheim für die kommenden 40 Jahre zu nutzen, rät er anderes als einem Rentnerpaar, das sein Haus vielleicht bald verkaufen und wegen der Sanierung vielleicht auf Urlaube und Aktivitäten verzichten müsste. Auch für Vermieter sei die Einsparung schwerer zu greifen als für die beispielhafte junge Familie.

„Deswegen sind Vermieter auch oft zögerlich“, bemerkt Grampp. „Letztlich zählen aber auch die Beweggründe, warum jemand sanieren möchte. Wie viel wiegt der Gedanke, Geld zu sparen, wie viel der Umweltgedanke? Das ist ganz individuell. Wenn ein Rentnerpaar dringend einen Beitrag für die Umwelt leisten will und selbst nur noch wenige Jahre im Haus lebt, werde ich nicht abraten. Es kommt auf die Mischung der Motivationen an. Und es geht immer darum, dass man das sehenden Auges tut.“

Große Auswahl an Dämmstoffen

Gerne geht er auch auf Vorurteile ein, die im Zusammenhang mit der Wärmedämmung stehen, und räumt sie aus der Welt: Durch verbaute Dämmstoffe (z.B. Styropor) wird ein Haus nicht brennbarer, es bildet sich auch nicht leichter Schimmel und die Produktion von Dämmstoffen kostet auch nicht mehr Energie, als später eingespart wird, zählt er auf.

Was die Baustoffe angeht, gebe es zwar ökologische Dämmstoffe wie Seetangmatten. Die seien aber teuer und stünden wirtschaftlich in keinem Verhältnis. Styropor, Polyurethan und Mineralfaser seien die Stoffe der Stunde. „Der ökologische Gedanke ergibt sich aus der Energieeinsparung“, erklärt Grampp.

Verschiedene Fördermöglichkeiten für Eigentümer

Wünschenswert wäre es allerdings, noch eine gute Recyclingvorschrift von der Politik an die Hand zu bekommen: „Wir bauen noch nicht mit der Ausrichtung auf Recycling. Das wäre eine politische Aufgabe, die zwar kurzfristig vielleicht aufwendig, in Bezug auf die nächste Generation aber wirklich sinnvoll ist.“

Und zuletzt ist es Martin Grampp noch wichtig, auf die Fördermöglichkeiten einzugehen, die es für energetische Sanierungen gibt. Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) trägt 15 Prozent der Kosten für die Sanierung von Fenstern, Kellerdecken, Dächern und Fassaden. Wenn man vorher eine Energieberatung absolviert, sind es sogar 20 Prozent.

„Die Förderung gibt es aber nur, wenn man ein bisschen mehr als die gesetzliche Mindestanforderung erfüllt“, erklärt Grampp. Bei der Dämmung der Außenfassade seien zum Beispiel zwölf Zentimeter Dämmstoff vorgeschrieben. Bei 14 Zentimetern gibt es die Förderung. „Das wird extrem gut angenommen, ist sehr nachgefragt“, so Grampp. Darüber hinaus gibt es eine KFW-Kreditförderung, die aber kaum gewünscht sei.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 2. Mai 2023.