Kantig, knorrig, kirmes-verrückt So wird mir Rainer Schulz (79) im Gedächtnis bleiben

Kantig, knorrig, kirmes-verrückt: So habe ich Rainer Schulz (79) erlebt
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Was fällt mir ein, wenn ich an den gestorbenen Rainer Schulz denke? Sein Schnäuzer. Seine Schläger-Mütze. Bisweilen auch sein Hut. Seine präzis-durchdringende Stimme. Das waren die äußeren Erkennungszeichen. Seine Liebe zur Kirmes, seine Liebe zu den Schaustellern. Seine Liebe zu Sim-Jü. Das war sein Leben. Rainer Schulz hat fürs Volksfest gelebt. Fast in jedem seiner 79 Lebensjahre.

Er vertrat die Belange der Schausteller mit Nachdruck. Ging ihm etwas gegen den Strich, konnte er ungehalten sein. Ja, er konnte auch hartnäckig bis zur Penetranz sein, wenn er sich im Recht sah. Wenn er seine Ansichten durchsetzen wollte. Ansichten, die, jedenfalls ist das meine Einschätzung, meist richtig waren.

Disput mit ihm ausgefochten

Ich erinnere mich an eine Auseinandersetzung, die unsere Redaktion vor etlichen Jahren mit ihm ausgefochten hat. Es ging um die Schreibweise von „Sim-Jü“. Wir hatten in alten Unterlagen eine andere Schreibweise entdeckt und diese für richtig gehalten: „SimJü“. Rainer Schulz war entsetzt. Erst bat er uns, wieder zu „Sim-Jü“ zurückzukehren. Dann drängte er. Dann war er sauer. Wir recherchierten daraufhin noch einmal ganz genau. Resultat: Er hatte recht. So war Rainer Schulz.

Aber er war auch hilfsbereit. Sein unfassbares Volksfest-Wissen stellte er uns und damit der Öffentlichkeit zur Verfügung. In vielen Gesprächen mit ihm wurde mir klar: Rainer Schulz liebt das Kirmeswesen. Und die Schausteller, die andernorts auf weniger Gegenliebe stoßen, eher misstrauisch als „fahrendes Volk“ beäugt werden. Sein stetiges Anliegen war, dass sich die Schausteller mit den Wernern und die Werner mit den Schaustellern wohl fühlten. Das ist ihm gelungen, nicht zuletzt durch seine „Erfindung“ des Otto-Wendler-Fußballspiels. Das ist sein Vermächtnis.

Das Beste für Sim-Jü

Die Stadt Werne hat mit Rainer Schulz sicherlich einen ihrer bekanntesten Bürger verloren. Er selbst hätte eine solche Einschätzung immer zurückgewiesen. Der ehemalige Sparkassen-Mitarbeiter wollte auf seine Art, ohne jegliches offizielles Amt, das Beste für Sim-Jü und für die Schausteller-Familien, die er schon seit Kindheit kannte. Auf offizielle Ehrungen wie erst in diesem Jahr für 50 Jahre Otto-Wendler-Pokal reagierte er eher unwirsch. Doch so gut kannte ich ihn nun doch: Gefreut hat er sich trotzdem.

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