Kabarett-Quartett rechnete im Kolpingsaal Werne mit 2024 ab „Deutschland ist so tot wie Winnetou“

Kabarett-Quartett rechnete mit 2024 ab: „Deutschland ist so tot wie Winnetou“
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„Schlachtplatte 24“ nannte der Kölner Kabarettist Robert Griess seine jährlich präsentierte Jahresendabrechnung. In diesem Jahr holte er dazu Alice Köfer aus Berlin sowie Sonja Kling und Aydin Isik, beide aus Köln, mit ins Boot. Im Kolpingsaal in Werne verhackstückelte dieses erfahrene Kabarettisten-Quartett die Geschehnisse des vergangenen Jahres.

Und da gab es einiges, das den schwarzhumorigen, bissigen und doch entlarvenden Sketchen der Kabarettisten absolute Steilvorlagen bot. „Wir haben bald einen neuen Präsidenten in den USA. Berichtet er aus dem Knast oder aus dem Hospiz?“, war nur eine der Einleitungen in ihr zweieinhalbstündiges Programm vor nicht ganz vollem Saal. „Bis zum 23. Februar werden wir von Robotern geführt“, war die inländische Breitseite auf die Lage der Politik. Griess, Kling und Isik plauderten als Security der scheidenden Spitzenpolitiker aus dem Nähkästchen der Gewohnheiten von Robert Habeck, Olaf Scholz und Christian Lindner. „Deutschland ist so tot wie Winnetou“, war ihr Fazit.

Waffengewalt und Neuwahlen

„Trump hat die Fake-News nicht erfunden. Er nutzt sie nur. Wäre der Schuss auf ihn nur 3 Zentimeter nach rechts gegangen, wäre der Schuss ins Leere gegangen“. Eine doppeldeutige Beschreibung, über die das Publikum ein paar Sekunden nachdenken musste. Erst dann brandete – wie so oft – lachender Applaus auf. Und das toppte Griess noch: „In den USA kommen pro Jahr rund 50.000 Menschen durch Waffengewalt um. Deswegen gehen so viele Amerikaner ins Ausland, weil sie dort besser überleben können.“

Und wieder hüpften sie sprachlich beim nächsten Sketch zu den anstehenden Bundestagswahlen, den „Neuwahlen mit alten Kandidaten“. Wahlplakate, die wie Steckbriefe aussähen, und die Option, dass wohl Friedrich Merz das Rennen machen würde. „Der kommt aus dem Sauerland und so guckt der auch. Das einzig Gute an Merz ist, dass er nicht Markus Söder ist“, legte Griess effektvoll nach.

Köfer schlüpfte in die Rolle von Sahra Wagenknecht, die ihr BSW ganz auf sich zugeschnitten hat. Um Posten zu besetzen, habe sie sogar ihren Hund namens „Walter Ulbricht“ auf die Kandidatenliste gesetzt. „Der hört aufs Wort. Ich lasse mich besser klonen“, säuselte „Wagenknecht“ und nahm strahlend wie eine frisch Verliebte das Telefonat von „Putilein“ entgegen.

Hoher Besuch von Taylor Swift

Aydin verhackstückte das Thema der „Verschwörungstheoretiker“ von Attila Hildmann bis hin zu Michael Wendler. Sangesstark und irre komisch besuchte Köfer als „Taylor Swift“ das „arme Deutschland“. Ebenso herrlich überzogen, aber entlarvend tauchte Kling mit roter Perücke als schwäbelnde Saskia Esken auf. Mobilität und Infrastruktur, Wohnungsnot und Pflegenotstand waren weitere Themen, genauso wie der Streik bei VW nach der Ankündigung von Entlassungen und Werksschließungen. Griess vertrat die Managerebene. Die anderen drei Kabarettisten machten Stimmung dagegen und bezogen das Publikum interaktiv mit ein, das bereitwillig laute Buuh-Rufe gegen die Manager losließ.

Die schönen Momente bezogen sich alle nur auf den Sport. Das führerlose Boot im Dauerregen unter anderem mit Isik als „Erdogan“ zielte wieder auf die ungewisse politische Lage. Am Ende wagten sie keine Prognose für 2025, aber animierten ganz faktisch zur Wahl am 23. Februar.