Julius Schwieters war unter anderem Kaplan in Herbern. Sein Blick ging aber deutlich über die Ortsgrenzen hinaus.

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Julius Schwieters: Warum eine Straße in Werne nach einem Pfarrer aus Herbern benannt ist

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Werne und Herbern liegen nicht weit voneinander entfernt und pflegen ein gutes Verhältnis. Das ist aber nicht der Grund dafür, dass eine Straße in Werne nach einem Herberner Kaplan benannt ist.

von Heidelore Fertig-Möller

Werne

, 01.08.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Vor 135 Jahre, 1886, erschien im Verlag Aschendorff Münster, eine Schrift von Julius Schwieters, damals Kaplan in Herbern, die noch heute zu den bedeutendsten Forschungen über Werne und dem damaligen Kreis Lüdinghausen gehört. Der Titel lautete: „Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Theil des Kreises Lüdinghausen“ und behandelt neben der Pfarrgemeinde Werne ebenso Herbern, Bockum, Hövel, Walstedde, Drensteinfurt, Ascheberg, Nordkirchen, Südkirchen und Capelle.

Zwei Jahre später verfasste er das Werk über „Die Bauernhöfe des östlichen Theiles des Kreises Lüdinghausen“, das noch heute in Regalen mancher Bauernhöfe steht. In diesem Band behandelte er unter anderem die Werner Bauernhöfe in Mottenheim, Evenkamp, Holthausen, Schmintrup, Ehringhausen, Varnhövel, Ostick (Langern) und Lenklar. Schwieters Forschungen beruhen auf einem gründlichen Quellenstudium im Staatsarchiv Münster, in den adligen Häusern und den einzelnen Pfarrämtern und gilt deshalb als Standardwerk lokaler Geschichtsschreibung im Altkreis Lüdinghausen.

Der Verkehrsverein Werne um die Vorsitzende Heidelore Fertig-Möller hat ein Porträt von Schwieters auf einem Stromkasten an der gleichnamigen Straße angebracht.

Der Verkehrsverein Werne um die Vorsitzende Heidelore Fertig-Möller hat ein Porträt von Schwieters auf einem Stromkasten an der gleichnamigen Straße angebracht. © Sylvia vom Hofe (A)

Da viele der Bauernhöfe in den folgenden Jahrzehnten durch die Industrialisierung verschwanden, sind diese Bände heute unverzichtbar für die heimatkundliche Forschung. Fast hundert Jahre später, 1974 und 1984, verlegte Aschendorff diese Werke in einem unveränderten fotomechanischen Nachdruck und etwas später nochmals in einer geänderten, jetzt gebräuchlicheren Schriftform.

In Legden geboren - später Kaplan in Herbern

Wer war nun Julius Schwieters, der solche Standardwerke verfasste? Am 10. Juni 1844 kam er als Sohn eines Gastwirtes in Legden zur Welt. Nach der Volksschule besuchte er das Gymnasium in Coesfeld und machte dort sein Abitur. Danach studierte er Theologie und wurde 1869 im Dom zu Münster zum Priester geweiht. Er kam zunächst als Kaplan nach Neuenkirchen und Osterwick und dann 1871 in unseren Nachbarort Herbern. Schon in seiner Jugend interessierte er sich sehr für die Geschichte seines Heimatkreises und für die Städte und Gemeinden im Kreis Lüdinghausen, was er als Kaplan von Herbern noch intensivierte.

Durch den Druck seiner beiden ersten Schriften über die ‚Geschichtlichen Nachrichten‘ und die ‚Bauernhöfe‘ wurde man auf ihn aufmerksam und im Oktober 1890 bekam Julius Schwieters die Anstellung als Archivar am Bischöflichen Generalvikariat in Münster. Auch der damalige Provinzialkonservator Albert Ludorff, der auch heute noch bekannt ist durch seine Schriftenreihe „Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen“, lernte Schwieters kennen und so erfolgte eine erfolgreiche Zusammenarbeit für die weiteren Bände in dieser Reihe über die Kreise Beckum und Ahaus.

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Im Jahre 1895 wurde Schwieters Pfarrdechant an der Stiftskirche von Freckenhorst - 1903 erschien dann der Band „Das Kloster Freckenhorst und seine Äbtissinnen“, noch heute ein Standardwerk für diese berühmte und eindrucksvolle Stiftskirche, die der Förderverein Stadtmuseum Werne erst vor kurzem besichtigen konnte. Nach dreizehn Jahren in Freckenhorst starb Schwieters am 28. Januar 1908 und sein Nachlass kam nach Paderborn und Warendorf beziehungsweise verblieb in Freckenhorst.

In der Vorrede zu seinem ersten Band von 1886 schrieb er: „Den Liebhabern des Alterthums und der Landesgeschichte seien diese Nachrichten gewidmet. Dieselben beziehen sich nur auf kleine Kreise, Orte und Verhältnisse. Aber die Heimath, das kleine Gemeinwesen, die Stätte, der Hof, das Haus, wo die Voreltern seit Jahrhunderten gelebt, sind für die Nachkommen äußerst interessante Stätten….“

Die Stadt Werne hat eine Straße im Mühlenfeld nach Julius Schwieters benannt und der Verkehrsverein Werne brachte vor einiger Zeit am Stromkasten an der Ecke Mühlenfeld / Schwietersstraße ein Bildnis von ihm an und erinnert so an eine der bekanntesten Persönlichkeiten, die zwar weder in Werne geboren noch hier gestorben ist, aber sehr viel Wissenswerte über Werne und seine Bauerschaften erforscht und niedergeschrieben hat.

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