Ruft man die offizielle Seite der Stadt Werne auf, findet man unter „Tourismus“ Vorschläge für Aktivitäten wie einen Besuch in der Stadtbücherei, der Freilichtbühne, dem Gradierwerk, dem Solebad, das Begehen des Jakobswegs, einen Ausflug in Kino, zum Golfplatz oder zur Padelbase.
Die meisten dieser Aktivitäten eignen sich jedoch eher für Erwachsene, weniger für Kinder und vor allem Jugendliche. Wer wirklich etwas erleben möchte, muss in die nächst größere Stadt wie Hamm, Lünen, Dortmund oder Münster fahren. Dieser Weg ist zusätzlich mit Kosten für Züge und Busse verbunden.
Das JuWeL als Jugendtreff
Das sogenannte JuWeL, das Jugendzentrum in Werne, ist ein Treff für Jugendliche. Es bietet zum Beispiel einen „Offenen Treff“ an. Man kann kickern, Billiard spielen und Musik hören. Außerdem findet ein wöchentlicher „Queerer Treff“ statt und es gibt das „Café Chaos“.
Dennoch würden laut der Schülerin Zahra Ahmadi (15) wenige ihrer Freunde und Bekannte dort hingehen. Auch Henrik Warnecke, ebenfalls Schüler, findet das Konzept der Einrichtung gut, sieht aber auch Probleme: „Das JuWeL wird kaum beworben. Wenn da mal was geht, bekommt man das nicht mit. Und von außen sieht es auch nicht ansprechend aus. Ich glaube, dass auch das Image des Zentrums runterzieht.“
Ahmadi schließt sich seiner Meinung an, „denn dort sind im die gleichen Leute. Da ist eine bestimmte Clique, nennt sich die Werne Gang, da muss ich nicht unbedingt hin.“ Trotzdem glaubt sie, dass es gerade für Jugendliche, die neue Freunde finden wollen, ein guter Treffpunkt sei. Auch sie bestätigt, dass das JuWeL keinen guten Ruf in Werne hat.
„Hier ist halt nichts.“
Henrik Warnecke ist 17 Jahre alt und wohnt in Werne. Er besucht die Q1 des Christophorus-Gymnasiums. Auf die Frage, welches der benannten Angebot in Werne er nutzen würde, nennt er nur das Solebad, das Kino und die Padelbase. Von den acht Vorschlägen verbleiben also noch 3, die für Jugendliche wie Henrik Warnecke in Frage kommen. Wenn er sich privat mit Freunden trifft, würden sie gemeinsam essen gehen.
„King Kebap, gegenüber vom Kino, ist quasi mein Haupttreffpunkt, wenn ich mit Freunden essen gehe. Da dort immer viele Jugendliche in großen Gruppen sitzen, bin ich damit wohl nicht allein.“ Bei La Strada könne man im Sommer auch noch nett sitzen.
Dort sei das Klientel aber wieder ein anderes. Wenn er durch die Stadt geht, müsse er jedes Mal feststellen, dass es in Werne weder coole Cafés, noch Einkaufsmöglichkeiten gibt. „Im Sommer kann man zumindest noch in der Eisdiele sitzen, wenn man sich mal unterhalten möchte“, sagt Warnecke. „Ansonsten ist hier halt nichts.“
Sport in Werne
Was er an Werne lobt, sind die Sportangebote.. Es gäbe viele öffentliche Sportplätze: Basketballfelder, ein Beach-Volleyballfeld und kleine Fußballplätze. „Was ich hierbei vermisse, ist ein vernünftiger und öffentlicher Fußballplatz. Den gibt es in Werne nicht“, meint er. Das verleite viele Jugendliche und auch Kinder dazu, über den Zaun des Linderts zu steigen. „Keine gute Lösung, denke ich.“ Im Bezug auf die Sportangebote findet er, sei „Werne schon jugendtauglich.“
Ideen für Werne
Warnecke äußert außerdem den Wunsch einer Bar, die sich auch für Jugendliche eigne. Denn sobald man am Wochenende was starten möchte, geht hier eigentlich, außer im Privaten, gar nichts. „Stattdessen trifft man sich in irgendeinem Keller von Freunden zum Feiern.“ Seiner Meinung nach würde schon ein Café wie das Extrablatt einiges verändern. „Eine irgendwie moderne Location, in der man vielleicht auch noch Abends sitzen kann“, erklärt er. Eine weitere Idee wäre „wenigstens ein Modegeschäft wie P&C, das die Innenstadt irgendwie attraktiver gestaltet.“ Den Bau der Surfworld sieht er als Chance. „Vielleicht lockt das einige Geschäfte in die Fußgängerzone und Werne profitiert als gesamte Stadt davon.“ Das wäre ein Grund, nach Werne zu kommen, sowohl für Unternehmen, als auch für Besucher.

„Willkommen fühlt man sich nicht.“
Ebenfalls aus Werne kommt Zahra Ahmadi. Sie ist 15 Jahre alt und besucht die neunte Klasse des Christophorus Gymnasiums. Sie beschreibt, dass es gerade im Winter noch schwieriger ist, etwas zu unternehmen. „Im Sommer kann man sich einfach draußen in die Eisdiele setzten. Da kann man nicht viel falsch machen. Das Klientel ist mit Jung und Alt gemischt.“
Wenn man aber im Winter ein Café suche, gäbe es nur das „Omas Café“. „Wenn wir ehrlich sind, freuen die sich auch nicht über fünf, sechs Jugendliche.“ Außerdem sei es auch nicht allzu attraktiv, zwischen „alten Omis und Opis mit ‚Dudelmusik‘“ Kuchen zu essen. Ahmadi wünscht sich ein Café, in dem auch Jugendliche willkommen sind. „Irgendwie modern eingerichtet und coole Musik, mehr braucht es ja nicht.“ Weil durch die Schulen auch Jugendliche aus Herbern, Capelle und Hamm in Werne seien, würde sich ein Lokal wie das Extrablatt lohnen, vermutet sie.
Kino top, Verkehr Flop
Ihr Highlight in Werne sei das Solebad, weil es so neu und modern aufgebaut sei, und das Kino in Werne. „Da ist man einfach gern. Die Inhaber sind total nett und man fühlt sich irgendwie immer willkommen.“ Insbesondere lobt die Schülerin die Preise. Einen Kinobesuch könne man sich fast immer leisten, weil sowohl die Karte, als auch die „Kino-Snacks“ ein gutes Preisniveau hätten.
Des Weiteren kritisiert Ahmadi die Verkehrs-Anbindungen in Werne. „Wenn man nach Münster oder Dortmund will, bezahlt man fast 20 Euro, denn man muss ja auch noch zurückfahren.“ Außerdem würden häufig Züge ausfallen. „Dass Jugendliche quasi nicht mobil sind, ist ja klar. Wenn es dann aber keine Möglichkeiten gibt, etwas in der eigenen Stadt zu unternehmen, dann muss man fast mehr für die Fahrt, als die Beschäftigung dort, zahlen.“
Fazit zur Jugendtauglichkeit
Sowohl Warnecke, als auch Ahmadi betrachten die Situation der Jugendlichen in Werne als ausbaufähig. „Man würde eigentlich gerne hier bleiben, wenn man mit der Schule fertig ist, weil die ganze Familie hier wohnt. Aber Werne ist so wenig attraktiv, das ist echt schade.“ Beide fordern mehr Engagement der Stadt, Werne jugendfreundlicher zu gestalten.