Jahresrückblick in Werne Geschlossene Restaurants und Newcomer - So lief 2022 für die Wirtschaft

Viel Wirbel in der Wirtschaft - das geschah 2022 in der Lippestadt
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Die Pandemie und der Krieg in der Ukraine, verbunden mit gestiegenen Betriebskosten, haben in der Werner Wirtschaft 2022 ihre Spuren hinterlassen. Turbulente Zeiten, in denen es durchaus die ein oder andere Hiobsbotschaft gab - allerdings auch so manches Happy End. Für eine der größten Schlagzeiten sorgt im März das Horne-Center. Genau genommen die Schließung des Rewe Symalla. Denn damit einher geht, dass sich viele der kleinen Geschäfte im Horne-Center eine neue Bleibe suchen müssen.

Bei deren Inhabern ist die Verwunderung anfangs groß. So recht weiß niemand, woran er gerade ist. Das liegt daran, dass sich die Kommunikation mit dem Vermieter und dem Eigentümer der Immobilie schwierig gestaltet. Auch Anfragen unserer Redaktion bleiben zunächst unbeantwortet. Fest steht: Das Gebäude soll umgebaut werden. In den folgenden Monaten kommen gefühlt nur häppchenweise neue Informationen ans Tageslicht.

Im November teilt die Stadtverwaltung schließlich mit, dass endlich ein Bauantrag für die neue „Werne City Mall“ vorliegt. Klar ist zu diesem Zeitpunkt längst, dass in das Gebäude unter anderem ein neuer Rewe-Markt einzieht. Wann genau der eröffnen wird, ist weniger klar. Die gute Nachricht: Die Inhaber der kleinen Geschäfte sind auf der Suche nach einem neuen Ladenlokal inzwischen fündig geworden - und haben in diesem Zuge die Leerstandsquote in der Altstadt deutlich nach unten geschraubt.

Bäckerei schließt

Zu den Geschäften, die das Horne-Center verlassen müssen, gehört auch die Telgmann-Filiale. Allerdings zieht es Inhaber Friedrich und sein Team nicht an einen anderen Standort in der Altstadt, sondern an die Selmer Straße. Und zwar in die bisherigen Räumlichkeiten der Bäckerei Schulze Bisping. Deren Inhaber Christian Schulze Bisping hatte erst kurz zuvor bekannt gegeben, dass er den Betrieb schließen wird. Neben wirtschaftlichen Gründen habe bei der Entscheidung der Gesundheitszustand eine Rolle gespielt, erklärt der Inhaber.

Die Gaststätte Mutter Stuff an der Selmer Landstraße.
Die Gaststätte Mutter Stuff an der Selmer Landstraße. © Jörg Heckenkamp

Der wirtschaftliche Faktor ist auch ausschlaggebend dafür, dass der Traditionsbetrieb Beckmann Print & Medien im November mitteilt, einen „Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens“ gestellt zu haben. Der Betrieb blickt auf eine 135-jährige Tradition zurück. „Die Energiekrise hat uns vollends eingeholt“, schreibt Firmenchef Sebastian Beckmann in einem Statement.

Der Insolvenzverwalter habe mit seiner Arbeit begonnen. Aufträge werde man vorerst weiter annehmen und abarbeiten. Die 14 Beschäftigten des Unternehmens seien bereits über das Verfahren und die anstehenden Schritte informiert worden. Anstelle ihrer Löhne und Gehälter erhalten sie für drei Monate Insolvenzgeld von der Agentur für Arbeit.

Aus für den Heidekrug

Schlechte Nachrichten gibt es ebenso aus der Gastro-Szene. So wird im August das Aus für den Heidekrug bekannt. Gastwirt Andreas Tönning erklärt im Gespräch mit unserer Redaktion, dass er das Restaurant nach etwas mehr als einem Jahr wieder schließen muss - ebenfalls aus wirtschaftlichen Gründen. So habe man die pandemiebedingten Einbußen aus dem vergangenen Winter zwar ein bisschen auffangen können, doch sorgten nun die gestiegenen Kosten für Gas, Strom und Lebensmittel dafür, dass der Gastronom keine Perspektive mehr sieht.

Edith und Theo Werter stehen am Tresen.
Edith und Theo Werter betreiben das Stadthotel im Kolpinghaus. © Felix Püschner

Bei der Traditionsgaststätte Mutter Stuff sind die Gründe für die Schließung im November ganz anderer Natur. „Aufgrund einer Erkrankung meiner Mutter ist es uns gegenwärtig nicht möglich, einen normalen Betrieb durchzuführen“, sagt Erwin-Josef Jorden auf Anfrage unserer Redaktion. Senior-Chef Erwin Jorden war bereits im Mai 2022 gestorben. Man werde die Gäste über die Homepage auf dem Laufenden halten, wie es mit der Traditionsgaststätte weitergeht, heißt es. Ende Dezember ist dort immer noch zu lesen, dass das Lokal bis auf weiteres geschlossen bleibt.

Unstimmigkeiten zwischen Pächter und Verpächter sind unterdessen dafür verantwortlich, dass das Stadthotel im Kolpinghaus Ende Oktober schließt. Das geben die Betreiber Horst Nußbaum und Bettina Schriever bereits im Mai bekannt. Der Pachtvertrag sei nicht verlängert worden, heißt es zunächst kurz und knapp. Dann wird deutlich, wie zerschnitten das Tischtuch zwischen den beiden Parteien mittlerweile ist.

Neuer Pächter für Stadthotel

Der Hauptvorwurf ist, dass Zusagen nicht eingehalten worden seien. Gastwirt Horst Nußbaum stellt schließlich fest: „Die könnten mir das Objekt morgen kernsaniert auf dem Tablett präsentieren, ich würde das nicht mehr nehmen.“ Schriever und Nußbaum packen ihre Sachen und bauen sich eine neue Existenz im Norden Deutschlands auf. Der Kolpinghausverein präsentiert unterdessen ein neues Pächterpaar: Edith (51) und Theo Werter (62) übernehmen den Betrieb im November.

Mit dem Gastronomie- und Gaststättenbetrieb kennen sich die beiden aus. In Werne sind sie aber echte Newcomer. Auch die gibt es schließlich in turbulenten Zeiten. Sogar in der Wirtschaftsbranche. Trotz Pandemie und Krieg.

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