Zwei Familienväter aus Werne haben eine Initiative zum Wohle der Kinder ins Leben gerufen. Sie sollen ungefährdet den Platz vor der Haustür zum Spielen nutzen können.
Am 21. Februar 2019 schmetterten Politik und Verwaltung zwei Bürgeranträge ab – ganz ohne Diskussionen, die in politischen Ausschüssen sonst gerne geführt werden. Eineinhalb Monate später ist aus dem dadurch entstandenen Frust der Bürger eine Initiative geworden, die sich stark machen will für Werner Familien und das Recht der Kinder, sich frei zu bewegen.
Anwohner hatten gefordert, Maßnahmen zu entwickeln, damit die Geschwindigkeit in verkehrsberuhigten Bereichen eingehalten werde. Dabei ging es vorerst um die Straßen Am Alten Kurbad und Dr.-Hövener-Straße im Norden der Stadt sowie um Wiehagen und Käthe-Kollwitz-Straße im Osten. Schrittgeschwindigkeit fahren hier die wenigsten, sagen Torsten Swat und Daniel Steinhoff, zwei Familienväter, die der Bewegung ein Gesicht geben.
„Gegen Ignoranz kann man nicht bauen“, hatte Tiefbauamtsleiter Adrian Kersting im Februar resümiert. Die Straßen seien bereits eng gebaut und verschachtelt, außerdem handele es sich dort um reinen Anliegerverkehr. Anwohner selbst seien leider immer wieder zu schnell unterwegs.
„Wir denken in alle Richtungen“
„Wir wollen ja gar nicht, dass die Spielstraßen alle einmal komplett umgebaut werden“, macht Daniel Steinhoff klar. „Wir wollen, dass bestehendes Recht eingehalten wird. Das bestehende Recht der Kinder!“
Heißt: Kinder sollen in den verkehrsberuhigten Bereichen wieder vor dem Haus unterwegs sein können – ohne sich dabei einer Gefahr auszusetzen, die durch zu schnelles Fahren verursacht werde. Man sei auf der Suche nach Lösungen – gerne gemeinsam mit den Experten der Stadt. „Wir denken dabei in alle Richtungen“, so Swat.

Auf der Vinzenzstraße bremsen Schwellen die Autofahrer aus. © Helga Felgenträger
Neu sei das Problem wahrlich nicht, sagen die beiden gebürtigen Werner, „aber die Situation ist über die Jahre immer schlimmer geworden“. Torsten Swat (42), Vater eines zwei- und eines fünfjährigen Kindes, und Daniel Steinhoff (33), Vater eines sechs Monate alten Kindes, stehen nach der Schlappe im jüngsten Planungs- und Verkehrsausschuss aktuell aber doch mit Verwaltung und mehreren Parteien in Kontakt.
3000 Flyer gedruckt
Es hat sich was getan. Weil man nicht einfach aufgeben wollte und die Initiative mittlerweile aus rund 70 Leuten bestehe, die sich aktiv beteiligen. „Wir haben an Türen geklingelt, Akquise auf Spielplätzen betrieben, wie sind in Kindergärten gegangen, haben 3000 Flyer gedruckt, die wir in der Stadt verteilen“, sagt Swat. Denn – und das sei ihnen wichtig: „Wir stehen nicht nur für unsere Straßen, sondern für alle Spielstraßen in der Stadt.“
Und – mindestens genauso wichtig: „Wir wollen die Leute nicht ärgern, die Autofahrer nicht ärgern“, sagt Steinhoff, „sondern sie mitnehmen und überzeugen“; in den Dialog gehen, der sich manchmal schwierig gestalte, wenn man Autofahrer „auf frischer Tat ertappe“. „Da muss man sich Sachen anhören, das gibt es gar nicht“, sagt Swat. Er hingegen wirkt nicht verärgert, sondern optimistisch. Man will etwas bewegen, am besten gemeinsam.
Was möchte die Initiative? Was hat sich bis jetzt getan?
- Auf der Homepage www.familien-gestalten-werne.de können Interessierte aktuelle Entwicklungen verfolgen.
- Die Initiative könnte sich vorstellen, Arbeitsgruppen zu bilden und regelmäßig gemeinsame Aktionen zu planen.
- Man möchte langfristig die Verkehrssituation verbessern und ein Bewusstsein bei Autofahrern und Anwohnern schaffen. Einheitliche Beschilderungen in einzelnen Vorgärten etwa könnten Autofahrer stets daran erinnern: Das hier ist eine Spielstraße – bitte langsam fahren. „Die Schrittgeschwindigkeit sollte der Regelfall sein und nicht die Ausnahme.“
Das sind die nächsten Termine:
- Erstes Kennenlernen am Donnerstag, 11. April, ab 19.30 Uhr im Hotel am Kloster, Kurt-Schumacher-Straße 9. Weitere engagierte Anwohner und mögliche Unterstützer sind willkommen.
- Gemeinsames Treffen zeitgleich zum nächsten Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung, Umwelt und Verkehr am Dienstag, 7. Mai, ab 17 Uhr vor dem Stadthaus am Konrad-Adenauer-Platz.
Arbeitet seit Juni 2024 in der Redaktion des Hellweger Anzeigers. War in den vergangenen Jahren bereits für die Ruhr Nachrichten im Kreis Unna unterwegs. Mag Nachrichten und persönliche Geschichten gleichermaßen, arbeitet aktuell aber eher im Hintergrund.
