Wohneigentum zu finden, ist nach wie vor eine knifflige Sache. Und das hat keineswegs bloß finanzielle Gründe. Denn in vielen Städten gibt es einen massiven Mangel an Wohnraum. Es braucht dringend neue Baugebiete und Investoren. In Werne herrschte diesbezüglich zuletzt durchaus wieder Bewegung. Bürgermeister Lothar Christ hatte im Oktober 2023 im Interview mit unserer Redaktion Zahlen genannt und einen Ausblick gegeben.
Demnach seien in der Lippestadt in den vergangenen fünf Jahren rund 160 Wohneinheiten - verteilt auf fünf Baugebiete - geschaffen worden. Hinzu kommen 70 Wohneinheiten außerhalb von Planungsgebieten oder von Bebauungsplänen. Weitere Baugebiete habe man vor der Brust. „Also, da tut sich eine ganze Menge“, meinte Christ.
Wie der aktuelle Stand bei den Bauprojekten ist, zeigt unsere Übersicht. Dabei haben wir hauptsächlich größere Bauprojekte in den Blick genommen. Die Übersicht erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Wohnquartier Bellingholz Süd in Werne
Das Wohnquartier Bellingholz-Süd ist nicht nur angesichts der Größenordnung von etwa 180 Wohneinheiten eine echte Hausnummer. Die Anforderungen mit Blick auf den Klimaschutz wurden hier so hoch gelegt, wie bei keinem anderen Baugebiet zuvor. Unter anderem dürfen Vorgärten nicht versiegelt werden. Flachdächer müssen hingegen begrünt werden. Zudem besteht in einigen Fällen eine Pflicht für die Installation von PV-Modulen.
Zum ersten Mal hatte die Stadt darüber hinaus ein Energiekonzept für einen Bebauungsplan erstellen lassen. In Sachen Wärmeversorgung lief die Empfehlung der Experten letztlich auf eine dezentrale Versorgung mittels Wärmepumpe hinaus. Noch in diesem Jahr soll auf der Fläche an der Lünener Straße (B54) gebaut werden.
In dem Baugebiet entsteht ein Mix aus Ein- und Mehrfamilienhäusern. Das Interesse ist groß. Mehr als 400 Anfragen gab es bereits. Aktuell werden erneut archäologische Untersuchungen auf dem Areal durchgeführt. Läuft alles nach Plan, könnten schon im Sommer die Erschließungsarbeiten starten, wie Wernes Planungsdezernent Ralf Bülte auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt.

Wohnquartier am Südring in Werne
Nicht weit entfernt vom Baugebiet Bellingholz-Süd befindet sich eine weitere Fläche, die für Häuslebauer interessant sein dürfte. Auf dem derzeit landwirtschaftlich genutzten Areal zwischen den Straßen An den 12 Bäumen und Südring soll Wohnbebauung in Form von Mehrfamilien-, Einzel-, Doppel- und Reihenhäusern entstehen. 100 Wohneinheiten sollen dabei herumkommen - zumindest laut den ersten Entwürfen. Die Pläne wurden Ende 2023 bekannt und stießen beim Großteil der Werner Politik auf Zustimmung.
Das Domizil der zukünftigen Bewohner des Wohnquartiers am Südring liegt in unmittelbarer Nähe zu Friedhof, Bauhof und THW. Auch die Kläranlage ist nicht weit entfernt. Deswegen hat es bereits umfassende Begutachtungen zum Thema Geruchs- und Geräuschbelastungen gegeben. Da die Planungen noch in einem relativ frühen Stadium sind, gibt es derzeit noch keine genaue Prognose für den Baubeginn.

Wohnquartier an der Schlägelstraße in Werne
Ein deutlich kleineres Wohnprojekt, das jedoch ebenfalls viel Beachtung erfahren hat, ist das Wohnquartier an der Schlägelstraße, das in direkter Nachbarschaft zum Baugebiet an der Brevingstraße entstehen soll. Auf der 5200 Quadratmeter großen Freifläche soll ein Wohnmix aus Mehrfamilien- und Doppelhäusern mit insgesamt circa 20 Einheiten errichtet werden.
Für Gesprächsstoff sorgten vor allem die strengen Festsetzungen im Bebauungsplan. Nicht nur die Begrünung und PV-Bestückung von Dächern, Garagen und Carports ist darin geregelt, sondern sogar die Bepflanzung der Gärten und das Material für Stellplätze. Zudem beinhaltet der Plan ein Verbot zur Verwendung fossiler Brennstoffe zur Wärme- und Wasserversorgung.
Die Stadt hatte diese Regelungen kürzlich in einen allgemeinen Katalog übertragen, der für alle Neubaugebiete gelten soll. Dieser wurde in der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses im Januar 2024 lediglich mit einer einzigen Stimme Mehrheit beschlossen. Das Baugebiet hat inzwischen alle bürokratischen Hürden genommen. Es kann also losgehen.

Wohnquartier Tecklenborg in Werne
Ein echtes Mammutprojekt steht Werne auf dem Tecklenborg-Gelände bevor. Auf der 30.000 Quadratmeter großen Fläche zwischen Klöcknerstraße und Stockumer Straße sollen um die 200 Wohneinheiten entstehen. Genau genommen, war bei der Vorstellung des „städtebaulichen Konzepts“ im Januar 2021 von 180 bis 240 Wohneinheiten mit gestaffelten Gebäudehöhen und Wohnhöfen die Rede.
Auch ein Hotel war Bestandteil der Planungen. Das hat sich inzwischen allerdings geändert, wie Ralf Bülte erklärt. Tecklenborg habe sich dagegen entschieden. Nun müsse man das Konzept wohl noch einmal anpassen. „Es wird dort aber wohl in Kürze weitergehen“, so der Planungsdezernent. Klar sei allerdings auch, dass ein derart großes Projekt seine Zeit brauche.

Wohnquartier an der Lippestraße
Nicht ganz so viele Wohneinheiten, aber dafür eine ebenfalls prominente Lage hat das Wohnquartier auf dem Höttcke-Gelände an der Lippestraße zu bieten. „Vom Holzwerk zum Wohnwerk“ lautet der Titel des Projekts. Auf rund 8000 Quadratmetern sollen insgesamt 44 Wohneinheiten in unterschiedlichen Größen entstehen (52 bis 97 Quadratmeter). Hinzu kommen 4 Doppelhaushälften mit jeweils rund 130 Quadratmetern Wohnfläche.
Im Januar 2022 wurden die Pläne im Ausschuss für Stadtentwicklung vorgestellt - und trafen auf Zustimmung. Auf der Homepage des Projekts ist aktuell noch von einem Baubeginn im Jahr 2023 die Rede. Ein Plan, der nicht ganz aufging. Eine Prognose, wie beziehungsweise wann es hier weitergeht, könne er nicht geben, so Bülte. Es solle aber zeitnah ein Treffen der Beteiligten stattfinden: „Dass es bei vielen Projekten Verzögerungen gibt, hat aber vor allem auch mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und den gestiegenen Zinsen zu tun.“ Eingestampft sei das Projekt jedenfalls noch nicht.

Wohnquartier an der Horne
Das gilt auch für ein weiteres größeres Wohnungsbauprojekt. Unter dem Namen „Wortquartier an der Horne“ ist auf dem ehemaligen VEW-Gelände an der Ecke Hansaring/ Goerdelerstraße ein Baugebiet mit bis zu 70 Wohneinheiten geplant. Im Juni 2022 wurden die Pläne vorgestellt. Auf der 6600 Quadratmeter großen Fläche neuen Wohnraum zu schaffen, war zu diesem Zeitpunkt keine völlig neue Idee. Die ursprünglichen Planungen hatte man ein paar Jahre zuvor allerdings verworfen. Nun lebten sie in abgeänderter Form und mit neuem Investor wieder auf.
Viel gehört hat man von dem Bauvorhaben zuletzt allerdings nicht mehr. Es sei zunächst auch erst einmal hinten angestellt, sagt Bülte: „Wir haben viele große Wohnungsbauprojekte in der Pipeline und können natürlich nicht alles auf einmal machen.“ Gerade weil es so viele Projekte gibt, habe man allerdings auch keinen großen Druck: „Wir sind auf einem sehr guten Weg. Auch was den öffentlich geförderten Wohnungsbau betrifft“. Das ist nicht zuletzt deswegen wichtig, weil in Werne in den kommenden Jahren zahlreiche Sozialwohnungen aus der Mietpreisbindung fallen. Möglicherweise ziehen deren Bewohner dann ja in eines der neuen Wohnquartiere.
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