Der Ausbildungsmarkt in Werne ist nicht nur stabil. Trotz Corona-Krise, Energieproblemen und Ukraine-Krieg bildeten die örtlichen Unternehmen vorbildlich aus. Das sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber am Montagabend (28. November) beim Wirtschaftsgespräch in Werne. Es waren aber auch viele warnende Worte auf dieser Veranstaltung im Kolpingsaal zu hören.
„Werne ist eine Perle im Kammerbezirk“, sagte Schreiber. Im Vergleich zu den Ausbildungszahlen in den Kommunen des Kammerbezirkes (Dortmund, Hamm, Kreis Unna) liege die Lippestadt an der Spitze. Zum Stichtag 31. Oktober wurden für Werne im laufenden Jahr 113 neue Ausbildungsverträge verzeichnet, was gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 (109) ein gutes Plus von 3,7 Prozent bedeutet. Schreiber: „Verglichen mit 2021 (91) liegt der Zuwachs sogar bei 24,2 Prozent.“

IHK: „Wir nerven beim 2. Gleis“
Doch es ist im Werner Wirtschaftsleben nicht alles Gold, was glänzt. Stichwort 2. Gleis zwischen Lünen und Münster. Bei dem seit Jahrzehnten diskutierten Thema „werden wir am Ball bleiben, da werden wir immer wieder die Politik nerven“, sagt Schreiber. Er verwies auf einen weiteren Bahngipfel-Termin mit dem Bundesverkehrsministerium am kommenden Donnerstag (1. Dezember) in Münster. „In den vergangenen 50 Jahren hat sich die Schieneninfrastruktur kaum weiterentwickelt, insofern herrscht dringender Handlungsbedarf beim Ausbau“, so Schreiber.
Das IHK-Wirtschaftsgespräch findet in der Regel einmal im Jahr in Werne statt. In bewährter Weise führten die beiden Werner Unternehmer Adelheid Hauschopp-Francke und Jan Höttcke durch die Veranstaltung im Kolpingsaal, an der am Montag mit rund 50 Gästen vergleichsweise wenig Besucher teilnahmen.

Höttcke: „Mangelnde Kaufkraft“
Jan Höttcke warf in seiner Eingangs-Moderation einen Blick auf den Einzelhandel: „Zum Glück sind massenhafte Schließungen wegen Corona und der Energiekrise ausgeblieben.“ Dennoch stehe der stationäre Einzelhandel „schlechter dar als vor Corona.“ Das liege unter anderem an der mangelnden Kaufkraft.
Auch Co-Moderatorin Adelheid Hauschopp-Francke ging auf die Lage der Wirtschaft ein. „Die hohen Energiepreise belasten die Wirtschaft, insbesondere die Industriebetriebe.“
Langer Vortrag von Lothar Christ
Als Gast stand dann Wernes Bürgermeister Lothar Christ auf der Rednerliste. Mit einem positiven Statement startete er seinen Beitrag: „Für Corona, für Ukraine-Krieg, für den Klimawandel geht es uns noch relativ gut.“ Zumal Flüchtlingswelle, Energiemangel und Inflation auch eine Kleinstadt wie Werne „mit voller Wucht“ träfen.
Doch das Hauptthema seines langen, knapp 35-minütigen Vortrages waren die Auswirkungen des Klimawandels. Während die anderen Probleme in einigen Jahren in den Hintergrund rücken würden, meinte Christ, „werden die Folgen des Klimawandels uns über Generationen beschäftigen“.
Ist das nicht ein globales Problem, das auf der kleinen, lokalen Ebene nicht zu lösen ist? Zumindest könne eine Stadt wie Werne ihren Beitrag zur Klimaverbesserung leisten. Christ gab zu, dass das Thema in Werne zwischen 2010 und 2020 keine große Rolle gespielt habe. Aber nun lege man sich umso mehr ins Zeug.
Klimaschutz spiele in vielen Bereichen eine Rolle: „Wir pflanzen Bäume, wir weiten Photovoltaik aus“, sagt Christ. Auch wenn es nicht jedem Bauherren passen würde: „Es wird kein Gewerbegrundstück mehr verkauft ohne Anforderungen an die Nachhaltigkeit.“ Christ: „Der Klimawandel löst Zukunftsängste aus und verändert eine Gesellschaft.
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