Henrik Herrmann (17) erhält Auszeichnung für seinen Honig Imker aus Werne räumt bei Landeswettbewerb ab

Werner Imker erhalten Auszeichnungen auf Landes- und Kreisebene
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Im Garten von Familie Herrmann ist es ruhig an diesem kühlen Vormittag im November. Ganz anders als im Frühjahr und Sommer. Dann nämlich pendeln hier Hunderttausende fleißige Bienen zwischen blühenden Blumen und Bienenstock. Henrik Herrmann weiß noch, wie er vor einigen Jahren im Garten in Werne saß und den Tierchen - damals waren es noch deutlich weniger - zusah. „Ich fand das interessant und habe dann angefangen, mich mit dem Thema zu beschäftigen“, sagt der 17-Jährige.

So fand Herrmann den Weg zu einem neuen Hobby: dem Imkern. Für Menschen in seiner Altersklasse nicht gerade ein typischer Zeitvertreib. Wie haben seine Klassenkameraden und Freunde auf die ungewöhnliche Freizeitaktivität reagiert? „Die finden es eigentlich ganz cool“, sagt der AFG-Schüler. Tatsächlich hat er in seinem Freundeskreis sogar den ein oder anderen Kunden. Ein Glas mit 250 Gramm Honig verkauft der 17-Jährige für 3,50 Euro. Die 500-Gramm-Variante kostet sechs Euro.

Geld, mit dem der Gymnasiast sein Hobby finanziert. Das liefert einige beeindruckende Zahlen: Zehn Bienenvölker mit jeweils bis zu 50.000 Insekten, die zwischen 30 und 60 Kilogramm Honig pro Jahr produzieren zum Beispiel. Um Berufsimker zu werden, reicht das allerdings bei Weitem nicht. „Das habe ich aber auch gar nicht vor. Ich möchte Lehrer werden“, betont Herrmann. Dann schwirren keine 500.000 Tierchen mehr um ihn herum, sondern Kinder und Jugendliche - und aller Voraussicht nach auch nicht ganz so viele. Während es bis zum Staatsexamen noch ein weiter Weg ist, kann Herrmann schon jetzt stolz auf andere Auszeichnungen blicken. Die haben - kaum überraschend - mit seinen Bienen zu tun.

Henrik Herrmann aus Werne steht mit seinem Imker-Equipment im heimischen Garten.
Henrik Herrmann mit seinem Equipment im heimischen Garten. Abgesehen vom Honig stellt er auch Öle, Crèmes und Kerzen her. © Felix Püschner

Bei der jährlichen Honigbewertung des Landesverbands Westfälischer und Lippischer Imker wurde der Werner bester Jungimker in der Altersgruppe der Zwölf- bis Achtzehnjährigen. Zudem landete er auf Platz sechs bei der Wahl der besten Frühtracht-Honige und sicherte sich Gold für seinen Sommerhonig. Keine schlechte Leistung, wenn man bedenkt, dass bei der diesjährigen Bewertung fast 1100 Honige eingereicht wurden.

Herrmann ist aber nicht das einzige erfolgreiche Mitglied des Imkervereins Werne. Auch Ludger Rüschenschmidt erhielt auf Kreisebene Gold für sein Frühjahrsprodukt. Geschmack, Sauberkeit und Konsistenz gehören zu den Kriterien, nach denen bewertet wird. „Und natürlich auch der Geruch sowie allgemein das Mundgefühl“, erklärt Rüschenschmidt (50), der selbst seit über 20 Jahren Vereinsmitglied ist und mehrfach ausgezeichnet wurde.

Ludger Rüschenschmidt vom Imkerverein Werne hält eine Urkunde für seinen Honig in der Hand.
Ludger Rüschenschmidt ist ebenfalls Mitglied im Imkerverein Werne: Auch er wurde bereits mehrfach ausgezeichnet - unter anderem in diesem Jahr. © Felix Püschner

Rüschenschmidt hat im Alter von 18 Jahren mit dem Imkern angefangen. Grund war der landwirtschaftliche Betrieb seiner Eltern. „Mein Vater hat den Honig immer vom Imker gekauft. Ich habe mir dann irgendwann gedacht, dass wir den doch auch selbst machen können.“ Mittlerweile betreut Rüschenschmidt 18 Bienenvölker, die in ganz Werne verteilt sind: „Man muss das natürlich mit den Grundstückseigentümern abstimmen und es beim Veterinäramt melden.“ Haben beide keine Einwände, können die Stöcke auch außerhalb des eigenen Gartens aufgestellt werden.

Und wie aufwändig und kostspielig ist so ein Hobby? Rüschenschmidt und Herrmann müssen beide etwas schmunzeln. Das komme darauf an, welches Equipment man haben wolle. Denn auch unter den Schleudern und Smokern gebe es nicht nur die Kategorie Kleinwagen, sondern auch die Luxus-Limousine. Eine komplett neue Ausstattung koste daher ab 2500 Euro aufwärts.

Dreimal um die Erde für 500 Gramm Honig

Wer ganz neu mit dem Imkern beginnen möchte, dem raten Herrmann und Rüschenschmidt jedoch, sich erst einmal mit gebrauchtem Equipment zu versorgen - und mit Wissen. Beides gibt es beim bereits 1890 gegründeten Imkerverein Werne, zu dem aktuell 41 Mitglieder und ein Berufsimker gehören. Sie betreuen insgesamt knapp 1000 Bienenvölker. Das Hobby kostet aber nicht nur Geld, sondern auch Zeit - wenngleich in überschaubarem Maße. „Bei mir sind es etwa 150 Stunden im Jahr“, sagt Herrmann. Schleudern, Rühren, Abfüllen und Etikettieren gehören unter anderem zu den Aufgaben des Imkers.

Im Vergleich zum Arbeitspensum, das die geflügelten Honigproduzenten verrichten, sind das Peanuts. Ein Beispiel: Um ein 500-Gramm-Glas Blütenhonig zu füllen, müssen die Bienen rund zwei Millionen Blüten anfliegen. Dafür sind gut 40.000 Ausflüge vom Bienenvolk zu den Blüten und zurück nötig. Die Distanz entspricht in etwa drei Erdumrundungen. Aktuell sind die Tierchen eher im Homeoffice tätig. Bis zum Frühjahr. Dann wird es auch in Herrmanns Garten wieder deutlich lauter.

Eine Biene ist im Anflug zur Blüte einer Kirschpflaume.
Von der Blüte in den Bienenstock. Allein um ein 500-Gramm-Glas Honig zu produzieren, müssen die Bienen umgerechnet dreimal die Erde umrunden. Tatsächlich entfernen sie sich aber gar nicht allzu weit von ihrem Bienenstock. © picture alliance/dpa