Holocaust-Überlebende aus Werne feiert 99. Geburtstag Heute lebt sie in den USA

Holocaust-Überlebende Hannelore Adler feiert 99. Geburtstag
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Wenn im Neubaugebiet Bellingholz-Süd die Schilder mit den Straßennamen aufgestellt werden, dann wird dort unter anderem auch der Name Heimann zu lesen sein. Den trug Hannelore Adler, die heute in einer Seniorenresidenz in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina lebt, bis zu ihrer Hochzeit. Am 7. Juni 1925 kam sie in Werne als Tochter von Albert und Rosa Heimann zur Welt. Die Familie betrieb seinerzeit eine Fleischerei in der Steinstraße. Und sie war jüdisch.

Genau das war der Grund dafür, dass ihre geliebte Heimatstadt später zum Ort des Grauens für sie wurde. Die Folgen der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten erfuhren Hannelore, ihre Geschwister und Eltern am eigenen Leib. Zunächst Ausgrenzung, dann Gewalt. Dazu gehören auch die Geschehnisse in der Pogromnacht.

Jene Nacht, in der Albert Heimann, Leiter der jüdischen Gemeinde, plötzlich blutüberströmt mit der Thora-Rolle in der Hand vor seiner Familie steht und sie auffordert, sich zu verstecken. Im Gegensatz zu den meisten anderen Werner Juden gelingt der Familie Heimann später die Flucht in die USA.

Hannelore Adlers Kontakt in ihre Geburtsstadt ist bis heute nicht abgerissen. Wernes ehemalige Museumsleiterin Heidelore Fertig-Möller steht nach wie vor im Austausch mit der 99-Jährigen. Bis vor zwei Jahren hat Adler ihr sogar noch Briefe auf Deutsch geschickt. Inzwischen schreiben sich Fertig-Möller und Adlers Tochter Mails. Daher weiß sie auch, dass es der gebürtigen Werner Jüdin gut geht.

Schwester erhielt Ehrendoktorwürde

Auch Adlers drei Jahre jüngere Schwester Ruth lebt heute in den USA. Sie heißt inzwischen Oppenheim und erhielt 2023 die Ehrendoktorwürde der Brown Universität aus Providence, der Hauptstadt von Rhode Island. Als Hannelore Adler ihrer Geburtsstadt Werne gemeinsam mit ihrem Ehemann Howard 1986 einen Besuch abstattete, trugen sie sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Der Name der Familie ist zudem auf mehreren Stolpersteinen zu lesen, die in der Werner Altstadt verlegt wurden. Und bald auch auf einem Straßenschild im Neubaugebiet am südlichen Stadtzipfel.

Hannelore Adler sitzt auf einem Stuhl im Kreise ihrer Familie.
Hannelore Adler im Kreise ihrer Familie. Sie pflegt nach wie vor Kontakt in ihre Heimatstadt. © Adler
Ein altes Foto, auf dem dem Hannelore (r.) neben ihren Schwestern Ruth (l.) und Julie sitzt.
Hannelore (r.) mit ihren Schwestern Ruth (l.) und Julie. © Archiv Förderverein Stadtmuseum
Auf diesem Dokument zur Schulgeldberechnung ist auch der Name des jüngsten Kindes der Familie zu lesen: Herbert kam 1930 zur Welt
Auf diesem Dokument zur Schulgeldberechnung ist auch der Name des jüngsten Kindes der Familie zu lesen: Herbert kam 1930 zur Welt. © Archiv Förderverein Stadtmuseum
Ein Portrait der Eltern Albert und Rosa Heimann.
Die Eltern Albert und Rosa Heimann. Die Familie lebte schon seit mehreren Generationen in Werne. Sie betrieb eine Fleischerei in der Steinstraße. © Archiv Förderverein Stadtmuseum
Ein altes Foto des Hauses der Familie Heimann.
So sah das Haus der Familie Heimann früher aus. Inzwischen befindet sich in dem Gebäude die Baguetterie Schmitz. © Archiv Förderverein Stadtmuseum