Wer in den vergangenen Tagen über die Lünener Straße von Lünen nach Werne gefahren ist, kann die Auswirkungen des Lippe-Hochwassers gut erkennen. Der Fluss, der sich sonst durch die Landschaft schlängelt, hat viele Flächen, die sonst von Gräsern und Bäumen geprägt sind, eingenommen. Genau in diesem Bereich liegt auch der Hof von Norbert Nierfischer aus Werne-Langern. Für ihn ist das Hochwasser nichts Neues. „1965 ist das Wasser auch so hoch gewesen”, erinnert sich der Landwirt.
Zwar stehen die meisten Teile seine Felder unter Wasser, um seinen Hof macht er sich aber keine Sorgen. „Der Hof wurde so hoch gebaut, da kommt das Wasser nicht ran. Wenn das Wasser wirklich mal so hoch ist, dass es an den Hof gelangt, dann steht Lünen unter Wasser”, sagt er. Trotzdem beobachtet der Werner die Entwicklung genau. „Die Lippe ist schon bald 30 Zentimeter gesunken”, berichtet er am Donnerstagvormittag (28. Dezember).

Anders als bei den 60 schottischen Hochlandrindern von Landwirt Konrad Linnemann, die aus den Lippewiesen gerettet werden mussten, waren die Kühe und Rinder von Norbert Nierfischer durch das Hochwasser nicht gefährdet. Normalweise weiden die Tiere auf den Weiden, auf den nun Land unter ist. Aber: „Die waren schon vorher im Stall, wegen den Wiesen. Die Tiere treten das Feld sonst nur kaputt“, erklärt der Werner Landwirt.
Auch Getreide, dass eigentlich auf den Feldern hätte gesät werden sollen, ist nicht durch das Hochwasser kaputt gegangen. „Ich hatte Glück, kein Getreide gesät zu haben. Ich war krank und kam nicht dazu”, so Nierfischer.
Sorge wegen dem Abwasser
Eine Sorge hat Norbert Nierfischer wegen des Hochwassers aber doch: Wie geht es mit seiner Kleinkläranlage weiter? Laut dem Landwirt ist der Hof nämlich nicht an das Abwassernetzwerk angeschlossen, sondern das Abwasser läuft in eine Kleinkläranlage unter einem Feld.
Dort wird das Wasser aufbereitet und das saubere Wasser dann wieder in die Lippe geleitet. Er macht sich Gedanken darüber, was passiert, wenn das Lippewasser noch länger auf diesem Stand bleibt. „Ich habe die Sorge, dass wir dann Probleme im Haus bekommen, wenn das Wasser nicht mehr abfließen kann”, sagt Nierfischer. Bisher gab es solche Probleme aber noch nicht. „Ich habe nachgeguckt, die Kläranlage läuft wohl noch.”

Lüner Landwirt bleibt gelassen
Ähnlich wie Nierfischer ist auch sein Nachbar, der Landwirt Vitus Schulze-Wethmar aus Lünen-Wethmar, von den Überschwemmungen betroffen. Auch sein Hof ist umringt von Wasser. Doch hier wurde ebenfalls vor vielen Jahren klug gehandelt: „Zum Glück wurde damals der Hof auf dem höchsten Punkt gebaut. Auf unserem Hof gab es dadurch keine Schäden. Nur die Felder stehen unter Wasser." Tiere weideten in den überfluteten Bereichen nicht.
Vitus Schulze-Wethmar sieht die Situation gelassen. „Wir haben keinen Grund zur Sorge. Ich kann mich noch an das Hochwasser hier erinnern, als ich ein Kind war. Da war das ähnlich wie jetzt. Wir staunen gerade einfach über dieses Naturschauspiel“, sagt er. Der Landwirt sieht vor allem das Positive an der Landwirtschaft in Lippe-Nähe. „Unsere Flächen halten das Wasser zurück und die Lippe kann sich hier ausbreiten. Das Wasser wird dadurch gebremst."
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