
Beim Tag des Offenen Denkmals konnten die Besucher einen Blick ins Haus an der Bonenstraße 8 werfen. © Felix Püschner
Historische Bauten Werne: Manche Fassade fiel Modernisierungs-Wut zum Opfer
Historischer Stadtrundgang
„KulturSpur“ war das Motto am Tag des offenen Denkmals. Und das nahmen die Teilnehmer des Rundgangs der Altstadtfreunde an diesem Tag wörtlich. Man begab sich auf Spuren der Vergangenheit.
Das Haus Bonenstraße 8 ist ein Denkmal, das einen bedeutenden Wert für die Denkmallandschaft der Stadt Werne hat. Vor allem bestimmt die vielgestaltige schöne Fassade die platzartige Erweiterung der Bonenstraße und bewirkt damit einen wichtigen Identifikationspunkt. Um so begrüßenswerter und lobenswerter ist es, dass Dirk Heitjohann es sich zur Aufgabe gesetzt hat, dieses Gebäude denkmalgerecht zu sanieren. Es gibt in Werne mehrere Gebäude, deren Besitzer dieses Beispiel zum Vorbild nehmen könnten.
Die Fassade war zum Tag des offenen Denkmals Ausgangspunkt für einen Rundgang, an dem fast 40 Interessierte teilnahmen. Die Fassade mischt zwei Stilformen: der untere Teil zeigt neogotische Schmuckformen; oben ist ein Giebel im ornamentalen Jugendstil aufgesetzt.
Zahlreiche Gebäude mit schmuckvoller Stilvielfalt
Nach 1900 entstanden in Werne zahlreiche Gebäude, die mit reichem und vielfältigem Dekor geschmückt waren, und zwar im Stil der Neogotik, der Neorenaissance, des Neobarock und schließlich im Jugendstil. An etwa 10 Beispielen wurde beim Stadtrundgang gezeigt, was von dem reichen Schmuck dieser Stile erhalten geblieben ist.

Karl-Heinz Schwarze (r.), Vorsitzender des Altstadtfreundevereins, beim Tag des offenen Denkmals im Gespräch mit Architekt Lothar Steinhoff. Dieser kümmert sich um den Umbau des Hauses an der Bonenstraße 8. Karl-Heinz Schwarze leitete später den Stadtrundgang, bei dem mehrere historische Bauten genauer unter die Lupe genommen wurden. © Felix Püschner
Dagegen veranschaulichen alte Bilder und Architekturzeichnung vom ehemaligen Zustand anderer Gebäude, welch großer Verlust das Abräumen der eindrucksvollen Stilelemente bedeutet. Viele schöne Fassaden sind einem unguten Modernisierungswillen zum Opfer gefallen. Zudem war nach zwei Weltkriegen manchen Besitzern die kostenintensive Instandhaltung zu teuer.

Die Jugendstilfassade des Hauses Ecke Markt-Bonenstraße ließ Hein-Theo Küper nach 1995 aufwändig restaurieren. © Kalr-Heinz Schwarze
„KulturSpur“ war das Motto am Tag des offenen Denkmals 2022. Diesem Motto entsprechend lag der Schwerpunkt der Führung auf den zahlreichen variativen Schmuckformen. Die Jugendstilfassade des Hauses Ecke Markt-Bonenstraße, die Hein-Theo Küper nach 1995 aufwändig hat restaurieren lassen, zeigt fast 40 verschiedene Formelemente.

So sieht das Haus an der Steinstraße 3 heute aus. © Kalr-Heinz Schwarze
Da gibt es engelsgleiche Frauenköpfe, Voluten, Teichlandschaften, Rosetten, Girlanden, Agraffen. Besonders stechen zwei risalitartig betonte Zwerchhäuser hervor, die mit floralem Schmuck reich ornamentiert sind. Die Gebäude Markt 1 und Markt 4 sind zwei ausgeprägte Beispiele für klassizistische Gestaltungsformen, Markt 1 (Hotel Ickhorn) für den Neobarock, Markt 4 (Overmann/Hussel) für die Neorenaissance.

Und so sah das Haus an der Steinstraße 3 früher aus. © Schwarze (A)
Die Fenster im Obergeschoss des Hotels Ickhorn sind mit zahlreichen Barockelemente vielfältig und teils je Fenster unterschiedlich ausgestattet. Das Zwerchhaus am Gebäude Markt 4 dominiert mit seinen zahlreichen Formen der Renaissance die Westseite des Marktplatzes. Den Schluss bildet das Haus Steinstraße 25.
Es ist 2001, fast 100 Jahre später, als die vorher besprochenen gebaut worden; doch zeigt es in veränderter Gestaltung mehrere Elemente der früheren Stilepochen. Das sind etwa ein Zweistaffelgiebel, ein Kastenerker mit profiliertem Fuß, figurale Agraffensteine mit symbolischer Bedeutung, Flachreliefs, diamantartig gestaltete Eckpfeiler.

Das Zwerchhaus am Gebäude Markt 4 dominiert mit seinen Formen der Renaissance die Westseite des Marktplatzes © Kalr-Heinz Schwarze
Der Stil dieses Hauses wird der Postmoderne zugeordnet. Es ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie man eine uniforme, einfallslose und unterschiedslose Bauweise vermeiden kann. Diese bewirke, sagen Kritiker, dass das Individuelle, das Spezifische verloren gehe und sie habe in machen Städten auch zu sozialen Problemfeldern beigetragen.

Beim Tag des Offenen Denkmals konnten die Besucher einen Blick ins Haus an der Bonenstraße 8 werfen. © Felix Püschner