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Historische Kloster-Krippen hatten keine lange Lebensdauer
Geschichte der Krippen
Der Brauch, zur Weihnachtszeit eine Krippe aufzustellen, ist schon alt. Doch von den früheren Krippen vor Hunderten von Jahren ist nicht mehr viel erhalten. Das hat einen besonderen Grund.
Historikerin Heidelore Fertig-Möller, ehemalige Leiterin des Stadtmuseums Werne, schreibt:
Die Geschichte der Weihnachtskrippe hat in Deutschland eine lange Tradition. Unter einer Weihnachtskrippe ist die bühnenhafte Darstellung der Weihnachtsgeschichte mit figürlichen Gestalten zu verstehen, zum Beispiel die Herbergssuche, die Geburtsszene, die Anbetung der Heiligen Drei Könige, die Flucht nach Ägypten.
Die alten westfälischen Krippen zeigen im Gegensatz zu den oft sehr mimenreichen süddeutschen Krippendarstellungen nur zwei Szenen: Die Heilige Familie mit Hirten und die Huldigung der drei Weisen aus dem Morgenland. Die ersten Weihnachtskrippen sind bereits vor 1600 in Westfalen nachweisbar – leider ist aus jener Zeit keine mehr erhalten geblieben.

Die Krippe in der Kirche St. Johannes, hier ein Archivfoto aus dem Jahre 2017, ist mehr als 40 Jahre alt. © Bernd Warnecke (A)
Doch wenn man in den Dom zu Münster geht und dort die astronomische Uhr im Seitenschiff bewundert, sieht man jeden Mittag um 12 Uhr, wie die Heiligen Drei Könige die Gottesmutter Maria und das Christuskind umrunden. So kann diese Darstellung an der zwischen 1540 und 1543 geschnitzten Uhr als Vorläufer vieler münsterländischer Krippen angesehen werden.
Der erste archivalische Beleg für eine „praesepe“ ( Krippe ) stammt aus Paderborn um 1610. Es folgen Coesfeld 1621 und Herzebrock 1629. Vor allem in den Klöstern formte man Köpfe, Hände und Füße der Figuren aus Bienenwachs, befestigte diese an Draht- und Holzgestellen und bekleidete sie dann mit Gewändern.

Eine Krippe mit lebensgroßen Figuren fand sich in den vergangenen Jahren auch immer beim Adventsmarkt in der Freilichtbühne. © Archiv Freilichtbühne
Aus diesem Grunde sind auch nicht mehr viele Krippen aus den Klosterkirchen erhalten geblieben, denn Bienenwachs kann sich bei Wärme oft verformen oder auflösen. Nach der Schließung der Klöster zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Zuge der Säkularisation gingen die Krippenhersteller dann dazu über, Köpfe, Hände und Füße aus Holz zu schnitzen. Diese Krippenfiguren in den freien Raum zu stellen, war in Westfalen anfangs nicht üblich – sie wurden meist in einen Holzkasten gesetzt und mit einer Glasscheibentür verschlossen.
Eine der ältesten und wertvollsten westfälischen Weihnachtskrippen befindet sich in der katholischen Pfarrkirche zu Zwillbrock in der Nähe der holländischen Grenze – sie entstand um 1730. Von den evangelischen Christen wurde dieser „neue“ katholische Brauch zunächst misstrauisch beobachtet und meist abgelehnt.

Erst seit 1987 ist eine Krippe auch in der evangelischen Martin-Luther Kirche Werne mit der Geburt im Stall, den Hirten und den Heiligen Drei Königen zu sehen. © Förderverein Stadtmuseum
Erst Ende des 19. Jahrhunderts führte Pfarrer Friedrich von Bodelschwingh, Leiter der Bethel-Anstalten in Bielefeld, diesen Brauch auch in die evangelischen Kirchen und Familien ein. Seit 1987 ist eine Krippe auch in der evangelischen Martin-Luther Kirche zu Werne mit der Geburt im Stall, den Hirten und den Heiligen Drei Königen zu sehen. Das Material ist alte Mooreiche und sie stammt aus dem Heimathaus in Telgte, angeschafft mit Spendengeldern aus der Gemeinde vom damaligen Pfarrer Hartmut Marks.
In den katholischen Kirchen von Werne ist es schon lange Brauch, Krippen zur Weihnachtszeit aufzustellen und die Gemeinde somit auf die Ankunft von Jesus Christus vorzubereiten. Eine der schönsten Krippen mit lebensgroßen Figuren befindet sich schon seit zwei Wochen im Museumsgarten, die vom Roggenmarkt aus zu bewundern ist. Sie wird seit einigen Jahren von Mitgliedern des Verkehrsvereins jedes Jahr im Dezember aufgestellt und kann dann bis Mitte Januar bewundert werden.