Die Fläche für das neue Baugebiet Bellingholz-Süd, zwischen der bestehenden Bebauung und der Lünener Straße, war Verdachtsgebiet für historische Funde. Eine archäologische Sondierung hat diesen Verdacht erhärtet. Funde weisen auf eine oder mehrere Hofstellen aus dem frühen Mittelalter ein. Ein Fund begeistert Dr. Eva Cichy vom Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) für Archäologie in Westfalen besonders.
Innerhalb des Plangebietes Bellingholz-Süd sind bereits Lesefunde des Neolithikums, der Kaiserzeit und der Neuzeit bekannt. Diese, ein Lufbildbefund sowie die siedlungsgünstige Lage nahe der Lippe, lassen ein Vorhandensein von Siedlungsresten in dem Areal vermuten. 2016 wurden aufgrund dieses Verdachts bereits in dem angrenzenden Plangebiet „Bellingholz-Ost“ archäologische Untersuchungen durchgeführt. In diesem Bereich konnte allerdings keine Bodendenkmalsubstanz festgestellt werden

12 Hektar große Fläche
Um zu überprüfen, ob im Bereich Bellingholz-Süd Siedlungsreste erhalten sind und um eine Aufdeckung von Bodendenkmalsubstanz erst während der Baumaßnahmen zu verhindern, hat der LWL Sondierungen vom 9. bis 16. Januar 2023 veranlasst. „Wir haben ein rund 12 Hektar großes Areal darauf untersucht, ob es überhaupt etwas gibt“, sagt Dr. Eva Cichy im Gespräch mit der Redaktion.
In der Tat wurde sie fündig. Vor allem im mittleren westlichen sowie im südöstlichen Bereich konzentrierten sich die sogenannten Befunde. Dabei handelt es sich unter anderem um kleine, flache Pfostengruben, Gruben allgemein, Gräben sowie zwei große runde Befunde, „von denen einer bereits sicher als Brunnen anzusprechen ist“, heißt es in der Auswertung. Pfostengruben und Gruben waren schlecht erhalten, die Gräben wiesen teilweise noch Tiefen bis zu 0,4 m auf.

Erfolgreiche Sondierungen
„Insgesamt waren die Sondierungen sehr erfolgreich“, sagt Cichy. Besonders angetan ist sie von der Entdeckung sogenannter Hunneschansware. „Das ist eine spezielle Keramik, die in einem engen zeitlichen Rahmen um 900 nach Christus, im Raum Köln-Bonn gefertigt wurde.“ Es sei bekannt, dass die Handwerker vom Rhein diese gestempelte und bemalte Keramik „quasi in ganz Europa exportiert hat und somit auch ins schöne Werne“, sagt Cichy. Das alles lasse darauf schließen, dass es hier frühmittelalterliche Hofstellen gegeben hat.
Diese Funde begründen die Einschätzung, dass es sich um ein Bodendenkmal auf der geplanten Bebauungsfläche handelt. Wie geht es nun weiter? „Es folgen jetzt Grabungen und Dokumentationen im Bereich der Fundstellen“, sagt Cichy. Erst wenn die Fundstellen wissenschaftlich ausgewertet sind, können die Bagger für die Neubauten auf der alten Siedlungsfläche anrollen.
