Henriette Schriever (92) liest seit 62 Jahren die RN Ein Frühstück ohne Zeitung ist undenkbar

Frühstück ohne Zeitung ist undenkbar: Henriette Schriever (92) liest seit 62 Jahren die RN
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Für Henriette Schriever gehört zum Frühstück neben der Tasse Kaffee die Tageszeitung dazu. Unbedingt. Sie hat die Ruhr Nachrichten schon seit 1961 im Haus. „Wenn die Zeitung in der Vergangenheit mal ausnahmsweise nicht pünktlich zum Frühstück da war, merkte ich das meiner Mutter sofort an. Da war sie ungehalten“, sagt Tochter Edeltraud Schriever, die sich um die 92-Jährige kümmert. „Aber die Zustellung klappt zum Glück seit langer Zeit pünktlich und regelmäßig“, fügt Henriette Schriever an.

Sie weiß noch genau, wann die Zeitung ins Haus kam: „Das war 1961, als mein Mann Theodor und ich geheiratet haben.“ Die Ruhr Nachrichten waren für ihren im Jahr 2016 gestorbenen Mann wichtig. „Er hat sie schon vor unserer Hochzeit zusammen mit seiner Mutter gelesen.“ Damals sei die Zeitung quasi der einzige Kanal gewesen, über den man Neues aus Werne erfahren konnte.

Schwiegersohn Uwe und Tochter Edeltraud wohnen nebenan und unterstützen Henriette Schriever, die für 92 Jahre noch sehr fit ist.
Schwiegersohn Uwe und Tochter Edeltraud wohnen nebenan und unterstützen Henriette Schriever, die für 92 Jahre noch sehr fit ist. © Jörg Heckenkamp

Lokales ist der Lieblingsteil

Stichwort Werne - damit wären wir beim Lieblings-Zeitungsteil von Henriette Schriever. „Mich interessiert alles aus Werne“, sagt sie. Also nimmt sie sich beim Frühstück zuerst den Lokalteil vor. „Den lese ich ausführlich“, sagt sie. Danach wechselt sie zu den Welt-Nachrichten. Wie sieht‘s mit Sport aus? „Nein“, sagt sie, „interessiert mich nicht.“ Wichtig seien dagegen die Seiten mit den Todesanzeigen. „Man kennt da viele, die gestorben sind“, sagt die 92-Jährige.

Henriette Schriever, geborene Jäger, stammt aus Werne, „von der Capeller Straße“ und wohnt heute im Grevinghof. Sie hat Einzelhandelskauffrau gelernt und war früher in kleineren Lebensmittelgeschäften tätig. Sie war immer am Geschehen in Werne interessiert. „Meine Mutter und damals auch mein Vater waren modern und auf dem neuesten Stand. Die Zeitung war als Informationsquelle wichtig für sie“, sagt die Tochter.

Rund eine Stunde nimmt sich Henriette Schriever täglich Zeit für die Zeitungslektüre.
Rund eine Stunde nimmt sich Henriette Schriever täglich Zeit für die Zeitungslektüre. © Jörg Heckenkamp

Eine Stunde Lektüre täglich

In den ersten Jahren nach der Hochzeit und dem Bezug der Ruhr Nachrichten hat sich Henriette Schriever noch nicht so intensiv mit der Lektüre beschäftigt. „Es stand wenig drin, was mich interessierte. Die Zeitung war damals wohl eher für Männer gemacht.“ Das hat sich in den vergangenen 62 Jahren komplett gewandelt. „Ich lese heute jeden Tag rund eine Stunde Zeitung. Immer beim Frühstück.“ Manchmal setze sie die Lektüre nach einer Pause fort. „Ich merke schon, dass ich heute mehr Zeit brauche und langsamer lese“, sagt sie, die für ihre 92 Jahre noch ziemlich fit ist.

Mit ePaper oder Nachrichten im Internet kann sie nichts anfangen. „Ich muss die Zeitung in der Hand halten.“ Und war früher alles besser? Möchte sie die Zeitung von damals zurückhaben? „Ach“, sagt sie, „alles hat seine Zeit. Es ist schon in Ordnung, wenn sich die Dinge verändern.“