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Heimunterricht ist für Schüler eine Chance, für Lehrer eine Zumutung
Schulen in Corona-Krise
Der Heimunterricht in der Corona-Krise ist für die Werner Gymnasien eine Herausforderung. Lehrer fragen sich, wie sie die Schüler bewerten sollen. Für Schüler bieten sich neue Möglichkeiten.
Die Werner Gymnasien sind wie alle Schulen in NRW seit dem 16. März geschlossen. Zum Schutz vor Infektionen durch das Coronavirus gilt für die Schüler seitdem: eigenständiges Arbeiten, Videokonferenzen mit Lehrern, kein persönlicher Kontakt zu Mitschülern und vor allem Selbstdisziplin. Lehrer stellen sich derweil die Fragen, wie sie die Schüler mit Aufgaben beschäftigen können und wie sie die Arbeit der Schüler überhaupt bewerten können.
Wöchentliche Projektarbeit, Mathe-Aufgaben bis zu einem bestimmten Abgabetermin oder Physik-Experimente, deren Fortschritt mit dem Smartphone dokumentiert werden. In der Zeit des Lernens zuhause bekommen die Schüler der beiden Werner Gymnasien unterschiedliche Aufgaben gestellt.
Bislang laufe die Selbstdisziplin und Organisation mithilfe der Eltern in den meisten Fällen reibungslos, heißt es seitens der Schulleitungen des St.-Christophorus-Gymnasiums und des Anne-Frank-Gymnasiums.
Eine große Herausforderung sei der Unterricht fernab der Schule dennoch, erklärt Thorsten Schröer, Schulleiter des St.-Christophorus-Gymnasiums. „Im Moment liegt der Fokus auf den Kernfächern. Aber jetzt müssen wir neue Ansätze finden mit anderen Fächern. Nach drei Wochen ist die Motivation dieser Form des Lernens nämlich langsam reduziert.“
Neue Formen des Lernens als Chance
Bislang könnten sich die Schüler daheim noch gut motivieren. Sie bleiben aktuell auch im gewohnten Rhythmus, etwa wenn drei Aufgaben in Englisch gestellt werden, wenn drei Stunden Englisch auf dem Stundenplan stehen, erklärt Schröer.
Eine Chance ist diese Form der Aufgabenstellung etwa in Fächern wie Physik. „Wenn da zum Beispiel Experimente gemacht werden und die Schüler die Schritte nacheinander mit Fotos dokumentieren sollen, dann ist das eine Aufgabe, die in der normalen Arbeitszeit im Unterricht vielleicht gar nicht so möglich wäre“, erklärt der Schulleiter.
Frage der Bewertung der Schüler
Wie solche Leistungen der Schüler bewertet werden können, ist die größte Herausforderung für die Lehrer. „Die Leistungen im Heimunterricht sind wie Hausaufgaben zu bewerten“, erklärt Schröer. Eigentlich zu wenig, um eine Beurteilung vorzunehmen. Zumal gar nicht gewährleistet ist, ob der Schüler selbst die Aufgabe gelöst hat.
„In einigen Fächern wurden erst eine Klassenarbeit geschrieben und eine mündliche Prüfung gemacht“, sagt Schröer. In Grundkursen seien teilweise noch gar keine Klausuren geschrieben worden. Eine Zeugnisnote zu geben, ist auf dieser Grundlage schwierig.
Weitere Wochen Fernunterricht unvorstellbar
Zumal nicht einmal sicher ist, ob die Schule nach den Osterferien überhaupt wieder öffnet. „Wenn die Schüler dann nur ein paar Wochen bis zu den Sommerferien zur Schule gehen, können sie ja auch nicht nur Klausuren schreiben“, sagt Schröer.
Dass die Schule auch nach dem 19. April geschlossen bleibt, ist für ihn schwer vorstellbar. „Weitere Wochen Fernunterricht wäre eine riesige Herausforderung. Und wie soll man die Schüler dann noch bewerten?“.
Kein Bewertungsdruck für Schüler
Auch am Anne-Frank-Gymnasium (AFG) stellt man sich diese Frage. Auch hier sind in einigen Klassen und Fächern teilweise erst eine oder zwei Leistungsnachweise vorhanden. Das könnten die Schüler auch als Chance sehen, meint Thorsten Kluger, stellvertretender Schulleiter: „Sie stehen nicht unter dem Bewertungsdruck. Deshalb sagen wir auch immer: Seht das Ganze als Übung an.“
Nun seien die Schüler auf sich allein gestellt. Einigen Schülern würde es schwer fallen, sich daheim zu motivieren, so Kluger. Andere wiederum können auch Aufgaben, die über die Lernplattformen zur Verfügung gestellt werden, in den Ferien lösen: „Damit keine Langeweile aufkommt“, sagt Kluger. Schließlich könnten die Schüler zurzeit auch nicht viel unternehmen.