Stadtgeschichte in Bildern
Haushaltsloch von Werne hat historische Vorläufer
19.10.2024 15:00 Uhr
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Die Haushaltsdebatte ist in Werne keineswegs neu. Schon in der Vergangenheit führte die dürftig gefüllte Stadtkasse zu Problemen - mit teils historischem Ausmaß.
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Im vergangenen Dezember kamen mit Blick auf die Haushaltslage auch bei Wernes Bürgermeister Lothar Christ Sorgenfalten auf. Das prognostizierte Defizit lag seinerzeit bei rund 14 Mio. Euro. Letztlich gab der Stadtrat nur mit hauchdünner Mehrheit grünes Licht für den Haushaltsplan - wenngleich sich große Teile der Politik für einen harten Sparkurs aussprachen. Die Aussichten waren düster. Im Oktober 2024 teilte Stadtkämmerer Marco Schulze-Beckinghausen allerdings sinngemäß mit, dass eine Haushaltssperre vorerst vom Tisch sei. Die aktualisierte Prognose wies "nur" noch ein Defizit von 11,7 Mio. Euro auf. Ein Blick in die Historie zeigt aber: Ein Novum sind leere Stadtkassen in Werne keineswegs.
© Stadt Werne/ Heckenkamp/ Blossey
Die Werner Stadtmauer. Oder besser gesagt: Das, was heute noch von ihr übrig ist. Die Reste der Stadtbefestigung grenzen die Straße Südmauer vom jüdischen Friedhof ab. Mit dem Bau der Mauer begann man in Werne im Jahr 1415. Schon 1383 hatte die Lippestadt vom damaligen Landesherren, dem Bischof von Münster, das Befestigungsrecht erhalten. Weil kein Geld im Stadtsäckel war, musste man sich vorerst jedoch mit einer Spar-Variante begnügen: einem Zaun.
© Felix Püschner
Im Bürgerbuch der Stadt Werne sind der Bau und das spätere Schicksal der Mauer genau dokumentiert. Genauso wie der Preis: 30 Mark und 12 Pfennige habe man 1415 "vermauert", heißt es dort unter anderem.
© Förderverein Stadtmuseum
Dieses Straßenschild deutet auf einen weiteren Aspekt des Mauerbaus hin. Denn im Zuge des Baus wurden auch Türme (darunter der "Deipeturm", also tiefer Turm), Tore und Brücken errichtet. So kostete das "Komplettpaket" in Sachen Stadtbefestigung bis ins Jahr 1502 zusammengerechnet 2374 Mark - eine damals ungeheure Summe.
© Felix Püschner
Ein Modell der Stadtbefestigung: Als die Stadtmauer mit den vier Toren (Bonentor, Steintor, Burgtor und Neutor) sowie elf Türmen fertiggestellt war, wurde bald darauf mit dem Bau eines neuen Rathauses begonnen (1512 bis 1514). Offensichtlich war die Haushaltslage zu dieser Zeit wieder etwas rosiger.
© Sylvia vom Hofe
Vor einigen Jahren wurden die Mauerreste saniert. Seine ursprüngliche Funktion erfüllte das Bauwerk da natürlich schon lange nicht mehr. Die Mauer sollte die Stadt vor Feinden schützen. Dazu gehörten lange Zeit die Grafen von der Marck. Mit fortschreitender Waffentechnik wurde das Bauwerk dieser Funktion jedoch nicht mehr gerecht. Gegen schwere Kanonen-Geschütze war die Mauer - auch mit dem vorgelagerten doppelten Wall- und Grabensystem - machtlos.
© Mario Bartlewski
So sah die Werner Skyline vor einigen Jahrhunderten noch aus. Da die Mauer nicht mehr zweckmäßig war und in der Stadtkasse wieder einmal Leere herrschte, beschloss der Stadtrat im Jahr 1773, die Steine, die immer noch wertvoll waren, zu verkaufen - und zwar an Werner Bürger, die diese zum Beispiel für den Häuserbau nutzen konnten. Bis dato gab es in der Lippestadt fast ausschließlich Fachwerkbauten.
© Archiv Förderverein Stadtmuseum
Stadtpläne von Werne früher und heute: Auch die sogenannte Steinstraße wurde mit Steinen der einstigen Stadtbefestigung gepflastert. Die vier Stadttore wurden ab 1820 abgerissen. Zunächst erwischte es das Bonentor, dessen Steine zur Ausbesserung des Straßenpflasters und „zur Bepflasterung der ausgefüllten Mistgruben auf der Münsterstraße verwendet wurden“, wie es im Bürgerbuch heißt. Ein Jahr später verschwand auch das Burgtor und wurde durch ein Gittertor mit zwei massiven Säulen ersetzt. Zuletzt wurde 1843 das Neutor abgerissen.
© Felix Püschner
Viele Straßennamen zeugen heute noch vom Verlauf der Stadtmauer - zum Beispiel "Am Stadtgraben", "Westmauer" oder "Am Griesetorn". Den heute noch erhaltenen Teil der Stadtmauer kaufte die jüdische Gemeinde im Jahre 1698 zusammen mit dem Schüttenwall für ihre Begräbnisstätte.
© Sylvia vom Hofe
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