Der Schreck steht einigen Autofahrern ins Gesicht geschrieben. Warum werden sie von der Polizei angehalten? Sie sind doch ganz vorschriftsmäßig mit 30 km/h an der Wiehagenschule in Werne vorbeigefahren. Wenn dann noch eine ganze Gruppe Schulkinder zur Beifahrertür kommt, ist die Verwirrung wohl endgültig perfekt. Doch die Kinder der 3. Klassen der Wiehagenschule können schnell aufklären: Heute gibt es keine Knöllchen, schon gar nicht für den Autofahrer, der mit 28 km/h sogar noch unter der Geschwindigkeitsbegrenzung geblieben ist.
Stattdessen gibt es „gute“ und „schlechte“ Karten. Die wurden von den Schülern schon vorab gestaltet. Bunte Bilder mit den Hinweisen „Das haben Sie gut gemacht“ oder „Das nächste Mal bitte langsamer“ dienen am Mittwoch (26. Juni) als Knöllchen-Ersatz.

Aktion zur Prävention
Die ganze Aktion gehört zur landesweiten Kampagne #Leben. Es geht darum, Verkehrsunfälle zu reduzieren, am besten gänzlich zu vermeiden. Und dafür müssen die Hauptunfallursachen bekämpft werden. „Dazu gehört auch die Geschwindigkeitsüberschreitung“, erklärt Bernd Pentrop, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Unna. Alleine im Jahr 2023 seien von der Kreispolizei mehr als 32.000 Geschwindigkeitsverstöße registriert worden.
Tatsächlich fahren am Mittwoch nur wenige Autofahrer zu schnell an der Wiehagenschule vorbei. Und wenn, dann sind es nur geringe Überschreitungen. „Wir haben hier eine eindeutige Beschränkung“, so Pentrop. Bereiche vor Schulen mit vielen Kindern seien eben besonders gefährlich.

Doch es geht gar nicht darum, möglichst viele Strafzettel zu verteilen. „Wir arbeiten heute präventiv, nicht repressiv.“ Die Polizei setzt auf die besondere Wirkung der Kinder, die den Autofahrern auch gleich gut vor Augen führen, was eigentlich vor so einer Schule passieren kann.
„Danke, das haben Sie gut gemacht“, bekommt der erste Autofahrer, der von Polizeihauptkommissarin Petra Hölscher herausgewunken wurde, gleich mal ein paar lobende Worte. Und: „Hier können auch schon mal Kinder auf die Straße laufen“, erklärt einer der Schüler. Dazu gibt es eine „gute“ Karte.

Die Autofahrer reagieren durchweg positiv. „Ihr habt meinen Tag gerettet“, kommentiert eine Autofahrerin, die ebenfalls eine gute Karte bekommt. Auch sie habe Kinder und findet die Aktion daher sehr gut. Ein anderer Autofahrer wohnt sogar nicht weit entfernt. „Ich fahre hier immer so. Ich weiß, dass das sonst gefährlich sein kann“, erwidert der Fahrer auf das Lob der Kinder.
Mit voller Begeisterung sind die Schülerinnen und Schüler dabei. Nur ein kleines „Problem“ gibt es. „Jetzt haben wir so viele schlechte Karten und können die gar nicht verteilen.“ Der „Spitzenreiter“ bis 11 Uhr liegt bei 35 km/h. Doch die Prävention kommt an. Und ein Fahrschüler hat auch schon seine erste Polizeikontrolle hinter sich gebracht: Mit 28 km/h bekam er natürlich auch die „gute“ Karte.