Der Trend ist eindeutig: Bauland ist begehrt - und wird immer teurer. Das gilt auch für Werne, Lünen und Selm, wie ein Blick in den aktuellen Grundstücksmarktbericht des Gutachterausschusses im Kreis Unna verrät. Der Ausschuss liefert jährlich umfangreiche Daten für alle Kommunen des Kreises (außer der Stadt Unna).
Demnach sind die Preise für unbebaute Grundstücke in allen Städten außer Kamen in 2023 gestiegen - und zwar um jeweils mehr als fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gestiegen ist in Selm zuletzt außerdem nicht nur der Preis, sondern auch die Zahl der verkauften Grundstücke. In Werne und Lünen gab es hingegen weniger Kauffälle.
Auch bei den Bodenrichtwerten für Wohnbaufläche zeigt die Entwicklung nach oben. So lag Lünen im vergangenen Jahr kreisweit an der Spitze mit einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 270 Euro. In Werne stiegen die Bodenrichtwerte zuletzt in allen Kategorien an - also sowohl für Grundstücke in guter als auch für solche in mittlerer und in einfacher Lage. In Selm stagnierte der Wert zuletzt gegenüber dem Vorjahr.
Teuren Boden zu finden, ist freilich nicht allzu schwer: Neubaugebiete, in denen aktuell oder bis vor einigen Jahren noch frischer Wohnraum entstanden ist, gehören ebenso zu den entsprechenden Adressen wie innenstadtnahe Bereiche. Aber ist das wirklich immer so? Wir haben nachgeschaut, wo es aktuell die günstigsten Grundstücke in Lünen, Selm und Werne gibt. Als Grundlage dient die interaktive Karte des Oberen Gutachterausschusses für Grundstückswerte im Land NRW.
Wohnen zwischen Feldern und Gewerbegebiet
In Werne, wo der mittlere Bodenrichtwert stadtweit bei 230 Euro pro Quadratmeter liegt, bestätigt sich das Bild. Tatsächlich ist es sogar ziemlich schwierig, überhaupt eine Richtwertzone zu finden, die nicht bereits über diesem Wert liegt. Erst wenn man die Stockumer Straße gen Osten fährt, wird es allmählich günstiger. Für eine relativ weite Richtwertzone entlang besagter Straße ist ein Quadratmeterpreis in Höhe von 195 Euro angegeben.
Mit 190 Euro ist die Wohnbaufläche an der Brachtstraße vergleichsweise günstig. Wer hier baut oder eine Bestandsimmobilie kauft, blickt zwar auf freie Felder, wenn er nach Norden, Westen und Osten guckt - im Süden schaut er allerdings auf große Gewerbehallen. Die kleine „Siedlung“ befindet sich ein bisschen auf verlorenem Posten, genau zwischen Werne und Stockum. In dem Werner Ortsteil befindet sich auch die Bodenrichtwertzone mit dem charmantesten Preisschild: Entlang der Kastanienstraße beträgt der Quadratmeterpreis 160 Euro. Sogar weiter nördlich, in der beschaulichen Bauerschaft Horst, ist der Boden teurer.
In Selm sieht die Lage etwas anders aus. Hier beträgt der mittlere Bodenrichtwert laut Angaben des Gutachterausschusses 195 Euro pro Quadratmeter. Und tatsächlich stößt man im Stadtgebiet recht schnell auf Bereiche, in denen dieser Wert unterschritten wird. Die entsprechenden Richtwertzonen sind allerdings auch weiträumig. Eine davon erstreckt sich die komplette Lange Straße entlang und reicht südlich bis zum Beifanger Weg. 180 Euro soll der Quadratmeter hier wert sein - und damit genauso viel wie in einer ebenso riesigen Richtwertzone östlich der Burg Botzlar. Sie reicht von der Buddenbergstraße im Süden bis zum Hermann-Löns-Weg im Norden und der Buchenstraße im Osten.
Ziemlich günstig wird es auf dem Weg Richtung Südkirchen. Wer in die Straße Zur Disselbrede ziehen möchte, könnte beim Kauf eines Grundstücks oder Eigenheims Glück haben. Der Bodenrichtwert liegt hier nämlich bei lediglich 150 Euro pro Quadratmeter.
Keine Schnäppchenpreise in Lünen
In Lünen ist die Situation deutlich unübersichtlicher, was nicht zuletzt an der Größe der Stadt und der Vielzahl von Richtwertzonen liegt. Die sind teils so winzig und mit derart wenig Wohneinheiten bestückt, dass ein Vergleich schwerfällt. Klar ist aber: Wer ein Schnäppchen machen möchte, muss seinen Blick gar nicht erst in gen Norden richten. Denn alles nördlich der Laakstraße ist - zumindest was den Preis betrifft - ziemlich nobel.
Auch für das restliche Stadtgebiet gilt: Unter 200 Euro ist nichts zu haben. Wer sich vom Verkehr einer Hauptstraße nicht beeindrucken lässt und auch kein Problem damit hat, wenn direkt vor der Tür - oder sogar im selben Gebäude - Einzelhandel floriert, der könnte sowohl entlang der Münsterstraße als auch an der Brambauerstraße fündig werden. Hier liegt der Bodenrichtwert auf einigen Teilabschnitten zwischen 210 und 230 Euro. Wer eine Schippe drauflegt, bekommt aber auch bereits Boden in deutlich ruhigeren Gegenden - zum Beispiel im Bereich der Heinestraße in Gahmen. Dort liegt er mit 245 Euro immerhin noch deutlich unter dem stadtweiten Schnitt.

So wird der Bodenrichtwert ermittelt
- Der Bodenrichtwert ist ein aus Grundstückskaufpreisen abgeleiteter durchschnittlicher Lagewert für den Boden. Er ist bezogen auf den Quadratmeter Grundstücksfläche (€/m²) eines Grundstücks mit definiertem Grundstückszustand. In bebauten Gebieten werden die Bodenrichtwerte mit dem Wert ermittelt, der sich ergeben würde, wenn der Boden unbebaut wäre.
- Bodenrichtwerte beziehen sich auf altlastenfreie Grundstücke. Flächenhafte Auswirkungen wie z.B. Denkmalbereichssatzungen, Lärmzonen, Bodenbewegungsgebiete, Boden- und Grundwasserverhältnisse sind im Bodenrichtwert berücksichtigt.