Am vergangenen Wochenende, es ist Mitte November, sonnten sich die Menschen auf Parkbänken, kurze Hosen und T-Shirts ließen eher an Spätsommer, denn an den nahenden Winter denken. Und doch: ein unbeliebter Bote der kalten Jahreszeit geht seit einigen Wochen auch in Werne um: die Erkältungswelle. Das sagen Werner Arztpraxen zur aktuellen Situation.
Bei der Hausarztpraxis Dr. Rath an der Straße Kirchhof in Werne gibt es seit Corona zwei Zugänge. Einmal den bekannten neben dem Geschäft Ueter. Und einmal, für Patienten mit Corona-Symptomen, vom Kirchplatz und über den Garten der Praxis aus. Besonders am Montagmorgen sind hier längere Schlangen von Patienten zu sehen.
Deutlich mehr Grippe-Patienten
Doch auch über den üblichen Eingang melden sich seit einiger Zeit mehr Patienten. „Ja, bei uns sind auch mehr Grippe-Patienten zu verzeichnen“, sagt eine Mitarbeiterin auf Anfrage der Redaktion. Sie verzeichnet eine parallele Entwicklung: einerseits würden in der Praxis Rath mehr Coronafälle behandelt, „aber auch vermehrt Grippefälle“. Dabei handelt es sich eher um den grippalen Effekt mit Husten, Schnupfen, Heiserkeit, als um die echte Grippe, gegen die man sich mit einer Impfung schützen kann. „Jetzt, da es langsam kälter wird, wird das auch wieder verstärkt auftreten, ebenso die Coronafälle.“

Grippewelle früher als sonst
Die Grippewelle hat in diesem Jahr Nordrhein-Westfalen früher als sonst erreicht. Laut Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) würden zurzeit besonders viele Influenza-Fälle registriert. Ob das dann „echte“ Grippefälle sind oder nur grippale Infekte, lässt sich in der Regel nicht unterscheiden, da die wenigsten Praxen entsprechende Tests durchführen.
Dennoch: Im Kreis Unna hat es in diesem Jahr bereits 25 Meldungen der echten Grippe gegeben (gezählt bis einschließlich 44. Kalenderwoche, also einschließlich der ersten November-Woche). Im Vergleichszeitraum des Vorjahres war es lediglich eine Meldung.
Grippe: Länger und heftiger
Die Tendenz zu mehr Fällen bestätigt auch die Gemeinschaftspraxis Heuer und Dercken an der Stockumer Straße. „Die grippalen Infekte haben seit etwa zwei bis drei Wochen bei uns zugenommen“, sagt eine Mitarbeiterin. Was die Praxis zudem beobachtet: Der Verlauf des Infektes „dauert länger als sonst“, so die Angestellte.
Dr. Iris Mumm von der Gemeinschaftspraxis am Neutor sagt zu den Patienten mit Erkältung: „Die bakteriellen Infektionen sind länger und heftiger als sonst.“ Sei man sonst in drei bis fünf Tagen mit der Sache durch, „dauert es bis zu drei Wochen“. Es gäbe Patienten, die seien zwei Wochen krank gewesen und drei Wochen später würden sie wieder flach liegen.
Dr. Mumm: „Kein Wunder, wir tragen seit zweieinhalb Jahren Maske, das schwächt unsere Abwehrkräfte. Was das angeht, müssen wir uns ganz neu orientieren.“
Geht's noch?: Sim-Jü-Fahrgeschäft wird trotz Sanitäter-Einsätzen nicht angehalten
Trotz Erlaubnis: In Werner Apotheken wird nicht geimpft - ein Grund ist entscheidend
Werner Apotheker zu geplantem Gesetz: „Apotheken-Sterben wird beschleunigt“