Grabpflege ist Sache der Angehörigen Beschwerde über Zustand am Friedhof in Stockum

Grabpflege ist Sache der Angehörigen: Beschwerde über Stockumer Friedhof
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„Sie sollten sich den kommunalen Friedhof in Stockum mal ansehen. Teilweise haben die Grabstätten keine Wege.“ So beginnt eine Nachricht, die der Redaktion über den anonymen Briefkasten zugespielt wurde. Mutmaßlich als Reaktion auf den Artikel zu den Friedhofsgebühren in Werne prangert ein Leser oder eine Leserin das gesamte Areal an. „Die Kindergräber und die erste Reihe links sind nur über den Rasen zu erreichen. Die Hecken und Grünanlagen sind nicht fachgerecht gepflegt. Die Pflaster sind nicht barrierefrei. Das neu gestaltete Urnenbeet links ist total verunkrautet“, heißt es in dem Schreiben. Das hat sich die Redaktion näher angesehen.

Michael Laschitza ist bei der Stadt Werne unter anderem für Friedhofsangelegenheiten zuständig. Die Kritik kommt für ihn überraschend. Der Bauhof pflege die Grünflächen in Form von Rasenmähen oder Baumschnitt. Dass man gerade im gesamten Stadtgebiet kaum mit dem Grünschnitt hinterherkommt, ist bekannt. Er prüfe regelmäßig, ob auf dem Friedhof alles in Ordnung ist. Gibt es etwas zu beanstanden, werde er aktiv. „Die Vorwürfe weise ich zurück“, sagt Laschitza und nimmt das Problem selbst in Augenschein.

Unberechtigte Kritik

Nur wer eine pflegefreie Rasengrabstätte hat, muss sich nicht um Grabpflege kümmern. Alle anderen Gräber müssen Angehörige selbst pflegen.
Nur wer eine pflegefreie Rasengrabstätte hat, muss sich nicht um Grabpflege kümmern. Alle anderen Gräber müssen Angehörige selbst pflegen. © Laura Oswald-Jüttner

Vor Ort bestätigt sich die Kritik nicht. Ja, die Rasenflächen könnten gemäht werden. Wann das genau zuletzt passiert ist, weiß er am Mittwochnachmittag (16. August) nicht. Aber vermutlich habe die Natur das Wachstum angeregt. Die Platten der halbanonymen Rasengräber sind tatsächlich ein bisschen zugewachsen, aber nicht so, dass sie nicht mehr zu sehen wären. Schlimmer ist, dass Angehörige trotz Verbots Kerzen und Blumen direkt auf die Platten gestellt haben. Das ist nicht erlaubt, dafür ist eine gesonderte Fläche ausgewiesen.

Dass sich jemand über nicht barrierefreie Zuwege aufregt, sei ihm bewusst. Deswegen sei der Friedhof ja auch überplant worden. „Dass das Ganze barrierefrei gestaltet werden kann, geht nicht von heute auf morgen. Da müssen sich die Besucher mit den Gegebenheiten abfinden“, sagt Laschitza und zeigt auf einen Bereich, in dem nur noch wenige Erdgräber liegen.

„Diese Fläche ist organisatorisch gesperrt. Das heißt, dass hier freie Flächen nicht wieder belegt werden. Es sei denn, ein Angehöriger soll im selben Grab bestattet werden“, erläutert er. Bei Neuanlage von Grabfeldern werden zukünftig barrierefreie Wege angelegt. Das sei schließlich Gesetz. „Wir können aber nichts dafür, wie der Friedhof vor Jahrzehnten angelegt wurde“, stellt Laschitza klar.

Die Bepflanzung am neuen Urnenfeld wächst, ja. Aber Unkraut ist das eher nicht.
Die Bepflanzung am neuen Urnenfeld wächst. Aber Unkraut ist das eher nicht. © Laura Oswald-Jüttner

Beschwerden nachgehen

„Ich nehme gern Beschwerden entgegen, mich kann jeder anrufen. Aber sich anonym zu melden, das kann es nicht sein“, findet Michael Laschitza. Er habe auf jeden Fall Verständnis dafür, wenn Leute sich beschweren, dass die Stadt ihren Pflichten nicht nachkommen würde. „Zumal die Friedhofsgebühren ja nicht niedrig sind.“ Aber für verwahrloste Gräber sei die Stadt nicht zuständig. Die Angehörigen müssten sich um die Grabpflege kümmern. Nur, wer ein pflegefreies Grab kaufe, brauche sich nicht selbst bemühen. Diese Differenzierung verstünden nicht immer alle.

Wenn Angehörige der Grabpflege nicht nachkommen, müssten die Nutzungsberechtigten angeschrieben werden. Dann haben sie eine gewisse Zeitspanne, um die Pflege in die Wege zu leiten. Passiere dann immer noch nichts, werden irgendwann juristische Schritte eingeleitet, so Laschitza.

Das neu gestaltete Urnenfeld ist noch kaum belegt. Die Fläche wurde fachgerecht bepflanzt, die Gräser und Sträucher wuchern. Aber dabei handle es sich keineswegs um Unkraut. Und ebenso wie der Rasen wachse die Natur ob des Wetters. Michael Laschitza erneuert seinen Appel: „Wenn Sie was haben, melden Sie sich.“

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