Ein Bochumer Einrichtungshaus führt den „Green Monday“ ein. Montags ist geschlossen, der Umwelt zuliebe. Das sorgt in der Stadt, rund eine Autostunde von Werne entfernt, für Diskussionen. Ziehen nun andere Branchen und Händler nach? Zumal sie dadurch nicht nur die Umwelt schonen, sondern neben Energie- auch Personalkosten einsparen könnten. Außerdem habe sich das Kaufverhalten der Kunden in Zeiten der Inflation ohnehin geändert, heißt es. Die langen Öffnungszeiten lohnten sich nicht mehr. Wäre ein freier Montag also auch für die Händler der Lippestadt vorstellbar?
„Davon halte ich gar nichts“, sagt Hubertus Waterhues klipp und klar. Der Inhaber von Bücher Beckmann kann gut nachvollziehen, dass Geschäfte mit einem hohen Energieverbrauch wie Baumärkte oder Möbelhäuser in diesen Zeiten alles versuchen, um zu sparen. Allerdings halte sich der Verbrauch in kleineren Geschäften in Grenzen. Die Nachteile überwiegen aus Sicht von Waterhues - auch mit Blick auf die virtuelle Konkurrenz: „Das Internet schläft nicht. Wir werden auf keinen Fall unsere Serviceleistungen zurückfahren.“
Die Öffnungszeiten werde man beibehalten. Eine Verkürzung zieht Waterhues nicht in Betracht. Selbst wenn die erste und letzte halbe Stunde des Tagesgeschäfts erfahrungsgemäß eher mau ist. „Wenn wir die Öffnungszeiten kürzen, verlagern wir das Problem nur“, sagt der Inhaber der Buchhandlung.
Keine kürzeren Öffnungszeiten bei Schmersträter
Er sei zudem überzeugt davon, dass sich das Konsumverhalten wieder ändere. „Wenn sich unsere Kunden auf uns verlassen können, dann können wir uns auch auf unsere Kunden verlassen.“ Und Personalengpässe, die eine Anpassung der Öffnungszeiten erforderlich machen würden, habe er glücklicherweise auch nicht.
Ähnlich geht es Christof Schmersträter vom gleichnamigen Modegeschäft am Marktplatz. Er hat allerdings Geschäftsfreunde außerhalb Wernes, die die Öffnungszeiten verkürzt haben: „Die sind damit zufrieden und die Kunden haben es positiv aufgenommen. Aber da gibt es einen Unterschied: Die beiden arbeiten ohne weiteres Personal.“ Er selbst habe drei Mitarbeiterinnen und könne sich nicht vorstellen, einen weiteren Ruhetag einzuführen oder die Öffnungszeiten anderweitig zu reduzieren.

„Das kommt für mich auf keinen Fall in Frage. Unsere Kunden wissen den inhabergeführten Handel zu schätzen. Wir würden ihnen damit vor den Kopf stoßen“, sagt Schmersträter. An einem funktionierenden und etablierten Modell, das auch schon eine gewisse Tradition hat, solle man nicht rütteln: „Das ist wie bei Kirchenliedern. Die ändert man ja auch nicht.“
Zumal Schmersträter trotz Inflation keinen Umsatzrückgang zu verzeichnen hat: „Wir hatten gerade erst das beste Weihnachtsgeschäft seit vielen Jahren.“ Und aus Energiespargründen müsse er seine Öffnungszeiten ebenfalls nicht kürzen. Der Verbrauch sei nicht allzu hoch, die Beleuchtung laufe beispielsweise komplett über LED-Technik.
Konkurrenz nicht nur aus dem Internet
Martin Gößl vom Sporthaus Werne kennt die Diskussion um Montagsschließungen quasi aus den eigenen Reihen. Andere Intersport-Filialen hätten dies nämlich bereits versucht. Er könne aber nicht sagen, wie erfolgreich - oder eben auch nicht - das funktioniert habe. In einem kleinen Ort wie Werne halte er dieses Modell allerdings ohnehin für schwer umsetzbar, sagt Gößl. Das liegt aber nicht nur an der Online-Konkurrenz, sondern auch an dem stationären Handel in den Nachbarstädten.
Würde er seinen Laden früher schließen oder sogar für einen ganzen Tag, dann würden seine potenziellen Kunden wahrscheinlich eher nach Dortmund, Münster oder Hamm fahren, vermutet Gößl. Um für einen gerechten Wettbewerb zu sorgen, müssten also alle Geschäfte in allen Städten mitziehen. Dass das irgendwann passiert, erscheint aber kaum vorstellbar.
Sorge wegen Situation im Hornecenter
„Ich bin mir auch nicht sicher, ob sich die Umsätze auf andere Tage verteilen würden, wenn wir einen zusätzlichen Tag schließen“, erklärt Gößl. Immerhin: Aktuell liege man beim Umsatz „unterm Strich noch im grünen Bereich“. Doch auch das sorgt beim Sporthaus-Chef keineswegs für Sorglosigkeit.
Denn die Schließung des Rewe im Hornecenter könnte sich durchaus noch negativ auf die Kundenfrequenz in seinem Geschäft auswirken. „So etwas ist immer ein schleichender Prozess“, sagt Gößl - und hofft, dass ihm die Kunden die Treue halten. Das geht auch weiterhin zu den gewohnten Öffnungszeiten.
Ära Teigelkötter endet nach 101 Jahren: Aber es gibt einen Neuanfang
Neue Mehrwegverpackungen ab Januar ein Muss : Firmen Stolzenhoff und Kanne sind vorbereitet
Mit 66 ist Schluss: Heiner Laxen geht in den Ruhestand - Nachfolger steht fest