Gärtnerei Stadtgemüse startet in zweite Saison Ein paar Ernteanteile sind wieder verfügbar

Gärtnerei Stadtgemüse startet in zweite Saison: Ein paar Ernteanteile verfügbar
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Als die Gärtnerei Stadtgemüse für die erste Saison im Frühjahr 2023 auf dem 1,2 Hektar großen Feld an der Neue Kampstraße ihre Zelte aufgeschlagen hat, da stand dort nicht viel. Ein Folientunnel musste her, Leitungen verlegt und die Felder bestellt werden. Am 1. März nun ist die Gärtnerei in ihre zweite Saison gestartet. Dabei gab es in diesem Jahr nicht so eine richtige Erntepause, erklärt Laurin Liekenbrock, Gründer der Gärtnerei Stadtgemüse. Noch bis heute ernteten er und seine Mitarbeiter die Reste der vergangenen Saison ab.

Wenn auch für diese Saison kein Tunnel aufgebaut werden musste, viel zu tun gibt es trotzdem. Im kleinen Zelt hinter dem Bauwagen am Anfang des Feldes zieht Laurin Liekenbrock gemeinsam mit seinen beiden Mitarbeitern das Gemüse für diese Saison. Salat steht in Anzuchtschälchen auf dem Tisch, in Reih und Glied warten die kleinen Keimlinge darauf, irgendwann ins Feld eingesetzt zu werden. Im großen Folientunnel nebenan stehen Fenchel und Salat auf dem Feld, auf dem Feld draußen warten Spinat und Stielmus.

Im rund 300 Quadratmeter großen Folientunnel wachsen derzeit unter anderem Salat und Fenchel - und eine verirrte Tomate.
Im rund 300 Quadratmeter großen Folientunnel wachsen derzeit unter anderem Salat und Fenchel - und eine verirrte Tomate. © Eva-Maria Spiller

Es ist die letzte Woche, in der die sogenannten Ernteteiler das eingelagerte Wintergemüse bekommen. Eigentlich wäre die Gärtnerei gern früher mit der Ernte auf den Feldern gestartet, doch die extreme Nässe hat dem einen Strich durch die Rechnung gemacht. Und auch den Winterblumenkohl auf dem Gewissen, den die Ernteteiler nun leider nicht nach Hause bekommen. Aber solche Fälle plane man mit ein, erklärt Liekenbrock, indem man mehrere Kulturen anbaue. Und für den ausgefallenen Winterblumenkohl gibt es nun Frühjahrsblumenkohl.

Die erste Saison, die sei gut gelaufen, sagt der Gärtner. 120 Gemüsesorten auf 80 Kulturen verteilt haben er und seine Mitarbeiter im ersten Jahr der Werner Solawi (Solidarische Landwirtschaft) angebaut. Und im Anschluss das Feedback der Ernteteiler eingeholt. Das Fazit: „Das Feedback war sehr positiv, das hat uns sehr bestärkt“, so Liekenbrock. Auch wenn man es nicht allen immer recht machen könne. Für jedes Gemüse, das die Solawi vergangenes Jahr angebaut hat, habe sich mindestens eine Person mehr gewünscht. Doch auch Spinat und Kartoffeln seien oft nachgefragt. Letztere kauft die Gärtnerei der Solawi in Unna ab.

In diesen sogenannten Erdmieten hat die Gärtnerei das Wintergemüse in Säcken und mit Stroh bedeckt gelagert. Das habe auch ohne Strom erstaunlich gut funktioniert, erklärte Laurin Liekenbrock,
In diesen sogenannten Erdmieten hat die Gärtnerei das Wintergemüse in Säcken und mit Stroh bedeckt gelagert. Das habe auch ohne Strom erstaunlich gut funktioniert, erklärte Laurin Liekenbrock, © Eva-Maria Spiller

Mit 100 Ernteanteilen kann die Solawi Werne 100 Haushalte mit Gemüse versorgen. 94 dieser Anteile sind derzeit vergeben, für 6 weitere sucht die Solawi aktuell noch nach Interessierten. 115 Euro kostet ein Anteil im Monat, wobei jeder gebe, was er könne, erklärt Liekenbrock. Dafür bekommen die Anteilseigner jede Woche frisches Gemüse, das ab bestimmten Verteilerpunkten von ihnen abgeholt werden könne. An diesem Freitag etwa gibt es unter anderem Rote Beete, Stielmus, Salat, Petersilie, Lauchzwiebeln und Schnittlauch.

Sprossenkohl und Aubergine

In diesem Jahr hat die Gärtnerei zum ersten Mal Blumensprossenkohl und Aubergine mit in den Anzuchtplan geschrieben. Sogar ein Riesenkohlrabi wird für die Ernteteiler angebaut. Auch die Favoriten Tomate und Gurke würden ab und an nachgefragt. Zu erklären, ab wann es diese gebe und warum, gehöre ebenso zur Arbeit der Stadtgärtnerei, erklärt Liekenbrock.

Der schwere Boden sorgt mit seiner Nässe aktuell für Schwierigkeiten. Vor allem mit Blick auf Dürreperioden sei dies aber eine Bereicherung, so Liekenbrock.
Der schwere Boden sorgt mit seiner Nässe aktuell für Schwierigkeiten. Vor allem mit Blick auf Dürreperioden sei dies aber eine Bereicherung, so Liekenbrock. © Eva-Maria Spiller

Er schreibt regelmäßig die sogenannte Ernte-Post, in der er die Ernteteiler über alles, was auf dem Feld passiert, auf dem Laufenden hält, auf Veranstaltungen hinweist, Rezeptideen teilt oder um Mithilfe bittet. Und klärt auf diesem Wege eben auch auf, wann welches Gemüse zu erwarten ist. Dass die Gärtnerei so gut angenommen werde, freue ihn, sagt Liekenbrock. Rund 50 Prozent der Ernteteiler aus der ersten Saison sind nach wie vor dabei, sagt Liekenbrock. Die anderen 44 Prozent seien neu dazugewonnen worden. Und für die letzten 6 Prozent werden noch neue Mitstreiter gesucht.

Folientunnel und Scheune

Diese Fluktuation erlebten auch Solawis in anderen Städten, so Liekenbrock. Einer von vielen Gründen sei die zuletzt erlebte Inflation. Dass die Solawi keine Abo-Kiste ist, auch das gehöre zum Konzept dazu, erklärt der Gärtner. Die Gärtnerei arbeitet nachhaltig, ohne Strom und vorwiegend mit den Händen. Die Arbeit dauere entsprechend länger, gleichzeitig wolle man eine faire Bezahlung für die Mitarbeiter. All das tragen die Anteilseigner mit. Aktuell will die Gärtnerei bei 100 Haushalten bleiben, künftig könne man sich aber vorstellen, noch mehr Haushalte zu versorgen. „Von den Flächen her geht da noch was“, so Liekenbrock.

Doch auch das benötigt Ressourcen. Ein weiterer Folientunnel etwa wäre nötig, auch eine Scheune steht auf dem Wunschzettel. „Wir haben so viele Ideen, wie wir sie gar nicht umsetzen können“, sagt Liekenbrock.