Wichtige Tafel von Gedenkstätte fehlt Bild zeigte bedeutende Werner Persönlichkeit aus der NS-Zeit

Ehemaliger russischer Friedhof: Wo ist die Tafel mit Käthe Rittner hin?
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Käthe Rittner (gestorben 1999 im Alter von 91 Jahren) ging als „Engel der Gefangenen“ in die Geschichte Wernes ein. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten druckte Rittner heimlich in ihrer Küche Flugblätter, die sie nachts verteilte. Später kümmerte sie sich unter anderem um jüdische Familien und die Kriegsgefangenen, die auf der Zeche Werne arbeiteten.

Ein Foto von Rittner war viele Jahre auf einer Infotafel in einem Schaukasten vor dem russischen Friedhof zu sehen. Direkt neben einem erläuternden Text, der auch auf den nicht weit entfernten Gedenkstein mit den Namen der verstorbenen Zwangsarbeiter verwies.

Vor gut zehn Jahren wurde diese Infotafel angebracht. Seit ein paar Monaten fehlt von ihr scheinbar jede Spur. Und manch ein Friedhofsbesucher fragt sich: Was ist damit bloß passiert? Wurde sie womöglich gestohlen - oder gar zerstört? Es wäre schließlich nicht der erste Fall von Vandalismus auf einem Werner Friedhof.

Museumsleiterin Dr. Constanze Döhrer kann die Gemüter allerdings beruhigen. Gestohlen oder mutwillig zerstört wurde das gute Stück nicht. Man habe es vor dem Hintergrund der Umgestaltung des Friedhofs entfernt. Bekanntlich hatte die Geschichts-AG „WEREmember“ des Anne-Frank-Gymnasiums im vergangenen Jahr eine Patenschaft für den Friedhof übernommen, um die Ruhestätte aufzuwerten. Dazu gehörte auch eine Namensänderung. Aus dem russischen Friedhof wurde die „Gedenkstätte Zwangsarbeit Werne“.

Bald noch mehr Hintergründe dank QR-Code

Mit Blick auf den aktuellen Forschungsstand seien die Informationen auf der Tafel mittlerweile überholt gewesen, erklärt Döhrer auf Anfrage unserer Redaktion: „Die Planung der AFG-Schüler sieht aber vor, dass dort etwas Neues hinkommt.“ Gemeint ist ein neuer Kasten mit neuer Tafel, angepasstem Text sowie einem Foto von Käthe Rittner - und einer Art Bonus.

Die Tafel soll laut Museumsleiterin nämlich mit einem QR-Code versehen werden. Wer künftig sein Smartphone zückt und den Code scannt, gelangt auf eine Homepage, auf der noch deutlich umfassendere Informationen rund um den Gedenkstein, den Friedhof, die bestatteten Zwangsarbeiter und natürlich auch Käthe Rittner zu lesen sein werden.

So sieht der Gedenkstein mit dem russischen Text und der deutschen Übersetzung aus.
So sieht der Gedenkstein mit dem russischen Text und der deutschen Übersetzung aus. © Jörg Heckenkamp (A)

Den Anstoß für das Aufstellen der alten Tafel hatte einst Konrad Günther im Kulturausschuss gegeben. Während der Grünen-Politiker und die damalige Museumsleiterin Heidelore Fertig-Möller den inhaltlich-historischen Part übernahmen, kümmerte sich die Stadt um die grafische Gestaltung. Auch wenn er etwas gestutzt habe, als er hörte, man wolle nun auf der Tafel „Fehler beseitigen“, sei er froh, dass sich die AFG-Schüler nun um die Gedenkstätte kümmern, sagt Günther im Gespräch mit unserer Redaktion.

Käthe Rittner inmitten befreiter Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter
Käthe Rittner inmitten befreiter Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter © Archiv Förderverein Stadtmuseum

Besonders wichtig ist ihm, dass das, was auf dem Gedenkstein steht, richtig gedeutet wird. Vor allem das Verhältnis zwischen russischem Text und der darunter stehenden deutschen Übersetzung. Die lautet: „Hier ruhen 103 Sowjet-Bürger, die in faschistischer Gefangenschaft ihr Leben lassen mussten.“ Durch diese Wortwahl werde beispielsweise die Zwangsarbeit als Todesursache verschleiert, argumentiert Günther.

Wann genau der neue Schaukasten an der Gedenkstätte aufgestellt wird, steht aktuell noch nicht fest. Klar ist aber, dass sich spätestens dann wieder alle Besucher über die Hintergründe des Friedhofs informieren können. Und auch über Käthe Rittner.

Die Schüler des AFG kümmern sich um die „Gedenkstätte Zwangsarbeit Werne“. Hier wird die von der Schule gespendete Stele eingeweiht.
Die Schüler des AFG kümmern sich um die „Gedenkstätte Zwangsarbeit Werne“. Hier wird die von der Schule gespendete Stele eingeweiht. © Jörg Heckenkamp (A)

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