„In deinem Alter kriegst du doch ganz bestimmt keinen Job mehr.“ Das musste sich Ulrike Jansen (62) anhören, als sie sich kurz vor Ostern von ihren Stammkunden auf dem Kamener Wochenmarkt verabschiedete. Bereits eine Woche nach den Feiertagen meldet sie Erfolg bei der Suche nach einer neuen Stelle: „Am 15. April fange ich an“, sagt sie am Telefon.
Zuvor hatte Ulrike Jansen einen Termin zum Probearbeiten bei einem Rewe-Markt in Werne erfolgreich hinter sich gebracht. „Dort verkaufe ich allerdings keinen Fisch“, sagt sie lachend.
Das hat sie jahrelang auf dem Kamener Markt getan – gemeinsam mit ihrem Mann Peter Jansen. Doch seit Gründonnerstag ist Schluss damit. Da stand das Ehepaar aus Nordkirchen zum letzten Mal auf dem Willy-Brandt-Platz. Auch an den Märkten in Dortmund-Mengede sowie in Nordkirchen, auf denen sie laut ihrer Homepage regelmäßig verkauften, werden sie nicht mehr teilnehmen. „Das Gewerbe ist schon abgemeldet“, sagt Ulrike Jansen.

„Leicht ist diese Entscheidung nicht gefallen“, meint Ulrike Jansen. Dass bald Schluss sein wird mit dem Markthändler-Leben war klar, als ihr Mann beschloss, in den Ruhestand zu gehen. Er ist mit 65 Jahren im Rentenalter. Aber Ulrike Jansen wollte eigentlich noch ein wenig weitermachen. Zumindest solange, wie der in die Jahre gekommene Marktwagen durchhält: „Ich habe gesagt: Bis dass der TÜV uns scheidet.“
Unfall mit dem Marktwagen
Und das geschah dann schneller als ursprünglich gedacht. Am 9. März verunglückten die Jansens mit ihrem Wagen. „Zum Glück gab es keinen Personenschaden“, sagt Ulrike Jansen. Aber der Anhänger war doch erheblich beschädigt: „Den hätten wir im Sommer mit Sicherheit nicht mehr durch den TÜV bekommen.“ Sie und ihr Mann haben ihn dann zumindest provisorisch wieder hergerichtet. Denn völlig sang- und klanglos wollten sie sich dann doch nicht vom Kamener Wochenmarkt verabschieden.

„Wir sind immer gerne hierher gekommen“, sagt Ulrike Jansen. „Und wir möchten uns auch bei unseren Kunden bedanken.“ Viele von denen waren am Gründonnerstag traurig, als sie den Jansens Lebewohl sagten. Aber die Kamener Marktgänger bleiben nicht fischlos: Din Zajmovic vom Kettwiger Fischhaus aus Essen hat am Donnerstag nach Ostern die Nachfolge der Jansens angetreten. Somit gibt es weiterhin zwei Fischhändler auf dem Kamener Wochenmarkt.
Der Marktwagen steht nun zum Verkauf
Den defekten Marktwagen haben die Jansens inzwischen ausrangiert. „Er steht zum Verkauf“, sagt Ulrike Jansen: „Vielleicht findet sich ja noch jemand, der Spaß daran hat.“ Wer ihn weiter für Verkaufszwecke nutzen will, müsse aber wohl eine ordentliche Stange Geld investieren.
Ulrike Jansen selbst fühlt sich noch viel zu jung, um sich aufs Altenteil zurückzuziehen. Deshalb begab sie sich – trotz der vermeintlichen altersbedingten Aussichtslosigkeit – auf Jobsuche. Über Erfahrung im Verkauf verfügt sie schließlich reichlich und im Einzelhandel werden – wie überall – erfahrene Fachkräfte gesucht.
Ulrike Jansen ist sehr zufrieden mit dem neuen Arbeitsplatz, den sie nur gut zwei Wochen nach dem Abschied vom Kamener Wochenmarkt antreten wird. Vor allem gefällt ihr, dass sich damit der Kreis in ihrem Berufsleben als Verkäuferin schließt: „Ich habe einst bei Rewe angefangen und nun höre ich dort auf.“
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien zuerst am 8. April 2024.