
Was tut eine Firma, wenn die Arbeit von Jahr zu Jahr steigt und das Personal die Aufträge kaum noch abarbeiten kann? Wenn Umstrukturierungen und Technisierung ausgereizt sind? Die Firma würde sich nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umsehen. Genau das macht nun die Stadt Werne. Allerdings steckt sie ein wenig in der Klemme.
Denn es geht um die Feuerwehr in Werne, die traditionell auf freiwilliger Basis organisiert ist. Das bedeutet, dass Männer und Frauen, die in anderen Jobs tätig sind, ehrenamtlich den Brandschutz in Werne übernehmen. Unsere Stadt hat allerdings eine Größe erreicht, dass sie eigentlich eine Berufsfeuerwehr bräuchte. Per Ausnahmegenehmigung darf die Verwaltung den Brandschutz weiterhin auf freiwilliger Basis organisieren, wenn bestimmte Parameter gewährleistet sind.
Zu diesen Parametern gehört etwa, in einer bestimmten Zeit nach der Alarmierung mit einer bestimmten Zahl von Kräften vor Ort zu sein. Dieses Ziel geriet mehr und mehr in Gefahr in den vergangenen Jahren, da sich die Einsatzzahlen innerhalb von zehn Jahren fast verdoppelt haben. Nun sollen drei neue Stellen für Entlastung sorgen.
Allerdings bedeutet das für die Stadt eine Gratwanderung. Schließlich will man nicht eine Teil-Berufsfeuerwehr in Werne einführen. „Wir wollen den Brandschutz weiterhin auf ehrenamtlicher Basis gewährleistet sehen“, sagt Bürgermeister Lothar Christ.
Neue Wehrleute als „Zwitterwesen“
Also sollen die drei Neuen eine Art Zwitter-Status haben. Sie sollen Mitarbeiter der Verwaltung sein, aber mit eindeutigem Schwerpunkt auf die Feuerwehr. Das unterscheidet sie von den aktuell neun Stadt-Bediensteten, die einen festen Job innerhalb der Verwaltung haben und zugleich Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr sind.
Diesen Kunstgriff wählte die Verwaltung, übrigens in enger Absprache mit der Wehrführung, um keine „Zwei-Klassen-Feuerwehr“ in Werne zu etablieren. Denn dagegen hatte sich die Wehrführung bereits vor einiger Zeit ausgesprochen. Sonst gäbe es einerseits Hauptamtliche, die ihr Geld durch den Brandschutz verdienen. Und andererseits, die Ehrenamtlichen, die nachts ehrenamtlich zum Alarm ausrücken und morgens wieder auf ihrer Arbeitsstelle erscheinen müssen.
Ich meine, dass diese Zwitter-Funktion der drei neuen Verwaltungsmitarbeiter dem Bedürfnissen aller Seiten entgegenkommt. Die Bewerber wissen, dass sie einen Feuerwehr-Schwerpunkt haben, die Wehr selbst wird aufgestockt. Und die Stadt Werne kann den Brandschutz weiterhin ehrenamtlich und damit deutlich preisweiter als mit einer Berufswehr organisieren.
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