Seit Jahren steigt die Zahl der Einsätze für die Freiwillige Feuerwehr Werne deutlich. 2022 waren es 556 - und damit gut doppelt so viele wie noch vor zehn Jahren. Die Frage der Einführung einer Berufsfeuerwehr stand deswegen in der jüngeren Vergangenheit immer mal wieder im Raum. Allerdings wäre die ziemlich teuer und würde den städtischen Haushalt stark belasten.
Wie man die Feuerwehr entlasten kann, wurde zuletzt ebenfalls verstärkt diskutiert. Und eine Maßnahme hat man inzwischen sogar schon umgesetzt: Bei der Stadtverwaltung wurden drei neue Stellen geschaffen, die mit Personal besetzt werden sollen, das bei der Feuerwehr mit anpackt. Dies ist in den entsprechenden Stellenausschreibungen - etwa für die eines Gerätewarts - als Voraussetzung angegeben.
Für zwei dieser Stellen ist die Bewerbungsfrist bereits abgelaufen. Und es gab auch qualifizierte Bewerber, wie Ordnungsdezernentin Kordula Mertens auf Anfrage unserer Redaktion am Mittwoch (30. August) mitteilt. Derzeit sind sieben Mitarbeiter der Werner Stadtverwaltung als ehrenamtliche Feuerwehrleute tätig. Bald sollen es zehn sein. Der Weg zur Wache ist definitiv kurz, denn die befindet sich bekanntlich in unmittelbarer Nähe zum Stadthaus. Das spart im Einsatzfall wertvolle Zeit.
Gesetzeslage bietet kaum Spielraum
Bereits im Februar kamen aus dem Haupt- und Finanzausschuss Fragen nach weiteren Unterstützungsmöglichkeiten auf. Eine davon: Könnten Einsätze vielleicht „eingespart“ werden? Der Gedankengang dahinter: Einige Aufgaben, wie die Beseitigung von Ölspuren auf der Fahrbahn, könnten doch die Mitarbeiter des Bauhofs übernehmen.
Und angesichts der hohen Zahl an Fehlalarmierungen mit Blick auf Brandmeldeanlagen müsse doch nicht immer sofort ein kompletter Löschzug ausrücken, solange nicht klar ist, dass es tatsächlich brennt. Ob das der Fall ist, könnte doch auch ein Hausmeister kontrollieren und dann Rückmeldung geben.

Diesen Vorschlägen erteilte Feuerwehr-Chef Thomas Temmann in der Sitzung des Ausschusses für Soziales, öffentliche Ordnung, Integration und Inklusion am Dienstag (29. August) jedoch eine klare Absage. Grund sind vor allem - aber nicht ausschließlich - gesetzliche Vorgaben.
Hat beispielsweise eine Brandmeldeanlage ausgelöst, so muss die Situation vor Ort zwangsläufig von qualifizierten Feuerwehrleuten „erkundet“ werden. Hinzu kommt: Zum Zurücksetzen einer Brandmeldeanlage ist in der Regel nur die Feuerwehr berechtigt.
52 mal mussten die Kameraden im vergangenen Jahr wegen einer ausgelösten Brandmeldeanlage ausrücken. Oft handelte es sich um einen Fehlalarm - entweder aufgrund eines technischen Defekts, einer „Täuschung“ (Auslösung etwa durch Staub, Dampf) oder schlichtweg aus Böswilligkeit.
Fehlalarme könnten bald teurer werden
Dass die Zahl der Einsätze zugenommen hat, hat aus Sicht des Feuerwehr-Chefs mehrere Gründe. Einer davon ist die Einführung der Rauchmeldepflicht vor gut zehn Jahren. Aktuell ist die Werner Feuerwehr für 53 Brandmeldeanlagen zuständig. Die befinden sich teils in großen Betrieben wie Amazon, teils aber auch in Einrichtungen wie Seniorenheimen.
Bisweilen ist eine vernachlässigte Wartung die Ursache für einen Fehlalarm - und genau deswegen wird bei Fehlalarmierungen auch eine Gebühr fällig. Die liegt derzeit bei 250 Euro, könnte aber schon bald auf 500 Euro steigen. Gespräche zwischen Feuerwehr und Stadt hat es darüber bereits gegeben. Und auch von der Politik kommt Rückendeckung. „Ich finde, da sollten wir nicht zu moderat sein“, betonte Ulrich Höltmann (SPD) im Ausschuss.

Und wie sieht’s in Sachen Ölspuren aus? Auch hier führt grundsätzlich kein Weg an der Feuerwehr vorbei. Sie muss ausrücken, um die Situation vor Ort einzuschätzen und im Sinne der Gefahrenabwehr Sofortmaßnahmen einzuleiten. Anschließend kann sie die Arbeit jedoch durchaus in andere Hände geben und so die Einsatzzeit verkürzen. Dazu gibt es Rahmenverträge mit Spezialunternehmen, die die Fahrbahn im „Nassreinigungsverfahren“ säubern.
Aus Temmanns Sicht bestehen folglich nur wenig Möglichkeiten, die Zahl der Einsätze zu reduzieren. Den richtigen Weg habe die Stadt allerdings bereits eingeschlagen - durch die Schaffung der drei neuen Stellen.
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