Das Wort „Schulpflicht“ ist durchaus wörtlich zu verstehen, es heißt ja nicht „Schulangebot“. Wer seinen Urlaub verlängert, also vor Ferienbeginn mit den Kindern verreist oder nach Ferienende zurückkehrt, muss zahlen. Die Schule meldet den Verstoß der Eltern gegen die Schulpflicht der zuständigen Bezirksregierung in Arnsberg - und die verschickt einen Bußgeldbescheid. Zwischen zehn und 80 Euro können pro versäumten Schultag fällig werden, bis zu einem möglichen Gesamtbetrag von 1000 Euro.
Ein absolutes No-go
An den Schulen in Lünen, Selm und Werne kommen solche Verstöße jedoch kaum vor. „Damit haben wir kein Problem“, sagt etwa Julia Thomas, Sekretärin der Elisabethschule in Lünen-Brambauer. Anfragen von Elternseite, ob man nicht ein Auge zudrücken könne, gebe es schon. Doch Ausnahmen würden nicht gemacht. Und die Eltern hielten sich auch daran. „Zumindest in den letzten zwei Jahren hatten wir keine Verstöße“, sagt Julia Thomas.
Auch an der Grundschule An den Äckern in Selm-Bork halten sich Schule und damit auch an die Eltern an die gesetzliche Vorgabe. Nur in Ausnahmefällen würden Kinder von der Schulpflicht entbunden, sagt Schulleiterin Anja Knipping. Wenn etwa ein Mädchen oder Junge etwa an einem Auswahlwettbewerb im Sport teilnehmen möchte, könne eine Beurlaubung durchaus in Frage kommen. „Das entscheiden wir dann individuell“, so Knipping. Ein absolutes No-Go auch hier: dass ein Kind wegen einer Verlängerung der Ferien der Schule fernbleibt.

Auch am Freiherr-von Stein-Gymnasium in Lünen kann man das Thema „Verstoß gegen die Schulpflicht“ sehr entspannt sehen. Schulsekretärin Alev Baran: „Das letzte Mal ist das vielleicht vor vier, fünf Jahren vorgekommen. Da kann ich mich an einen Fall erinnern.“
Auch Sandra Crämer, stellvertretende Schulleiterin am St.-Christophorus-Gymnasium in Werne, antwortet auf die Frage nach Verstößen gegen die Schulpflicht kurz vor Ferienbeginn oder kurz nach Ferienende mit einem klaren „Nein“. „Wir sind mit den Eltern im regen Austausch, damit das alles im Einklang ist. Die Eltern, die nachfragen, bekommen die entsprechenden Informationen.“ Auch sitzen die Schüler pünktlich wieder in den Klassen. Und die Eltern müssen sich nicht über Bußgeldbescheide aus Arnsberg ärgern.