Im Moment steht in der Fahrschule von Falk Rzepka vieles still.

© Jörg Heckenkamp

Fahrschul-Leiter Falk Rzepka (41) aus Werne: „Es ist eine Katastrophe“

rnCoronavirus in Werne

Der Lockdown trifft die Branchen höchst unterschiedlich. Supermärkte bleiben geöffnet, Gaststätten sind geschlossen. Bei Fahrschulen ist die Lage verzwickt. „Es ist eine Katastrophe“, sagt Falk Rzepka.

Werne

, 22.02.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Als der zweite Lockdown für eine Schließungswelle von Einzelhandelsgeschäften führte, waren einige Dinge klar geregelt. Wie etwa die Schließungsverfügung für Gaststätten, allerdings mit der Ausnahme, Speisen zum Abholen oder für die Lieferung anbieten zu können. „Wir Fahrschulen mussten uns dagegen die Frage stellen, was ist erlaubt und was nicht“, sagt Falk Rzepka.

Der 41-Jährige leitet seit 2010 seine Fahrschule FR an der Bahnhofstraße. Die Coronalage habe dazu geführt, dass von seinem vierköpfigen Team nur noch er voll arbeitet. „Die beiden Festangestellten musste ich in Kurzarbeit schicken.“ Der dritte Mitarbeiter ist eine Teilzeitkraft. „Der Januar war eine Katastrophe, da kam so gut wie nichts in die Kasse“, sagt der Inhaber. Wenn die sogenannten Januar-Hilfen abrufbar seien, „dann muss mein Steuerberater das auch beantragen“.

Fahrunterricht findet nur noch selten statt, sagt Falk Rzepka. Diesen Wagen habe er seit Dezember nicht mehr eingesetzt.

Fahrunterricht findet nur noch selten statt, sagt Falk Rzepka. Diesen Wagen habe er seit Dezember nicht mehr eingesetzt. © Jörg Heckenkamp

Der Dezember seit dagegen arbeitsintensiv gewesen. „Unser Ziel war es, noch möglichst vielen den Führerschein unter den Weihnachtsbaum legen zu können“, sagt Rzepka. Denn trotz Lockdown durften und dürfen Fahrschulen weiter ausbilden. Allerdings mit Einschränkungen. Und die seien oft nicht nachvollziehbar, sagt der Werner Experte.

Verzwickte Regelung für Fahrschüler

So sei es den Fahrschulen trotz Lockdowns erlaubt gewesen, diejenigen Fahrschüler weiter auszubilden, die die Theorie-Prüfung bereits bestanden und die Hälfte der Fahrstunden absolviert hatten. „Aber es gibt keine verbindlichen Regelungen, wann die Hälfte herum ist.“ Der Bedarf an Fahrstunden sei individuell höchst verschieden. Der eine sei nach 20 Stunden schon prüfungsreif, der andere erst nach 40.

Die Regelung habe dazu geführt, dass er ein Freundes-Duo, das nahezu zeitgleich die Fahrschule angefangen habe, unterschiedlich behandeln musste. Da der eine Freund schon mehr Fahrstunden absolviert hatte als der andere, „konnten wir den zur Prüfung führen, den anderen Freund leider nicht“, erzählt Rzepka. Der Frust bei besagtem Schüler und seiner Familie war groß.

Theorie-Unterricht ist erlaubt, findet aber nur online statt, sagt der Inhaber.

Theorie-Unterricht ist erlaubt, findet aber nur online statt, sagt der Inhaber. © Jörg Heckenkamp

Der aktuelle Stand sieht so aus: Die Zahl derjenigen, die zur Prüfung geführt werden können, nimmt ab. Neue Fahrschüler darf er zwar aufnehmen, „die Ausbildung findet aber zunächst nur theoretisch statt, Fahrstunden sind nicht erlaubt.“ Und auch die Theorie vermittelt er nicht wie sonst vor Ort in seiner Fahrschule, sondern online. „So habe ich beispielsweise am Donnerstag Online-Unterricht mit 14 Teilnehmern gemacht.“

Und noch eine Ausnahme ist erlaubt. Rzepka und Kollegen dürfen Schüler bis zur Prüfung führen, die die Lizenz beruflich benötigen. „Das können Auszubildende sein, die im Rahmen ihrer Berufsausbildung zum Beispiel Kurierfahrten übernehmen müssen. Oder Beschäftigte bei Pflegediensten.“ Voraussetzung hierfür sei eine Bescheinigung vom Arbeitgeber.

Rzepka: „Totalausfall im Januar“

Zu der verzwickten Situation bei den Corona-Vorschriften für Fahrschulen kommt die Existenz-Angst. „Ich kenne keine Fahrschule, die im November und Dezember Hilfen bekommen hat“, sagt der 41-Jährige. Bis jetzt sei er einigermaßen über die Runden gekommen. Doch nach dem „Totalausfall im Januar“ sieht es nicht gut aus.

Insgesamt sei die Situation für ihn und seine Kollegen mehr als belastend. „Die Branche hat keine Lobby“, sagt er, „nichts ist klar geregelt, wir fühlen uns alleine gelassen“. Der Blick in die Zukunft macht ihm Sorgen. „Das Coronavirus wird uns noch lange begleiten, damit werden wir leben müssen.“ Noch einmal schwenkt er zurück in die Gegenwart: „Ich finde es eine Katastrophe, wie es gerade läuft.“