Der Stadtrat von Werne hat in seiner jüngsten Sitzung final die Erweiterung der Wiehagenschule durch einen Neubau beschlossen. Mehrheitlich. Die stärkste Fraktion im Rat, die CDU, hat sich enthalten. Fraktions-Sprecherin Uta Leisentritt sagt im Interview: „Wir hätten es gerne anders gemacht.“
Frau Leisentritt, Ihre Fraktion hat sich bis zum Schluss gegen den Neubau auf dem Gelände der Wiehagenschule an der Stockumer Straße gesperrt. Warum hat sich die CDU in der entscheidenden Abstimmung enthalten und nicht dagegen gestimmt?
Weil wir nicht gegen eine Erweiterung der Wiehagen-Grundschule auf fünf Züge sind. Sondern an diesem Standort und auf diese Art und Weise.
Die Art und Weise bedeutet: Abriss der Turnhalle auf dem Schulgelände, um Platz für den Anbau, eine Erweiterung der Mensa, etc. zu schaffen? Und Neubau einer Turnhalle an der Klöcknerstraße?
Genau. Beide Vorhaben zusammen verschlingen knapp 14 Millionen Euro. Wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir durch eine Filial-Lösung rund acht Millionen Euro einsparen können. Bei der aktuellen Finanzlage der Stadt wäre das sehr sinnvoll gewesen.

Filial-Lösung hätte bedeutet, die ehemalige Wienbrede-Schule in der Innenstadt als Dependance der Wiehagenschule umzurüsten?
Diese alte Schule ist bereits einmal renoviert worden für die Belange der Verwaltung, die dort in Teilen untergebracht ist. Eine komplette Küche gibt es auch, das wäre perfekt für den Offenen Ganztag. Für die dort untergebrachten Flüchtlinge hätte man eine Lösung finden müssen. Wenn man großzügig rechnet, müsste man noch einmal drei Millionen in eine Sanierung stecken. Aber dafür hätte man eine taugliche, preiswerte Alternative für den Neubau gehabt. Dann hätte man abwarten können, wie sich die Schüler-Zahlen entwickeln und eventuell aus einer Dependance-Lösung eine neue Grundschule für Werne entwickeln können.
Aber was ist mit der Turnhalle?
Wir haben erst kürzlich die Halle an der Horster Straße für 1,3 Millionen Euro kernsaniert. Wenn wir, wiederum großzügig, nun jeweils 1,5 Millionen Euro für die Sanierung der beiden Einfach-Turnhallen an der jetzigen Wiehagen- und an der Wienbrede-Schule einkalkulieren, dann könnten wir uns den kostspieligen Neubau einer Zweifach-Halle an der Klöcknerstraße sparen. Wir würden also für Schul- und Hallen-Sanierungen circa sechs Millionen Euro ausgeben, statt 14 Millionen für die Neubauten. Einsparung, wie gesagt, acht Millionen Euro.
Nun hatte die Verwaltung in einer Antwort auf Ihre Vorschläge aber dringend vor einer Filial-Lösung gewarnt. Unter anderem argumentiert sie mit den erhöhten Kosten für Fahrten, aber auch aus pädagogischen Gründen.
Ich glaube, für die meisten Kinder wäre es überhaupt kein Problem, eine Schule mit zwei Standorten zu besuchen. Viele Eltern haben sich bei uns gemeldet und berichtet, dass die damalige Lösung (während der Bauphase der Wiehagenschule) ja auch eine 2-Standorte-Lösung war und dass das den Kindern sehr gut gefallen habe. Das scheint mir eher ein Problem für die Lehrer zu sein. Für die Filial-Lösung würde auch sprechen, dass man damit preisgünstiger etwaige Schwankungen bei den künftigen Schüler-Zahlen auffangen könnte. Wenn die Zahlen in zwei oder drei Jahren heruntergehen sollten, hätten wir für viel Geld einen Neubau hingestellt, der eigentlich überdimensioniert ist. Sollten die Zahlen dagegen noch weiter steigen, hätte man hier die Möglichkeit, eine neue Grundschule für Werne zu installieren.

Haben Ihre Bedenken nicht dazu beigetragen, das ganze Verfahren zu verzögern und somit auch zu verteuern?
Nein, das ist nicht richtig. Die Planungen sind im Hintergrund weitergelaufen. Bei einem Anfang des Jahres prognostizierten Haushaltsdefizit der Stadt Werne von rund 14 Millionen Euro finde ich es nur recht und billig, überall Sparpotenzial auszuloten.
Und die Baupreis-Entwicklung? Wird es nicht jeden Monat teurer, wie Lars Hübchen von der SPD jüngst im Ausschuss angemerkt hat?
Das ist nicht so, im Gegenteil, die Baupreise sind rückläufig. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung geht davon aus, dass die Baupreise in diesem Jahr um 3 und in 2025 um 5,5 Prozent sinken.
Aber es ist ja wohl unstrittig, dass die Wiehagenschule einen fünften Zug benötigt?
Das sehen wir auch so, jedenfalls im Moment. Aber wie oft haben Prognosen über Schülerzahlen nicht gestimmt? Denken Sie nur an die Eröffnung der neuen Wiehagenschule an der Stockumer Straße Ende 2019. Schon zwei, drei Jahre später war klar, dass die Schule zu klein ist. Und deswegen haben wir ja jetzt das Dilemma.
Ein Dilemma?
Was wir jetzt kriegen, ist das Schlimmste, was ich mir persönlich vorstellen kann. Wir kriegen eine fünfzügige Schule auf einem viel zu kleinen Gelände, wo noch nicht mal eine Turnhalle Platz hat und das zu diesen Kosten.